Quickborn. Geschichtswerkstatt und Seniorenunion erinnern mit Gedenktafel am Harksheider Weg/Schulstraße an den 1911 zugeschütteten Teich.

Ein Teich gab der Stadt Quickborn einst ihren Namen, eine viele Jahrhunderte genutzte Viehtränke, die vor mehr als 100 Jahren zugeschüttet wurde. Hier am Harksheider Weg/Ecke Schulstraße verlief bis 1933 auch die Quickbornstraße. Insofern habe die Stadt „zweimal ihre Wurzeln verloren“, sagt Heimatforscher Jürgen Hühnke. Die Quickborner Geschichtswerkstatt hat jetzt mit der Seniorenunion eine Gedenktafel gestaltet, die an den alten Börn oder Born (Brunnen) für das „Quick“ erinnert, wie die Bauern früher ihren lebendigen Besitz, das Vieh, nannten.

So sah die nähere Umgebung der Börn zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus
So sah die nähere Umgebung der Börn zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus © Burkhard Fuchs/Geschichtswerkstatt | Burkhard Fuchs

Insofern sei es „ein besonderer Moment an dieser historischen Stelle“, sagte Erster Stadtrat Klaus H. Hensel feierlich bei der Enthüllung der Gedenktafel. Kaum einer in Quickborn kenne heute noch die historische Bedeutung dieser Verkehrsinsel zwischen drei Straßen in Form eines Dreiecks. „Hier fahren viele nur vorbei, ohne daran zu denken.“ Darum sei Irene Lühdorff von der Geschichtswerkstatt und Thomas Dänecke von der Seniorenunion im Namen der Stadt zu danken, dass sie diesen geschichtsträchtigen Ort wieder in Erinnerung rufen.

Selbst alteingesessene Quickborner glaubten, dass ihr Ort in etwa „schnelles Wasser oder Flüsschen“ bedeute, erklärte die ehemalige Volkshochschulleiterin Lühdorff. Dass sich aber der Begriff Quick nicht vom englischen Wort „schnell“ ableite, sondern im Altdeutschen das Vieh bezeichnete, weiß heute nicht einmal die Internet-Enzyklopädie Wikipedia. „Daher rührt bei uns noch der Begriff quicklebendig, der eigentlich eine Tautologie ist.“ Börn oder Born für Brunnen sei da geläufiger geblieben.

1991 gegründet

Die Geschichtswerkstatt in Quickborn hat sich 1991 aus einem Kursus der Volkshochschule gebildet. Die Gruppe besteht aus etwa zwei Dutzend an der Ortsgeschichte interessierten Menschen und trifft sich einmal im Monat unter der Leitung von Irene Lühdorff.

Sie hat zahlreiche Schriften herausgegeben, die sich mit der Geschichte des Torfabbaus, der Kieler Straße, den Höfen, Gastwirtschaften, Betrieben und der AKN-Bahn befassten.

1/2

Erstmals erwähnt wurde Quickborn als Gemeinde 1323. Somit müssen schon vor mehr als 700 Jahren die Landwirte aus dem Norden, die ihr Vieh auf dem Ochsenweg in den Süden über die Elbe trieben, hier Rast gehalten haben. Gespeist wurde die Börn vermutlich unterirdisch, so die Heimatforscher, zumal sie schon damals unterhalb der Kieler Straße (B4) lag.

Das war die namensgebende Viehtränke, die 1911 zugeschüttet wurde
Das war die namensgebende Viehtränke, die 1911 zugeschüttet wurde © Burkhard Fuchs/Geschichtswerkstatt | Burkhard Fuchs

Ende des 19. Jahrhunderts wird die historische Viehtränke zum Streitpunkt zwischen dem Gemeinde- und Amtsvorsteher Johann Nicolaus Donath und der Gemeindevertretung des damals etwa 1800 Einwohner zählenden Dorfes. Donath setzte sich - vergeblich - dafür ein, die Viehtränke am Börnplatz, wie er damals hieß, um einen Meter zu vertiefen und einen Brunnen herzurichten, um sie als Feuerlöschteich zu nutzen. Ihm war der Brandschutz sehr wichtig. Andernfalls sollte sie lieber zugeschüttet werden, weil sie zu stark verschlammte und im Sommer austrocknete, forderte der Amtsvorsteher. Denn sie sei „wahrlich keine Zierde“, zitiert der ehemalige Geschichtslehrer Jürgen Hühnke ihn in seinem mehr als 500 Seiten dicken Geschichtsband „Quickborn anno domini“ von 1997. Doch die sturen Gemeindevertreter ließen ihn abblitzen, trotz einer Strafandrohung von 100 Mark

Erst 20 Jahre später, im Jahre 1911, wird die Tränke dann tatsächlich zugeschüttet. Vermutlich weil der sie speisende Hörnborn zu sehr stank durch die Abwässer einer angrenzenden Färberei, glaubt Hühnke. Auch die 1903 abgeschafften Viehmärkte in Quickborn könnten ein weiterer Grund dafür gewesen sein. Ex-Amtsvorsteher Donath erlebte dies allerdings nicht mehr. 1897 beging er im Alter von 58 Jahren Selbstmord. Er hinterließ Quickborn eine Stiftung, mit der im Ersten Weltkrieg die erste Ganztagsschule finanziert wurde, die da noch Warteschule hieß, damit die Mütter den ganzen Tag an der Heimatfront arbeiten konnten.

Quickborns Erster Stadtrat Klaus H. Hensel (l.) mit Irene Lühdorff und Thomas Dänecke bei der Einweihung der Gedenktafel am Schulweg
Quickborns Erster Stadtrat Klaus H. Hensel (l.) mit Irene Lühdorff und Thomas Dänecke bei der Einweihung der Gedenktafel am Schulweg © Burkhard Fuchs/Geschichtswerkstatt | Burkhard Fuchs

Hühnke erinnert auch daran, dass die Quickbornstraße, die direkt an der Viehtränke vorbeiführte und Quickborn mit der Harkesheide (heute Norderstedt) verband, 1933 nach Adolf Hitler umbenannt wurde. Nach dem Krieg erhielt sie den später etwas umgewandelten Namen Harkesheider Weg. „Nun war der Ursprung des Ortsnamens endgültig verschwunden“, resümiert Hühnke. Dass Elfen den Börn als Jungbrunnen nutzten, wie es alte Erzählungen beschreiben, konnten die Geschichtswerkstatt und Heimatforscher Hühnke bei ihrer Recherchen nicht bestätigen.