Schenefeld. Das 50 Millionen Euro teure Projekt in Schenefeld ist geplatzt. Stadt und VHH können sich nicht auf einen Vertrag einigen.

50 Millionen Euro wollten die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) in Schenefeld investieren. Auf dem ehemaligen Parkplatz der Spar-Zentrale sollte der größte Betriebshof im Norden entstehen. Doch das Projekt ist geplatzt. Das Verkehrsunternehmen und die Stadt als Eigentümer der Fläche wurden sich nicht einig.

Die Absage kommt überraschend. Schließlich hatten die VHH immensen Druck aufgebaut und auf eine Fertigstellung des Betriebshofs bereits im Jahr 2020 gepocht. Geschäftsführer Toralf Müller hatte das Konzept seines Unternehmens Mitte September 2017 sogar persönlich im städtischen Planungsausschuss vorgestellt. Und noch am gleichen Abend beschlossen die Politiker die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans, um die baurechtlichen Voraussetzungen für das Projekt zu schaffen.

Es erfolgten Detailverhandlungen über den ersten Vertragsentwurf, der bereits zur Sitzung vorlag. VHH-Chef Müller hatte vorgeschlagen, die Fläche des bisherigen, 1975 eröffneten Betriebshofs am Osterbrooksweg gegen das 400 Meter entfernt gelegene Gelände des ehemaligen Spar-Parkplatzes zu tauschen. Die Stadt hatte das 40.000 Quadratmeter große Gelände 2015 für 1,9 Millionen Euro erworben. Der jetzige Betriebshof ist zwar nur 28.000 Quadratmeter groß, dafür liegt er verkehrsgünstig in direkter Nähe zu XFEL und ist im Gegenzug zum Tauschobjekt nicht durch Schadstoffe im Boden vorbelastet. Die Stadt wiederum hatte sich durch das Geschäft Einnahmen in Höhe von drei Millionen Euro erhofft und diese bereits in den Haushalt 2018 eingestellt.

„Wir haben in Vertragsdetails keine Einigung erzielt“, bestätigt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof das Ende der Verhandlungen. Gerüchte, wonach die VHH insbesondere aufgrund der Altlastenproblematik des Geländes kalte Füße bekommen hat, will sie nicht bestätigen. „Es gab mehrere Punkte, die nicht passten.“ Die Stadt habe aus der Altablagerung, die sich unterhalb des Parkplatzes befindet, nie einen Hehl gemacht. Küchenhof: „So etwas ist heutzutage kein Problem mehr. Das Umweltamt hat uns gesagt, etwas besseres als eine komplette Versiegelung der Fläche könne uns nicht passieren.“ Die Absage sei von der Gegenseite gekommen. Küchenhof: „Unsere Vorgaben waren klar und auch von der Politik abgesegnet.“

Auch VHH-Unternehmenssprecherin Anja Giercke bestätigt das Scheitern der Verhandlungen. „Es ist keine Einigung mit der Stadt zustande gekommen. Wir prüfen jetzt mehrere andere Optionen“, sagt sie. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele und noch keine finale Entscheidung gefallen sei, könne sie keine weiteren Angaben machen.

Nach Abendblatt-Informationen will das Unternehmen, das 589 Mitarbeiter in Schenefeld beschäftigt und damit einer der größten Arbeitgeber der Stadt ist, gern in Schenefeld bleiben. Eine Option soll der Umbau des bisherigen Betriebshofs sein, der durch den Zukauf weiterer Flächen in der Nähe wachsen soll. Viele freie und verfügbare Flächen gibt es nicht. Verhandlungen dazu sollen bereits laufen. Alternative soll eine Verlagerung nach Hamburg sein – entweder komplett oder in Teilen. Dann würden sich die Kosten für die Verkehrsleistungen im Kreis Pinneberg erhöhen, da sich Ein- und Aussetzwege der Busse zwangsläufig verlängern würden.

Weil sich die VHH verpflichtet haben, ab 2020 nur noch Elektrobusse einzusetzen, sind Umrüstungen auf den Betriebshöfen nötig. Aufgrund der Ladezeiten steigt der Fahrzeug- und Personalbedarf um zwölf Prozent, die zusätzlichen Fahrzeuge und die platzintensive Ladeinfrastruktur sorgen in Schenefeld für einen Flächenmehrbedarf von 40 Prozent. Die Umrüstung soll zwölf bis 14 Jahre dauern. Aktuell sind 159 Busse am Osterbrooksweg stationiert, im Elektrobus-Zeitalter sollen es 182 Fahrzeuge sein.

Die Stadt will nun laut Küchenhof „die Fläche selbst entwickeln“. Sie habe keine Angst, dass die Stadt das Gelände nicht loswerde. „Wir werden jetzt keine weitere Zeit verlieren und gemeinsam mit der Politik da rangehen.“ Für das Areal solle so schnell wie möglich ein Bebauungsplan als Gewerbefläche entwickelt werden. „Es gibt schon erste Skizzen, wie das neue Gewerbegebiet erschlossen werden kann.“