Quickborn/Ellerau. Politiker aus Quickborn und Ellerau führen nach jahrelangem Schweigen Gespräche. Kommt jetzt sogar eine Verwaltungsgemeinschaft?
Sie liegen direkt nebeneinander an einer Bahnstrecke und haben eine mehrere Kilometer lange gemeinsame Ortsgrenze an der Gronau und der Bahnstraße. Und doch schienen die Nachbarorte Quickborn und Ellerau in jüngster Vergangenheit oft Welten auseinander zu liegen. Mit der Eiszeit ist es nun vorbei.
Eine politische Entspannung ist plötzlich angesagt, die jahrelang kaum jemand für möglich gehalten hätte. Gerade haben sich die Kommunalpolitiker der CDU aus beiden Orten getroffen und eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten festgestellt. Sie diskutierten sogar über eine Verwaltungsgemeinschaft, die vor zehn Jahren noch undenkbar schien und Quickborn und Ellerau endgültig noch näher zusammenbringen würde.
Das erste Zeichen der Entspannung setzte Ellerau Ende 2017. Damals beschloss die dortige Politik, sich nun doch mit 40.000 Euro an den Kosten für den Umbau des seit sieben Jahren gesperrten Bahnsteigzugangs an der Bahnstraße zu beteiligen. Jahrelang hatte Ellerau das abgeblockt, weil es vornehmlich Quickborner Bürger von der anderen Straßenseite betraf, die einen längeren Umweg zum Bahnsteig in Kauf nehmen mussten.
Als vor einigen Wochen dann Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) den Bahnhof Tanneneck inspizierte, wo viele Quickborner Schüler im Neubaugebiet sicherer über die Straße zur Bahn nach Quickborn kommen wollen, klagten Politiker beider Orte gemeinsam über die schwierige Verkehrssituation. Und der Minister versprach, Abhilfe mit einer Ampel schaffen zu wollen. Die Bahnstrecke, die bis 2022 ausgebaut und zur S-Bahn-Linie 21 elektrifiziert werden soll, schweißt offenbar zusammen und lässt alte Feindschaften verschwinden.
So sagt Elleraus neuer CDU-Parteichef Axel Grages nach dem überraschenden Treffen mit den Parteikollegen aus Quickborn: „Wir sind regional so nahe beieinander. Unser Verhältnis muss einfach gut werden.“ Manche Ortsteile von Quickborn lägen weiter entfernt vom Zentrum der Stadt als das Rathaus von Ellerau. „Wenn ich aus meinem Büro schaue, blicke ich auf Quickborn“, sagt der Ellerauer Politiker.
Drittgrößte im Kreis
Quickborns Erster Stadtrat und CDU-Fraktionschef Klaus H. Hensel kann auch nichts Trennendes mehr erkennen. „Wir haben über viele konkrete Punkte der Zusammenarbeit gesprochen“, sagt er. Regelmäßige Treffen seien vereinbart, ein ständiger Informationsaustausch soll mögliche Konfliktfelder im Vorhinein ausräumen helfen.
Auch die Verwaltung ist auf Entspannungskurs. Bürgermeister Thomas Köppl (CDU) betont, dass sein Verhältnis zu Elleraus Bürgermeister Eckart Urban (SPD) schon immer „super“ gewesen sei – im Gegensatz zu dessen Amtsvorgänger Torsten Thormählen. Der habe vor zehn Jahren jede Zusammenarbeit sofort abgeblockt, weil er Stadtrat in Norderstedt werden wollte, und keinerlei Informationen nach Quickborn weitergegeben. „Das war diesmal völlig anders. Ellerau hat sofort positiv reagiert und uns alle Fragen beantwortet.“
Denn Quickborn würde nach Hasloh und Bönningstedt künftig auch gerne Ellerau mitverwalten. Er habe, sagt Köppl, inzwischen der Nachbargemeinde ein konkretes Angebot dafür unterbreitet, nachdem Elleraus bisheriger Partner Norderstedt den Vertrag zum 30. Juni 2019 von sich aus aufgekündigt hat. Es soll, so ist zu hören, finanziell erheblich günstiger sein als das Fortsetzungsangebot aus Norderstedt.
Auch für mögliche Konfliktfelder wie die geplante Vergrößerung des Einzelhandels in Ellerau, die Quickborn lange bekämpft hat, hat Köppl eine Lösung parat. „Das muss man in der Verwaltung organisatorisch streng voneinander trennen“, erklärt er, damit sich keiner übervorteilt fühle.
„Unsere Stadtentwicklungsabteilung dürfte in einer Verwaltungsgemeinschaft nie für Ellerau arbeiten so wie sie es auch nicht für Hasloh und Bönningstedt macht.“ Das sei Sache der Gemeinden. Da müsse sich Quickborn raushalten und die Verwaltung würde einen nur für die Gemeinde zuständigen Mitarbeiter für die Wahrung derer Interessen einsetzen.
Mit der Ellerauer Gemeindevertreterin Regina Stöver (50) von der BVE, die Rechtsfachwirtin ist bei Köppl im Liegenschaftsamt arbeitet und sich bereits als Bürgermeister-Nachfolgerin von Urban ins Gespräch gebracht hat, wäre dafür wohl schon die richtige im Quickborner Rathaus.