Pinneberg. Thomas Benk und seine Mitarbeiter verhinderten manchen Diebstahl. Nun endet der Vertrag mit den Händlern in der City am 30. Juni.

Sie haben so manchen Diebstahl in den vergangenen Jahren verhindert. Nun hat die Firma Sicherheits-Concept in Pinneberg zum 30. Juni den Vertrag mit den Händlern gekündigt und dieses auf der Versammlung der Wirtschaftsgemeinschaft am Montag bekannt gegeben. Der Grund: Die Finanzierung des Sicherheitsdienstes gestaltet sich immer schwieriger.

„Wir haben zuletzt vier Kunden verloren“, sagt Geschäftsführer Thomas Benk. Zwei Kunden hätten das Geschäft aus Altersgründen aufgegeben, einer sei verstorben und für den vierten hatte es sich finanziell nicht mehr gelohnt. So war die Kundschaft auf 25 Händler geschrumpft. „Wir haben dadurch 1000 Euro im Monat weniger an Einnahmen“, sagt der 52-Jährige – ein Viertel der monatlichen Einnahmen. Benk hatte den Händlern vorgeschlagen, den Sicherheitsdienst nur noch wochentags einzusetzen und nicht mehr am Sonnabend. „Damit waren zwei Kunden nicht einverstanden. Sie wollten die Zusammenarbeit unter diesen Bedingungen beenden“, so Benk. Damit sieht er keine Möglichkeit mehr, den Security-Dienst in der Innenstadt aufrecht zu erhalten.

Sicherheitsdienst hat es mit organisierten Banden zu tun

Würden sich alle Geschäfte am Sicherheitsdienst beteiligen, wären die Kosten pro Kunde sehr viel geringer. „Immer mehr Geschäftsleute haben ihre Läden aufgegeben. Ketten großer Marken eröffnen Filialen, von denen sich nur wenige an den Sicherheitsdienst-Kosten beteiligen wollen“, sagt Benk.

Kam den Verkäuferinnen bislang jemand verdächtig vor, informierten sie vorsorglich die Firma Sicherheits-Concept in Pinneberg. Die wurde vor mittlerweile 19 Jahren aufgrund einer Händlerinitiative unter Vertrag genommen. „Damals gab es am Lindenplatz eine Trinker- und Drogenszene, die Kunden belästigte“, erinnert sich Benk. Die hat sich längst aufgelöst, der Vertrag zwischen Pinneberger Händlern und der Security bestand aber fort bis jetzt.

So sieht es in Elmshorn aus

Auch in Elmshorn, der größten Stadt im Kreis, ist Ladendiebstahl immer wieder Thema bei den Händlern. „Wir haben mit ihnen schon über einen privaten Sicherheitsdienst gesprochen. Da wir aber die Stadtwache direkt in der Innenstadt haben, ist die Polizei sehr präsent“, sagt Stadtmarketingchefin Manuela Kase.

Ein zusätzlicher Sicherheitsdienst sei daher nicht nötig. Die Beamten hätten schon so manchen Dieb, Wechselgeldbetrüger oder Taschendieb geschnappt. Das Konzept funktioniere super, so Kase. Zudem beschäftigten einzelne Händler zusätzlich noch Detektive in ihren Geschäften.

1/2

Heute haben Benk und seine Leute es hauptsächlich mit Ladendieben zu tun, darunter immer mehr mit organisierten Banden. Insbesondere organisierte Kriminelle aus Osteuropa klauen, was nicht niet- und nagelfest ist und gehen dabei professionell vor. Benk und seine Mitarbeiter verfolgten auch Diebe und hielten sie fest, wenn sie gestellt wurden, bis die Polizei eintraf. Drei bis fünf Mal die Woche wurden sie von den Verkäufern alarmiert.

„In 90 Prozent der Fälle, in denen wir hinzugerufen wurden, zogen sich die Diebe erfolglos wieder zurück“, sagt Benk, der auch Fachmann für Einbruchsschutz ist. Dieser Bereich seiner Firma wächst. Darum muss Benk auch keinen seiner drei festen Mitarbeiter entlassen, auch wenn nun die Zusammenarbeit mit den Händlern beendet wird. Von dem Subunternehmen, mit dem er zusammenarbeitete, wird er sich allerdings trennen müssen.

Der wirtschaftliche Schaden im Kreis Pinneberg ist statistisch nicht aufgeführt, aber Ladendiebe sind auch hier ein stetiges Problem. Jahr für Jahr werden mehr als 830 Ladendiebstähle von der Polizeistatistik erfasst. „Besonders betroffen sind Drogeriemärkte und Parfümerien“, sagt Benk, der eingetragener Fach-Errichter für mechanische Sicherheitstechnik ist. Dort lassen Diebe gern Rasierer, Rasierklingen und Parfüm mitgehen.

Die Finanzierung des Sicherheitsdienstes ist seit Jahren ein Thema gewesen. Schon 2009 mussten die „blauen Sheriffs“ ihren Service in der City reduzieren, weil das Geld fehlte. Damals hatte der private Sicherheitsdienst innerhalb eines Jahres 13 von 50 Kunden in der City verloren.

Kunden hätten Dienste gern weiter genutzt

Statt zwei uniformierter Männer war seitdem nur noch einer unterwegs gewesen. Schon damals hatte Benk gesagt: „Kommt es noch schlechter, machen wir Schluss.“ Nun wird die Drohung wahr.

Nicht nur Benk bedauert dies. Torsten Schröder, Sicherheitsbeauftragter der Volksbank Pinneberg-Elmshorn bedauert dies sehr: „Wir hätten gern mit Herrn Benk weitergearbeitet. Er hat gute Dienste geleistet und mit seiner Streife in der Fußgängerzone die eine oder andere Betriebsstörung abgewandt.“

Auch in der Parfümerie Schuback hätte man gern weiter mit Benk zusammengearbeitet. „Die Diebstahlsrate ist in Pinneberg generell hoch“, sagt Manuela Ernd, die seit elf Jahren in der Pinneberger Filiale arbeitet.

Benk sei innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen, während die Polizei eine halbe Stunde brauchte. „Da war der Dieb längst weg.“ Benk hätte nicht nur den Händlern geholfen, sondern auch mal einen Taschendieb gestellt und auf diese Weise für mehr Sicherheit in der City gesorgt.

Dennoch wolle sich die Stadt Pinneberg nicht an den Kosten beteiligen. „Mit ihm geht auch ein Stück Qualität in der Stadt verloren“, so Ernd.