Wedel . Bei der Sanierung des Businessparks wurden große Fortschritte erzielt. Nur im alten Hafen gibt’s Probleme mit dem Bodenaustausch.

Es sieht etwas gespenstisch aus. Einsam und verlassen liegt die nagelneue Straße im Businesspark da. Großzügige Parkbuchten warten auf zahlreiche Nutzer, die neue Straßenbeleuchtung auf ihren ersten Einsatz. Drumherum nur brachliegende Erde und weit und breit kein Mensch. Wann sich das ändert und sich hier die erhofften neuen Unternehmen ansiedeln können, ist aufgrund eines laufenden Rechtsstreits mit der Nachbarschaft völlig unklar. Dabei hat es in den vergangenen Jahren viel Zeit und Geld verschlungen, den Boden für Wedels Businesspark Elbufer zu bereiten – und es wird weitere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen, bis die Altlast völlig getilgt ist.

100.000 Tonnen belastete Erde wurden entsorgt

Durch Schächte gelangen Mitarbeiter zu Messpunkten, wo die Beschaffenheit des Grundwassers untersucht wird
Durch Schächte gelangen Mitarbeiter zu Messpunkten, wo die Beschaffenheit des Grundwassers untersucht wird © HA | Katy Krause

Denn bei dem Areal am Tinsdaler Weg handelt es sich um ein altes Raffinieregelände. Damals, als Umweltschutz noch ein Fremdwort war, sickerte in den Boden, was heute mit viel Geld beseitigt werden muss. 2011 verkaufte das Unternehmen Exxonmobil das 18 Hektar große Grundstück an die Stadt Wedel für einen symbolischen Kleinbetrag. Damals einigten sich Stadt und Exxon auf die aufwendige Sanierung des Areals. Exxon zahlte dafür einen zweistelligen Millionenbetrag in einen Sanierungstopf ein, Wedel übernahm das Grundstück und die Leitung in Sachen Sanierung. Heute ist schon ein großes Stück geschafft, aber auch noch viel zu tun, wie ein Gang über das Areal zeigt.

Außer der fertigen Straße ist vor allem der aufwendige Bodenaustausch vollendet. Knapp zwei Jahre lang rollten die Bagger. Auf dem Areal mussten 100.000 Tonnen kontaminierte Erde entsorgt und neuer Sand tonnenweise angekarrt werden. Nun verfügt der Businesspark über eine 1,80 Meter hohe einwandfreie Erdschicht. Auch die alte Grundwasserreinigungsanlage wurde durch eine neue und kleinere ersetzt. Kostenpunkt: eine Million Euro.

In dem unscheinbar wirkenden grünen Gebäude mündet die Drainage, die das Grundwasser zur Anlage schwemmt. Dort werden unter anderem mit Hilfe von Aktivkohlefilter die ungewollten Stoffe vom Wasser getrennt. Wie viel Wasser hier gefiltert wird, hängt vom Grundwasserstand und letztlich von der Jahreszeit ab. Derzeit laufen etwa 7000 Liter pro Stunde durch die Anlage. So gereinigt geht das Wasser noch einmal durch die neue am Hafen gebaute Regenkläranlage. Sie ist vor allem für das Oberflächenwasser des Businessparks gedacht, wird nun auch als zweite Reinigungsinstanz genutzt. Somit ist der Standard höher als zuvor, wie Jörg Amelung als Projektleiter für den Businesspark Elbufer erklärt.

Im Bereich des Hafens wurden beim Auskoffern zahlreiche Altlasten gefunden
Im Bereich des Hafens wurden beim Auskoffern zahlreiche Altlasten gefunden © Stadt Wedel | Stadt Wedel

Zudem wird die Entwicklung der Schadstoffe im Boden überwacht. Für einzelne Drainageabschnitte werden Zapfproben für die Analytik genommen und ausgewertet. Regelmäßig werden Berichte über die gemessenen Stoffe wie Benzole, Kohlenwasserstoffe oder Naphthalin erstellt. Ein Beispiel: Die LHKW-Werte (steht für Leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe, gelten teilweise als krebserregend) überschreiten in manchen Bereichen den Grenzwert in Hochjahren um das 50-fache.

