Kreis Pinneberg. Elmshorn hat Sicherheitskonzept für Flora-Woche. Keine Rucksäcke bei Pinneberger Rockparty. Ackerfestival-Veranstalter entspannt.

Elmshorn feiert mit der Flora-Woche und dem Hafenfest eines der größten Volksfeste im Kreis Pinneberg. Vor allem am kommenden Wochenende geht es rund. Tausende Menschen werden rund um den Hafen erwartet. Die Stadt reagiert mit einem umfassenden Sicherheitskonzept, das sie am Montag im Rathaus vorgestellt hat.

„Wir haben eine neue Lage, auch für Elmshorn“, sagt Stadtrat Dirk Moritz mit Blick auf die jüngsten Anschläge in Spanien. „Wir wollen vorbereitet sein, denn Täter suchen gezielt nach Schwachstellen.“ Eine konkrete Bedrohung gebe es zwar nicht. „Ziel ist aber, dass die Menschen unbeschwert feiern können“, sagt Bürgermeister Volker Hatje. Er und Moritz hatten sich beim Metalfestival in Wacken das Sicherheitskonzept angesehen und Tipps eingeholt.

Das Sicherheitskonzept entstand in enger Abstimmung mit dem Polizeirevier Elmshorn: „Wir werden erhöhte Präsenz zeigen“, sagt Revierleiter Thorsten Buchwitz. Zudem müssen Besucher mit stichpunktartigen Taschenkontrollen rechnen. „Jeder Besucher sollte sich überlegen, ob er eine große Tasche mit auf das Fest nehmen muss.“

Petra Langefeld (v. l.), Amtsleiterin Flächenmanagement, Dirk Moritz, Stadtrat der Stadt Elmshorn, Bürgermeister Volker Hatje und Polizeichef Thorsten Buchwitz stellen das Sicherheitskonzept für das Hafenfest in Elmshorn vor
Petra Langefeld (v. l.), Amtsleiterin Flächenmanagement, Dirk Moritz, Stadtrat der Stadt Elmshorn, Bürgermeister Volker Hatje und Polizeichef Thorsten Buchwitz stellen das Sicherheitskonzept für das Hafenfest in Elmshorn vor © HA | Anne Dewitz

Das Festgelände rund um den Hafen wird großräumig für den Verkehr gesperrt, auch mit sogenannten Big Bags, großen mit Sand gefüllten Säcken. Betroffen sind die Schauenburger Straße, Wedenkamp, Nordufer und Vormstegen. „Ein Lkw kann auf 300 Metern auf 60 Kilometer pro Stunde beschleunigen“, sagt Moritz. Da Terroristen nicht davor zurückschrecken, Fahrzeuge als Waffe einzusetzen, sei es richtig und wichtig, vorübergehend einen möglichst verkehrsfreien Raum zu schaffen. Auch Busse werden umgeleitet. Um die Verkehrsbehinderungen auf ein Mindestmaß zu reduzieren, werden die Sperrungen direkt nach dem Fest wieder abgebaut. Auch der Wochenmarkt auf dem Buttermarkt wird erreichbar sein.

Wenn Mitte September das Rockfestival im kleinen Kummerfeld steigt, stehen auch dort die Veranstalter vor der Herausforderung, die Sicherheit gewährleisten zu müssen. Vor der Bühne herrscht Gedränge. Es ist viel Alkohol im Spiel. In Tagen des Terrors, in denen Einzeltäter auch mal ohne großen Aufwand zuschlagen, wird mancherorts mit einem Verbot auf die potenzielle Bedrohung reagiert. So herrschte etwa beim Wacken-Open-Air ein Rucksackverbot.

Für Birte Ganser, die das Ackerfestival mitorganisiert, kein Thema. „Es wird viel Panik gemacht, bei uns gibt’s nur Taschenkontrollen, das reicht“, sagt Ganser. Ein Sicherheitskonzept für das Festival, zu dem 2000 Besucher erwartet werden, gibt’s trotzdem. Daran kommt heute niemand mehr vorbei. Ein professioneller Sicherheitsdienst werde mit bis zu zehn Mitarbeitern vor Ort sein. „Zusätzlich haben wir ehrenamtliche Ordner im Einsatz.“ Bei den Kontrollen gehe es darum, Waffen auf dem Festivalgelände auszuschließen. „Vor allem aber wollen wir keine Glasflaschen“, sagt Ganser, die 2006 zu den Initiatoren der zweitägigen Ackerparty gehörte.

