Seester. Die momentane Trockenheit stellt bäuerliche Kleinbetriebe und Milchbauern wie Thomas Hell aus Seester vor große Probleme.

Immerhin ein bisschen hat es zuletzt auf Thomas Hells Felder geregnet, doch die Freude darüber ist schon wieder verdunstet. Die zuvor anhaltende Trockenphase im Mai und Juni machen bäuerlichen Kleinbetrieben wie seinem das Leben ebenso schwer wie die aktuelle Schönwetterperiode. Laut dem Deutschen Wetterdienst lag die Niederschlagsmenge im Mai 40 Prozent unter dem Durchschnittswert, für einige Bauern in der Geest hat das Folgen.

Der 54 Jahre alte Milchbauer Hell besitzt in Seester ungefähr 42 Hektar Ackerland, auf dem er 20 Hektar Mais und 22 Hektar an saisonalem Getreide anbaut, um seine zurzeit 118 Kühe satt zu bekommen. Das wird immer schwerer. „Ich habe bereits mehr als 20 Zuchttiere verkaufen müssen. Bei weiteren Trockenphasen in der nächsten Zeit bekäme ich ein Problem.“ Und die sind angekündigt.

Hell säte seinen Sommermais am 5. Mai, aber ein Großteil des Saatguts liegt immer noch trocken im Boden, und trotz des zwischenzeitlichen Regens gibt es wenig Hoffnung, dass der Mais rechtzeitig aufgeht. Auch das Wachstum des Weizen lässt zu wünschen übrig. „Ein Teil ist auf dem Feld schon vertrocknet, die Maispflanzen haben sich zusammengezogen und sind umgekippt“, berichtet der Hofbesitzer: „Der Mais entwickelt jetzt seine Rispen, und die brauchen sehr viel Wasser. Wenn das nicht kommt, wird er bis zur Ernte im Herbst wohl nicht reifen.“ Wenn dieser Fall eintritt, erschwert es die Trocknung des Futtermittels. Aus unreifem Mais tritt im Trocknungsprozess ein Gärsaft aus, der aufgefangen werden muss, gleichzeitig gehen wichtige Nährstoffe verloren. Hell rechnet bis dato bereits mit mehr als zwei Hektar Ernteverlust.

„Ich habe einen Teil meines Grünlandes bereits gemäht, damit meine Tiere wenigstens das Heu fressen können, für frisches Gras ist es stellenweise zu ausgetrocknet. Aber der Ertrag aus dem ersten Schnitt lag mehr als ein Drittel unter dem des Vorjahres.“

Die Problematik ist dem Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Peer Jensen-Nissen, bekannt. Er sagt: „Im Grunde ist es ein regionales Problem. Bauern im Umkreis von Wedel haben meist Glück gehabt mit dem Niederschlag, aber auf weiten Teilen der Geest haben einige Höfe bisher seit Mitte April kein Regen abbekommen. Das betrifft nicht nur Futterbau- und Ackerbaubetriebe, auch Obsthöfe müssen mit eventuellem Ernteausfall rechnen.“ Flächendeckende Futterknappheit gebe es aber nicht.

2017 seien die Wachstumsbedingungen nicht viel besser gewesen, erinnert sich Thomas Hell: „Die Felder waren zu nass. Meine Maschinen hätten sich festgefahren, wir konnten also nicht rauf auf die Ackerflächen. Von Kollegen weiß ich, dass deren Saat teils großflächig weggeschwommen ist.“

Die Lösung? „Tiere verkaufen oder Futter zukaufen. Mais kostet momentan circa 1300 Euro pro Hektar, vermutlich wird der Preis steigen, wenn mehrere Bauern auf den Zukauf angewiesen sind. Fraglich, ob sich das in dem Ausmaße dann lohnt.“

Alternativen für akute Notsituationen gibt nicht. Laut Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, sind dies Einzelschicksale: „Als Landwirt trägt man immer ein gewisses Risiko, das muss jeder für sich kalkulieren können. Verlass auf die Witterungen gibt es nicht.“ Geforscht werde an robusteren Getreidesorten, die extremere Witterungsverhältnisse überstehen sollen, weiterhin kann die Landwirtschaftskammer beratend zur Seite stehen. An langfristigen Verbesserungsmöglichkeiten wird also gearbeitet, der Kleinbetrieb ist bis dahin weiter auf sich gestellt.

„Ein Notfallfond ist bisher nicht eingerichtet, da die Trockenheit nicht landesweit so ausgeprägt ist wie in Teilen des Kreises Pinneberg. Wie knapp das Winterfutter wird, ist erst im Herbst absehbar“, sagt Peer Jensen-Nissen. Dennoch sei die Qualität der letzten Ernte zufriedenstellend, die Quantität lasse allerdings mancherorts, wie erwartet, zu wünschen übrig.

Steuerlich begünstigte Rücklagenbildung gefordert

Die Komplikationen werden vom Bauernverband aber nicht ignoriert, denn ab dem 1. Juli gilt der Beschluss, dass Stilllegungsflächen zur Beweidung und Grünfutterproduktion genutzt werden können. Zufüttern müssen Milchbauern trotzdem, da die Kühe je nach Futtersorte bis zu 40 Kilo Trockensubstanz (Futtermittel ohne Wasseranteil) zu sich nehmen.

Ein schlechtes Erntejahr beeinflusst daher auch die Milchproduktion, die der Lebensunterhalt von Thomas Hell und vielen anderen ist.

Er hat den Wunsch an die Politik, die Ablehnung der Risikoausgleichsrücklage erneut zu überdenken. Dadurch sollen Landwirte in guten Jahren eine Rücklage in der Bilanz bilden können, die in schlechten Zeiten zur Stabilisierung des Betriebes aufgelöst werden kann. Wenn die Rücklage erhöht wird, sinken im selben Jahr der Betriebsgewinn und damit die Steuer. Wird die Rücklage später aufgelöst, steigen Gewinn und Steuern, aber Hell muss nicht darum bangen, dass seine Tiere hungern müssen.