Ein weiterer wichtiger Schritt wurde am alten Werkhafen getan. Dort wurde voriges Jahr kräftig gebaggert und den sogenannten Hotspots zu Leibe gerückt. Denn im Hafenbereich, direkt hinter der maroden Spundwand, befand sich viel kontaminiertes Material. Das ist raus und die Spundwand gesichert. In Kooperation mit der Umweltbehörde des Kreises als Aufsichtsbehörde wird nun an einem Konzept zum Umbau des Hafenbeckens gearbeitet. Idee ist es, die sanierungsbedürftige Mole zurückzubauen. Das klingt einfacher, als es ist.

Denn im Hafenbecken befindet sich ein schützenswertes Süßwasserbiotop. In den vergangenen Monaten musste aufwendig berechnet und nachgewiesen werden, wie sich der Hafenumbau und die damit einhergehende Strömungsänderung auf der Biotop auswirken. Ergebnis: Es wird in Richtung Hamburg abwandern. „Wir haben nun soweit alles zusammen und können die Unterlagen einreichen“, so Amelung. Bis es im Hafen sichtbar vorangeht, werden noch Monate vergehen. Erst muss das Verfahren zur wasserrechtlichen Planungsgenehmigung abgeschlossen sein. Das kann bis zu sechs Monate dauern. Ein Baubeginn vorm Winter soll vermieden werden, daher wird der Hafen wohl voraussichtlich im April 2019 umgebaut.

So steht es um die Klage gegen den Businesspark

Der Versuch, sich außergerichtlich zu einigen, ist ins Stocken geraten. Zwar hatten sich die Stadt Wedel und die klagenden Anwohner aus Rissen und Wedel auf Lärmwerte geeinigt. Doch es sind noch weitere Punkte offen.

Wedel stellte den Klägern ein Ultimatum. Die wiederum haben nach eigenen Angaben über ihren Anwalt erklären lassen, dass sie den von der Stadt parallel erarbeiteten neuen Bebauungsplan zum Businesspark abwarten wollen.

Ein Entwurf soll am 17. April auf den Tisch im Planungsausschuss kommen. Gibt es dort grünes Licht, folgt die frühzeitige Beteiligung von Öffentlichkeit und Behörden. Die Auswertung wäre für Sommer vorgesehen. Die anschließende Auslegung des überarbeiteten Bebauungsplanes ist für Herbst vorgesehen. Frühestens Anfang 2019 wäre er rechtsgültig, wenn keine weiteren Klagen folgen.

Wie berichtet, hatten sich Anwohner mit Erfolg gegen den Bebauungsplan und die darin enthaltenen Lärmwerte sowie Bauhöhen juristisch gewehrt.

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Zweiter Grundwasserleiter bereitet Kopfzerbrechen

Großes Kopfzerbrechen bereitet den Mitarbeitern der Wedeler Verwaltung und der Umweltbehörde des Kreises aber noch die Sanierung des zweiten Grundwasserleiters. Dabei handelt es sich um eine Gesteinsschicht, die das Regenwasser ableitet. Dadurch wird der Boden gewaschen und in diesem Fall die Chemikalien ausgespült. Der erste Grundwasserleiter, der oberhalb des Businessparks verläuft, wird mittels der Drainage und der Filteranlage gereinigt. Der zweite Grundwasserleiter befindet sich weiter unterhalb im Werkhafen. Ursprünglich war die Idee, ihn mittels einer biologischen Barriere Herr zu werden.

Nachdem der Boden im vergangenen Jahr ausgekoffert wurde, musste die Idee verworfen werden. Grund: Im Untergrund entpuppte sich die Gesteinsschicht als zu diffus und die Fließrichtung als nicht eindeutig genug für eine Barriere. Daher wird nun geprüft, ob die Sanierung mithilfe von Stoffen möglich ist, die man in den Boden einbringt. Noch gibt es kein Patentrezept für diese Altlast der Vergangenheit.