Angst vor Terror treibt Birte Ganser nicht um, wenn sie an das nahende Festival denkt – obwohl Experten das nahe Pinneberg als eine Hochburg von radikalen Salafisten bezeichnen. „Es kann überall etwas passieren, auch wenn ich am Bahnhof unterwegs bin“, sagt sie.

Zufahrt zum Stoppelmarkt mit Müllcontainern versperrt

In Barmstedt waren beim Stoppelmarkt, der am späten Montagabend zu Ende ging, erhebliche neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. So seien nach den jüngsten Attacken mit Autos und Transportern die drei wichtigsten Zufahrtsstraßen in die Innenstadt mit Big Bags abgesperrt worden, erklärt Heiko Lichy vom Barmstedter Ordnungsamt. Zudem seien große Müllcontainer so aufgestellt worden, dass sie mögliche Zufahrten in den Fußgängerbereich deutlich eingeschränkt hätten. „Zu diesen Sicherheitsmaßnahmen ist man heute ja schon fast gezwungen“, sagt Lichy. In den Vorbereitungsgesprächen mit dem Veranstalter, der Polizei und der Freiwilligen Feuerwehr sei das Konzept entstanden. Zusätzlich habe die Polizei ihre Präsenz verstärkt. Auch der private Sicherheitsdienst, den der Veranstalter im vorigen Jahr erstmals auf dem Stoppelmarkt eingesetzt hatte, sei weiter verstärkt worden.

Mitveranstalter Günter Sattler zog Montag Bilanz: „Wir hatten null Probleme auf dem Stoppelmarkt. Es ist alles ruhig verlaufen.“ Lichy bestätigt: „Besucher haben sich durch unsere Maßnahmen sicherer gefühlt, wie sie sagten.“

In Quickborn würden „im Rahmen unserer lokalen Möglichkeiten die Sicherheitsfragen für jede Veranstaltung geprüft“, teilt Stadtsprecher Jochen Lattmann mit. Quickborn sei „nicht nur aufgrund aktueller Ereignisse, sondern insbesondere seit dem 11. September 2001 hinsichtlich der Sicherheit sensibilisiert“, so Lattmann weiter. „Aber wir werden unsere Sicherheitsvorkehrungen nicht öffentlich kommunizieren“.

Uetersens Ordnungsamtsleiter Victor Delva will bei Sicherheitsmaßnahmen für größere Veranstaltungen in der Rosenstadt ein gesundes Maß halten. „Beim kommenden Weinfest haben wir vorgegeben, dass etwas mehr Security als sonst vor Ort sein soll. Wir wollen aber keine großen Barrieren aufbauen“, sagt Delva.

Gäste der Sommertour zeigen Verständnis für Kontrollen

Mit den jeweiligen Veranstaltern sei Uetersen in Kontakt, um passende Maßnahmen zu beraten. Im Ergebnis könne das in Einzelfällen durchaus zu strengeren Kontrollen führen. Wie etwa bei der NDR-Sommertour. „Weil es dort sehr viele Besucher gab, hatten wir extra aufgestockt. Wir haben die Sicherheit etwas höher gefahren als notwendig, um den Besuchern ein gutes Gefühl zu geben“, sagt Delva. Mehr Sicherheitskräfte und Rucksackkontrollen prägten das Fest, alles sei aber mit Augenmaß betrieben worden. „Es war nicht so, dass jeder Beutel durchsucht wurde“, sagt Delva. Besucher hätten Verständnis gezeigt. Darauf hofft auch Jens Schmidt, wenn im September auf der Drosteiwiese in Pinneberg das Rockfestival Wake Up Pi steigt. „Rucksäcke sind bei uns verboten“, sagt der Organisator. Das Sicherheitskonzept mit professioneller Security habe sich 2016 bewährt.