Elmshorn. „Starker Befall“. Bekämpfung mit Ködern und Fallen. Halle wird ausgeräumt und gesäubert. Händler müssen auf den Buttermarkt umziehen.

„Die Markthalle ist wichtig für uns Marktbeschicker“, sagt Doris Mesch, die auf dem Elmshorner Wochenmarkt Gewürze verkauft. Und für die Kunden auch. Doris Brendel etwa sagt: „Ich kaufe regelmäßig auf dem Wochenmarkt ein, trinke dann auch Tee und esse ein Brötchen in der Markthalle. Das ist hier wie eine große Familie.“

Bis auf Weiteres ist der Buttermarkt, wie die Elmshorner ihren Wochenmarkt nennen, dieser Attraktion beraubt. Mäuse haben sich das um 1920 erbaute Backsteingebäude als neues Zuhause ausgeguckt. Die Stadt hat es deswegen für sämtliche Nutzungen gesperrt. „Wenn wir bei einem gastronomischen Betrieb Ungezieferbefall feststellten, müssten wir handeln“, sagt Stadtrat Dirk Moritz. „Genauso müssen wir bei der eigenen Immobilie vorgehen, sind sogar besonders gefordert.“

Doris Mesch verkauft Gewürze auf dem Buttermarkt. Ihr Wagen steht direkt neben der Markthalle. Sie hofft auf eine schnelle Wiedereröffnung
Doris Mesch verkauft Gewürze auf dem Buttermarkt. Ihr Wagen steht direkt neben der Markthalle. Sie hofft auf eine schnelle Wiedereröffnung © HA | Thomas Pöhlsen

Am 28. Februar sei das Gebäudemanagement der Stadt über einen möglichen Mäusebefall informiert worden, sagt Moritz rückblickend. Ein Schädlingsbekämpfer wurde beauftragt. Er stellte sofort Schlag- und Köderfallen auf. „Es war die Frage, ob es sich um eine einzelne verirrte Maus handelte oder es eine Population gibt“, so Moritz.

Am vergangenen Montag setzten sich Vertreter des Gebäudemanamants mit dem Schädlingsbekämpfer zusammen und zogen Bilanz. „Wir müssen von einem starken Befall ausgehen, auch wenn die Zahl der Mäuse nicht bezifferbar ist“, sagt Moritz. Insbesondere im Kellerbereich, wo auch einige Marktbeschicker Ware lagern, haben sich die Tiere eingenistet. „In den oberen Stockwerken ist dagegen nichts“, sagt er.

Am Dienstag wurde die Markthalle dann gesperrt. Marktmeister Kai Krüger informierte abends alle 14 Kaufleute, die sonst in der Halle ihre Stände aufbauen, dass sie auf den Platz davor umziehen müssen. Die Beschicker hätten viel Verständnis gezeigt, hat der Stadtrat vom Marktmeister gehört. Von den 14 Anbietern hatten Mittwoch bereits fünf eine Möglichkeit gefunden, auf dem Buttermarkt ihre Ware anzubieten. Moritz hofft, dass auch die anderen Alternativen finden.

Die Markthalle auf dem Elmshorner Buttermarkt musste wegen Mäusebefalls geschlossen werden. Die öffentlichen Toiletten bleiben nutzbar
Die Markthalle auf dem Elmshorner Buttermarkt musste wegen Mäusebefalls geschlossen werden. Die öffentlichen Toiletten bleiben nutzbar © HA | Thomas Pöhlsen

Der Markthallen-Keller wird derzeit leergeräumt, um den Nagern Nahrung und Schutzraum zu entziehen. Dort sowie im Parterrebereich werden Lebendfallen und Köder aufgestellt. In den oberen Stockwerken wurden “Monitoringfallen“ aufgestellt, um die Entwicklung zu beobachten. Die gesamte Markthalle werde „akribisch“, so Moritz, gesäubert. Der Schädlingsbekämpfer guckt täglich nach dem Rechten. Es gibt noch keine Erkenntnisse darüber, wie die Mäuse reingekommen sind in jene Halle, für die die Stadt vor Kurzem eine Ideenwerkstatt ausgerechnet unter dem Motto „Altes Haus, neues Leben“ organisiert hatte. Dirk Moritz spekuliert, dass das kalte Wetter der vergangenen Wochen ein Grund gewesen sein könnte.

„Es ist völlig unbedenklich, bei den Marktleuten einzukaufen“, stellt er klar. Und die öffentlichen Toiletten im Parterre können ebenfalls bedenkenlos genutzt werden.

Bis zu 84 Händler

Der Elmshorner Wochenmarkt auf dem Buttermarkt ist mittwochs von 7 bis 12 Uhr und sonnabends von 7 bis 13 Uhr geöffnet.

Bis zu 70 Händler bauen am Sonnabend draußen ihre Stände auf, der Mittwochstermin wird von bis zu 60 Anbietern genutzt.

Die 14 Marktbeschicker, die bisher in der Markthalle ihre Stände aufbauten, finden nun auf dem Außengelände ihren Platz.

1/3


Trotzdem: „Ich habe 90 Prozent Umsatzeinbuße“, stellt Anke Rosenau am Mittwoch angesäuert fest. Sonst betreibt sie eine sehr beliebte Kaffeeklappe in der Markthalle, verkauft zusätzlich Tee und Kräuter. Zurzeit steht sie mit einem kleinen Teeverkauf auf dem Wochenmarkt, jedoch ohne die sonst so beliebten belegte Brötchen. Nicht nur die Kunden kaufen bei ihr, Anke Rosenau sorgt auf für die Verpflegung der anderen Marktbeschicker. Feste Nahrung gibt es am ersten Tag nach der Schließung der Halle nicht, nur 30 Kannen Heißgetränke konnte sie unter den erschwerten Bedingungen ihres kleinen Standes kochen und an die anderen Händler verteilen.

Termin der Wiedereröffnung ist nicht absehbar

„So etwas hat es ja noch nie gegeben“, wundert sich Hanne Reumann, nachdem sie den Anschlag über die Schließung an der Markthalle gelesen hat. Sie ist ebenfalls regelmäßige Wochenmarktkundin und wollte sich mit einem Kaffee aufwärmen. „Die Halle muss so schnell wie möglich wieder nutzbar sein“, sagt Doris Mesch, die ihre Gewürzstand immer direkt neben dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude hat. Und sie sagt: „Ich habe hier nie eine Maus gesehen.“

Doch zu einer schnellen Wiedereröffnung wird es voraussichtlich nicht kommen. „Jegliche mögliche Gesundheitsgefährdungen müssen ausgeschlossen werden können“, sagt Stadtrat Moritz. „Ich kann derzeit nicht abschätzen, wann dieser Punkt erreicht ist.“