Wedel. Das letzte Zeugnis des alten Schulauer Hafens muss der Modernisierung des Areals weichen. Politiker kippen Ratsbeschluss.

Die Stadt Wedel verliert ein das Stadtbild prägendes Gebäude. Der Planungsausschuss hat während seiner Sitzung am Dienstagabend den Abriss des Hafenmeisterhauses am Schulauer Hafen beschlossen. Die Politiker kamen damit dem Wunsch der Stadtverwaltung nach und kippten einen Ratsbeschluss vom Juli des vergangenen Jahres, dem zufolge eine Sanierung erste Wahl war. Nur eine Stimme erhob sich für den Erhalt des Wedeler Schmuckkästchens.

Die Verwaltung verweist in ihrer Vorlage auf die zahlreichen Mängel in der Bausubstanz. Die obere Kanzel müsste abgerissen und neu gebaut werden, das Sockelgeschoss sei nicht hochwassersicher. Das Gebäude wäre wegen des schlechten Baugrundes durch Pfahlgründungen zu sichern. Außerdem wird rund um das Hafenmeisterhaus demnächst an der Promenade gearbeitet. Die Verwaltung geht davon aus, dass das alte Gebäude dadurch weiteren Schaden nähme. Das verursache zusätzliche Kosten, so die Prognose.

Fachdienstleiter Karl-Heinz Grass erklärte den Politikern zudem, dass eine Sanierung die Stadt mehr kosten dürfte als Abriss und Neubau. Diese Variante wird mit 104.000 Euro veranschlagt, die Sanierung mit mindestens 132.000 Euro. Der Rathausmitarbeiter sieht die Stadt zudem unter Zeitdruck. Die Verwaltung hat die Bauanträge für die Umgestaltung der Ostuferpromenade fertig, möchte sie so schnell wie möglich beim Kreis einreichen. Und erst nach einer Entscheidung über das Hafenmeistergebäude könnten beim Innenministerium Anträge auf Geld aus der Städtebauförderung gestellt werden.

1967 gebaut

Erbaut wurde das Hafenmeisterhaus für den Schulauer Hafen im Jahr 1967. Bereits um 1965 war der Trakt der Toilettenanlage errichtet und danach das Hafenmeistergebäude angebaut worden.

Zuvor waren dort eine Kneipe und eine Werkstatt gewesen, die in der Sturmflut 1962 untergingen.

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Für den Erhalt des Gebäudes setzt sich Grünen-Fraktionschef Olaf Wuttke ein. „Im Frühsommer 2017 haben wir uns erstmals mit einer Fortschreibung des Rahmenplanes für den Hafen beschäftigt, und schon damals ging es für die Verwaltung nur um den Abriss des Gebäudes“, kritisiert er. Selbst als der Rat die Sanierung des Gebäudes beschlossen hatte, habe sich im Rathaus keiner darum gekümmert, einen Förderantrag zu stellen. Die Verwaltung habe dazu erst von den Politikern aufgefordert werden müssen, so Wuttke. Das Land und die Maritime Landschaft Unterelbe hätten das Vorhaben unterstützt, sodass Wedel nur rund ein Drittel hätte zahlen müssen.

An der jüngsten Vorlage, nach der die Politiker für den Abriss votierten, lässt der Grüne auch kein gutes Haar. „Da wird mit einem neuen Gutachten argumentiert, aber das Gutachten bekommen wir nicht zu sehen“, sagt er, der Zweifel äußert, „dass das Papier überhaupt existiert“.

Den Ratsbeschluss zum Erhalt des Gebäudes hatten die Grünen noch zusammen mit der CDU durchgedrückt. Nun erklärte der Ausschussvorsitzender Michael Schernikau (CDU) für seine Fraktion: „Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Es gibt ganz viele Gründe, die die Stadtverwaltung aufgeführt hat.“ Der Christdemokrat nannte als wichtigsten Grund den Bauantrag für den östlichen Teil des Schulauer Hafens, der baldmöglichst gestellt werden soll. Außerdem können dann Förderanträge gestellt werden. Schernikau: „Es geht nicht nur um das Hafenmeistergebäude, sondern um die ganze Ostpromenade.“

Breite politische Mehrheit für den Abriss

„Wir wollen den Hafen endlich zu Ende bauen“, argumentierte Ingrid Paradies (WSI) für den Neubau. Sie zog Vergleiche zur Entstehungsgeschichte von Elbphilharmonie und Hauptstadtflughafen BER. Unterstützung bekam die Stadtverwaltung noch von Rüdiger Fölske (SPD), Martin Schumacher (FDP) und Dieter Strüven (Linke).

Als Ersatz soll jetzt an gleicher Stelle ein ähnlich gestaltetes, jedoch größeres Gebäude errichtet werden. Die Stadtverwaltung sieht den Vorteil, dass das neue Gebäude gegen Hochwasser geschützt und deswegen ganzjährig nutzbar sowie barrierefrei sei.

Ganz aufgeben mag der letzte Streiter in der Politik für den Erhalt des Gebäudes nicht. Zur letzten Ratssitzung in dieser Wahlperiode am 3. Mai ab 19 Uhr im Ratssaal will Wuttke mit einem Antrag versuchen, das Blatt noch einmal zu wenden.