Schenefeld. Laut Zwischenbericht des Hamburger Senats sind finanzielle Gründe ausschlaggebend. Rückschlag für die Stadtkernplanung.

Der Traum von einer Anbindung Schenefelds an das Hamburger Schienennetz – er ist wohl geplatzt. Im Verkehrsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft wurde nun ein Zwischenbericht vorgestellt, der eine direkte U- oder S-Bahn-Verbindung in die kleine Nachbarstadt als unwirtschaftlich einstuft. „Der finanzielle und betriebliche Aufwand wäre immens“, urteilte der Hamburger Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof.

Kosten-Nutzen-Verhältnis laut Hochbahn nicht ausreichend

Ein wesentliches Argument, warum die Weiterführung der geplanten U 5 vom Osdorfer Born über die Stadtgrenze hinaus nicht realisiert werden sollte, ist die zu dünne Besiedelung Schenefelds. Ein Schnellbahnanschluss würde demnach nur etwa 6000 Einwohner und 1300 Arbeitsplätze erschließen und täglich nur geschätzte 5700 Fahrgäste bringen. Damit sieht die Hamburger Hochbahn kein ausreichendes Kosten-Nutzen-Verhältnis und stuft Schenefeld als „nicht U-Bahn-würdig“ ein.

Seit Februar 2017 untersucht eine Arbeitsgruppe, die aus Vertretern Hamburgs und Schleswig-Holsteins besteht, einen möglichen Bahnanschluss für Schenefeld. Mehrere Varianten standen zur Diskussion: Zwei Strecken, die von Lurup-Nord jeweils nach Schenefeld und Osdorf führen und bei denen die Züge entweder in Lurup geteilt werden oder die Endstationen abwechselnd anfahren, wurden schnell verworfen. Als realisierbar wird nur eine Variante eingestuft, bei der die Züge zuerst bis zum Osdorfer Born fahren, dort wenden und dann weiter nach Schenefeld fahren.

Die Stadt Schenefeld, der Kreis Pinneberg und das Land Schleswig-Holstein hatten auf die Untersuchung gedrängt, nachdem Hamburg in den Vorjahren den „Bahnträumen“ Schenefelds mehrfach eine Absage erteilt hatte. Dass nun am Ende ebenfalls eine Absage stehen könnte, kommt für Schenefelds Bürgermeisterin Christiane Küchenhof „nicht wirklich überraschend“. „Es war schon von Beginn an absehbar, dass die Kosten verglichen mit der Nutzung nicht wirtschaftlich darstellbar sind.“

Dennoch sei es „sehr schade“, wenn die Anbindung der Stadt ad acta gelegt werden würde. „Wir wären nur auf die Fahrgastzahlen gekommen, wenn wir ganz viele Pendler aus dem Umland in Schenefeld in die Bahn gesetzt hätten. Dann hätten wir aber riesige Flächen für Park-and-ride-Plätze vorsehen müssen.“ Sie sei von Anfang an skeptisch gewesen, ob das Ziel zu erreichen sei, so Küchenhof. „Wir haben trotzdem viel Zeit und Energie reingesteckt. Aber wenigstens haben wir es versucht.“ Sie wünsche sich, dass das Kapitel nicht ganz zugeschlagen werde. „Bei der Planung könnte man wenigstens eine Option vorsehen, dass die Strecke später bis Schenefeld verlängert werden kann. Alles andere wäre kurzsichtig.“

Landrat Oliver Stolz, der sich mehrfach für eine Anbindung Schenefelds ans Schnellbahnnetz eingesetzt hatte, ist überzeugt, dass es für ein abschließendes Urteil noch zu früh ist: „Es sollten erst die Ergebnisse abgewartet und bewertet werden, und zwar gegebenenfalls mit dem Land zusammen. Erst danach wird feststehen, ob das Thema weiterverfolgt wird.“ Zweifel an der Wirtschaftlichkeit hätten aus Hamburger Sicht immer bestanden. Stolz: „Aber wir müssen auch weitergehende Überlegungen, insbesondere die Straßenbelastung, Verkehrslärm und Entwicklung der Pendlerbeziehungen sowie die prognostische Entwicklung der Stadt Schenefeld in den kommenden 50 Jahren im Blick behalten.“

Einer, der die Entwicklung Schenefelds im Blick hat, ist Stadtplaner Ulf Dallmann. Er hat gerade Unterlagen für einen städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb fertiggestellt, der europaweit ausgeschrieben wird und sich mit der Neugestaltung des Stadtkerns befasst: „In den Wettbewerbsunterlagen haben wir die Vorgabe gemacht, dass im neuen Stadtkern ein Platzhalter für einen Bahnhof enthalten ist.“ Vorgegeben sei ein unterirdischer Bahnhof, der oberirdisch eine Busanbindung mit ausreichend Parkplätzen erhalte. Ende März 2017 hatte Dallmann eine Vorlage für den Stadtentwicklungsausschuss erstellt, die von den Politikern abgesegnet wurde. Darin nennt die Stadt den weltweit einzigartigen Forschungslaser XFEL, der langfristig um ein Science Center für Besucher und ein Gästehaus erweitert werden soll, den neuen Stadtkern mit dem erwarteten Einwohnerzuwachs in diesem Bereich und die vielen Pendler, die einen neuen Bahnhof in Schenefeld nutzen würden, als Hauptargumente für eine Anbindung Schenefelds.

„Es wäre sinnvoll, uns anzubinden. Die Bahn ist das bequemere Verkehrsmittel und wird im Vergleich mit dem Bus besser angenommen. Außerdem würde mit der Bahnverbindung der Busverkehr in und um Schenefeld deutlich entlastet“, so Dallmann. Er hätte für einen Bahnhof in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums plädiert. Noch gebe es dort auch Flächen, auf denen Park-and-ride-Plätze gebaut werden können. „Wir brauchen dafür 4000 bis 10.000 Quadratmeter. Die können wir nicht ewig frei halten.“