Quickborn. Heimatforscher hat in einjähriger Recherche die wechselvolle Geschichte des Elisenhofs in Quickborn aufgearbeitet.

Anno 1832 kommt der erste Aufschwung an in einem bis dahin sehr kleinen, sehr unbedeutenden Dorf. In jenem Jahr wird die Altonaer Chaussee gebaut, die heute Bundesstraße 4 heißt und durch das Dorf führt, das zur Stadt Quickborn geworden ist. Mit der neuen Straße entsteht die Notwendigkeit, eine Poststation zu errichten, einen Ort, an dem sich die Kutschenpferde ausruhen können. Auf Geheiß des dänischen Königs Frederik VI. setzt ein gewisser Theodor Frauen den Plan um. Der Jungunternehmer ist anfangs sehr erfolgreich. Und geschäftstüchtig. In kürzester Zeit kauft er sechs weitere Höfe im heutigen Quickborn auf und hat um 1850 „den größten Grundbesitz in der Stadt“. Es ist die Geburtsstunde des Elisenhofs.

Rudolf Timm von der Quickborner Geschichtswerkstatt hat jetzt die Entwicklung eines der wichtigsten Höfe der Eulenstadt nachgezeichnet. Dieser landwirtschaftliche Betrieb, der an der nach ihm benannten Straße am südwestlichen Ortsrand liegt und heute noch existiert, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. „Seine Bedeutung für Quickborn lässt sich allein schon daran erkennen, dass das Grundstück im Grundbuchamt Elmshorn mit der Nummer eins geführt wird“, sagt Timm. Er hat ein Jahr lang recherchiert, dabei alte Chroniken durchforstet, Kirchenbücher gewälzt, Zeitdokumente gelesen und mit Zeitgenossen und deren Familienangehörigen gesprochen. „Ich komme sehr gut mit Bauern klar und kann auch mit ihnen platt sprechen“, sagt der 73-Jährige, der früher als Kapitän zur See fuhr und heute einen Riesenspaß an der Aufarbeitung von Heimatgeschichte hat.

Das ursprüngliche Gut wird in acht Höfe aufgeteilt

Den Anstoß für diese Recherche hat Bürgervorsteher Henning Meyn (CDU) gegeben, der selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb führt und sich als kleiner Junge immer darüber gewundert habe, dass es an der Elisenhofstraße acht Gehöfte gibt, die fast gleichzeitig nach denselben Plänen erbaut wurden. Meyn: „Das ist ein wichtiger Teil der Quickborner Geschichte, der für die Nachwelt erhalten werden muss.“

Der Elisenhof Quickborn Anfang des 20. Jahrhunderts
Der Elisenhof Quickborn Anfang des 20. Jahrhunderts © Repro: Timm/Fuchs | Repro: Timm/Fuchs

Zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts zum Jungunternehmer Frauen. Weil er seinen ganzen Besitz auf Pump erworben hat, geht er bald pleite: Mit der Bau der Eisenbahnlinie wird seine Poststation überflüssig.

Fortan wechseln die Eigentümer fast jährlich, bis Menno Dammeier 1907 den Elisenhof kauft. Rudolf Timm von der Geschichtswerkstatt ist es mithilfe einer genealogischen Untersuchung des Namens gelungen, Dammeiers Nachfahren in Ostfriesland ausfindig zu machen. „Die wussten gar nicht, dass ihr Opa mal ein Gut in Holstein besessen hat“, sagt der Quickborner Heimatforscher etwas verwundert.

1932, hat Rudolf Timm herausgearbeitet, wird der ursprüngliche Gutsbetrieb mit 150 Hektar Land in zunächst sechs, dann in acht Höfe aufgeteilt. „Die Gebäude sind alle ähnlich und stehen auch noch.“ Es sind allerdings nur noch zwei in Betrieb, davon der heutige Elisenhof, den inzwischen Hartwig Paschke in dritter Generation mit 60 Milchkühen und 62 Hektar Land führt. Sein Großvater Hinrich Bornholdt hat ihn während des Krieges erworben. „Ich wusste gar nicht, dass der Hof in so vielen Händen war“, sagt Paschke. Auch er ist ganz begeistert von der akribischen Arbeit des Heimatforschers Timm.

Vor etwa 20 Jahren wird das Gelände ein vorerst letztes Mal Schauplatz historischer Ereignisse: Der Kreis Pinneberg plant eine große Abfalldeponie. Gesucht wird eine zehn Hektar große Fläche, auf der bis zu 25 Meter hoch der Abfall aus dem Kreis für die nächsten Jahrzehnte gelagert werden kann.

In den 1990er-Jahren soll eine Mülldeponie aufs Gelände

Der Elisenhof ist einer der Suchräume. Das schreckt die Bauern und auch viele andere Bürger in Quickborn auf und veranlasst sie zu einer Großdemonstration. Bauer Helmut Wulf weigerte sich sogar, die Probebohrungen auf seinem Gelände zuzulassen, weshalb ihm der Kreis Pinneberg mit Zwangsmaßnahmen und Geldstrafe von 10.000 Mark drohte. Das Verwaltungsgericht fordert den Kreis auf, dies zu unterlassen, solange die Sache nicht endgültig geklärt sei. Schließlich wird 1996 nach 4,5 Millionen Mark teuren Planungen Groß-Offenseth Aspern zum Standort der Deponie erklärt – Quickborn ist schon nicht mehr in der engeren Auswahl.

Doch ein neues Gesetz, die „Technische Anleitung Siedlungsabfall“ des damaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer (CDU), die eine Verbrennung allen Restmülls ab 2005 vorschreibt, begräbt alle Deponiepläne wieder.

Rudolf Timm von der Geschichtswerkstatt hat unterdessen herausgefunden: Die Quickborner „Bürgerinitiative zum Schutz unserer Natur“, die einst gegen die Deponiepläne kämpfte, besteht bis heute fort.

Das Buch „Elisenhof – Quickborner Siedlungsgeschichte“ (48 Seiten) der Geschichtswerkstatt von Rudolf Timm kann direkt bei ihm bestellt werden (Telefon 04106/49 55). Es ist auch in der Buchhandlung Theophil in der Klöngasse Am Freibad 4a zu haben. Ein Exemplar kostet 14 Euro.