Wedel. Rat beschließt, doch die Förderfähigkeit einer Flutschutzmauer mit Glaselementen zu prüfen. Wird das alte Hafenmeisterhaus erhalten?
Es besteht doch noch eine Chance, dass die Flutschutzmauer am Schulauer Hafen in Wedel mit Glaselementen optisch aufgewertet wird. Und das alte Hafenmeisterhaus an der Ostmole ist dem sicheren Abriss vorerst entronnen: Wedels Ratsmitglieder haben am Donnerstagabend einen in beiden Punkten entgegengesetzten Beschluss revidiert, den der Planungsausschuss Anfang des Monats gefasst hatte. Anscheinend gab es vor der Sitzung eine Absprache zwischen CDU und Grünen, die neue Mehrheiten möglich machte. Jedenfalls stimmten beide Fraktionen (die Grünen allerdings nicht geschlossen) dem Antrag der jeweils anderen zu.
Es geht auch um die Nutzung von Fördermitteln
Die CDU hatte das Thema Flutschutzmauer erneut auf die Tagesordnung gebracht. Fraktionsvize Michael Schernikau mutmaßte, der konkrete Gegenstand der Beschlussfassung sei im Planungsausschuss nicht allen bewusst gewesen – eine Planungsgrundlage nämlich, auf Basis derer ein Antrag auf Städtebauförderung gestellt werden kann. „Es geht um die Chance, überhaupt Förderung zu bekommen“, so Schernikau.
Wie berichtet, kostete die Ausstattung der Flutschutzmauer mit Glaselementen im oberen Bereich schätzungsweise gut zwei Millionen Euro und wäre damit etwa 160.000 Euro teurer als die ohnehin notwendige grundlegende Sanierung der bestehenden Flutschutzklappen. Die bloße Instandsetzung ist definitiv nicht förderungsfähig.
„Bei den Glaselementen sehen wir aber noch eine Chance auf Zuschüsse aus der Städtebauförderung, weil dabei die optische Aufwertung im Mittelpunkt steht“, so Bürgermeister Niels Schmidt. Dann würden sich die Mehrkosten um zwei Drittel reduzieren. Eine Chance, die die Stadt nun zu nutzen versucht. Ausgang offen. Was später wirklich gebaut wird, dürfte erst beschlossen werden, wenn das Innenministerium in Kiel über den Förderantrag beschieden hat.
Kritik an einer Flutschutzmauer mit Glas kommt von WSI, Linken und SPD. WSI-Fraktionschef Joachim Funck äußerte Sicherheitsbedenken. Außerdem befürchte er, dass Autofahrer von Lichtreflexion im Glas geblendet werden könnten. Für die SPD und Linke sprechen die auch im Falle einer Förderung höheren Kosten gegen Glaselemente. SPD-Ratsfrau Jutta Kross gab außerdem zu bedenken, dass der von vielen erhoffte Durchblick Richtung Elbe – ein Argument für Glaselemente – Kindern und kleineren Menschen trotzdem verwehrt bleibe.
Auch beim Hafenmeisterhaus soll nun erst mal die Frage nach möglichen Zuschüssen geklärt werden. Grünen-Fraktionschef Olaf Wuttke, dem alte Gemäuer eine Herzensangelegenheit sind: „Wir haben hier ein historisches Gebäude, das in einem bald völlig erneuerten Gebiet steht.“ Das sei ein spannender Kontrast. Der an sich schon beschlossene Abriss, dem eine Rekonstruktion folgen sollte, sei „Schummel“. Und er appellierte: „Wir sollten zum ersten Mal ernsthaft prüfen, ob es nicht auch für eine Sanierung des Gebäudes Fördermittel gibt.“ Erst wenn sicher sei, dass es kein Geld gebe, sollte abschließend entschieden werden. Dazu CDU-Mann Michael Schernikau: „Ich verstehe die Grünen so, dass das Original das Ideal ist. Dass man die Förderfähigkeit prüft, das ist sinnvoll.“
Ohnehin scheint das alte Gebäude den Wedeler Politikern mehr zu bedeuten, als es zunächst den Anschein hatte. FDP-Fraktionsvorsitzende Renate Koschorrek sagte: „Eine rekonstruierte Identität gibt es eben nicht. Es geht darum, ein kleines Stück Wedeler Geschichte zu erhalten.“ Petra Kärgel (Grüne) zog eine Parallele zu Menschen, die etwas sammeln, sei es altes Spielzeug, seien es Bilder oder Oldtimer. „Die wollen ja auch das Original haben und nichts Nachgemachtes.“ Und Linken-Fraktionschef Detlef Murphy nannte das Hafenmeisterhaus „das letzte Stück Originalität in einem doch eher austauschbaren Hafen“.
Hafenmeisterhaus: Abriss und Neubau teurer als Sanierung
Der von den Hafenplanern favorisierte Abriss und anschließende Neubau würde schätzungsweise 104.000 Euro kosten und böte aus ihrer Sicht unter anderem den Vorteil, dass mehr Nutzfläche in einem dann hochwassergeschützten Erdgeschoss zur Verfügung stünde. Eine Sanierung wäre etwa 12.000 Euro günstiger – vorausgesetzt, dass während der Bauphase keine unvorhersehbaren Komplikationen auftreten.