Quickborn/Ellerau. Stadtverwaltung sorgt sich um Anwohner. Nachbargemeinde hält die entstehenden Belastungen durch mehr Verkehr hingegen für zumutbar.
Das nachbarschaftliche Verhältnis zwischen der Stadt Quickborn und der Gemeinde Ellerau im Nachbarkreis Segeberg wird erneut auf eine harte Probe gestellt. Es könnte sogar ein Rechtsstreit drohen, kündigte Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl auf der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt an. „Das wird auf eine harte Auseinandersetzung hinauslaufen“, ist sich der Leiter der Stadtverwaltung sicher und ließ sich vom Aussschuss eine geharnischte Stellungnahme der Verwaltung absegnen. Auch das Innenministerium soll eingeschaltet werden.
Erhebliche Bauchschmerzen
Streitpunkt ist die geplante Erweiterung des Gewerbegebiets der Gemeinde Ellerau an der Bahnstraße, die auf der einen Seite zu Ellerau und auf der anderen zu Quickborn gehört. Dort, östlich des AKN-Bahnhofes Tanneneck und jenseits der A-7-Unterführung in Höhe des Waldweges, soll auf einem etwa acht Hektar großen Gelände zusätzliches Gewerbe angesiedelt werden. „Doch damit haben wir ganz erhebliche Bauchschmerzen“, machte Köppl deutlich.
So sorgt sich die Quickborner Verwaltung insbesondere um die Ruhe und Sicherheit ihrer Anwohner im Kiefernweg, der gegenüber des geplanten Gewerbegebiets durch das Wohngebiet Quickborn-Heide verläuft. Dort würde der Durchgangsverkehr um 20 Prozent auf 4100 Fahrzeuge am Tag ansteigen, wenn sich die Pläne der Nachbargemeinde realisieren ließen. Dies habe ein aktuelles Verkehrsgutachten ergeben, das Ellerau auf Drängen der Stadt Quickborn für den Bebauungsplan ausarbeiten ließ. Jedes zwölfte Fahrzeug im Kiefernweg wäre demnach sogar ein Lkw, was aus Sicht der Stadt Quickborn für eine Erschließungsstraße „nicht hinnehmbar“ sei, heißt es in einem Schreiben an die Nachbargemeinde.
5600 Fahrzeuge am Tag
Zudem würde der Verkehr auf der Bahnstraße in diesem Abschnitt sogar um 50 Prozent auf 5600 Fahrzeuge am Tag steigen, prognostiziert das Verkehrsgutachten. Weiter westlich in Höhe Bahnhof Tanneck wären es dann sogar 6850 Fahrzeuge am Tag. Diese Verkehrsmengen-Steigerungen seien „unverträglich“ für die Umgebung, die Planung sei daher abzulehnen.
Elleraus Bürgermeister Eckart Urban kann das nicht nachvollziehen. Jede Ausweisung von Gewerbeflächen bringe mehr Verkehr mit sich. Quickborn habe davon am Halenberg auch reichlich Gebrauch gemacht, wovon Ellerau mittelbar betroffen sei. „Wenn wir das nicht wollten, hätten wir ja überall Stillstand.“ Um ihre Anwohner im Kiefernweg vor dem Schwerlastverkehr zu schützen, könne die Stadt Quickborn ja dort ein Lkw-Verbot erlassen. Alles in allem sei die zusätzliche Belastung erträglich, ist Urban überzeugt. „Die Straßen wären auch mit der Erweiterung des Gewerbegebiets längst nicht ausgelastet und keinesfalls überlastet.“ Die Gemeinde Ellerau plane dieses Projekt bereits seit neun Jahren, so Urban. Inzwischen gebe es zwölf interessierte Firmen, allesamt aus dem klein- und mittelständischen Bereich, die sich dort ansiedeln oder wie ein Gerüstbauunternehmen aus dem Ort erweitern möchten. Die Intervention der Stadt Quickborn gegen das Vorhaben war eilig, weil im Juli die Einspruchsfrist abläuft. Bereits im August will Ellerau den neuen B-Plan verabschieden.
Weitere Zankäpfel
Es ist nicht der einzige Zankapfel zwischen den beiden Nachbarorten. Seit fünf Jahren streiten sie sich darum, wie die Kosten von 160.000 Euro für die Wiedereröffnung des Bahnzugangs an der Bahnstraße zum Bahnhof Ellerau aufgeteilt werden sollen. Da davon vor allem Quickborner profitieren würden, die an der Bahnstraße wohnen, will Ellerau nur 25.000 Euro dazuschießen und verweist im Übrigen auf die geplante Elektrifizierung mit zweigleisigem Ausbau der AKN-Strecke, was diese Maßnahme schon 2019 überflüssig machen könnte. In Quickborn wiederum findet sich keine Mehrheit, den Löwenanteil davon zu tragen, sodass das gesamte Projekt seit Jahren auf Eis liegt.