Wedel . Wirtschaftsminister besucht Trioptics in Wedel. Unternehmens-Chef klagt über Fachkräftemangel. Ist ein neuer Studiengang die Lösung?

Die Büroräume sind hell und modern. Lounge-Ecken laden zum Verweilen ein. Für Besprechungen stehen nun sieben Räume zur Verfügung, samt technischem Equipment. Das neue Firmengebäude von Trioptics ist wirklich kein Vergleich zum alten Sitz an der Hafenstraße. In dem ehemaligen Bürogebäude war das wachsende Wedeler Unternehmen an seine Grenzen gestoßen. Rund 15 Millionen Euro investierte Trioptics-Begründer und Geschäftsführer Eugen Dumitrescu ins neue Domizil am Strandbaddamm. Derzeit werden die Büros bezogen, Lieferwagen karren im Wechsel die Umzugskartons herbei. Vor einigen Monaten waren bereits die Labore, das Lager und die Fertigung an den neuen Stammsitz umgezogen. Es sind aufregende Tage für Trioptics.

Da passt es, dass sich als einer der ersten Gäste im neuen Haus gleich der Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein angesagt hatte. Am Freitag konnte sich Bernd Buchholz (FDP) einen Eindruck vom Firmensitz verschaffen. Doch insbesondere beeindruckte Buchholz der Unternehmergeist Dumitrescus, der an seinem Geburtstag den hohen Gast aus Kiel persönlich empfing. „Das ist eine unglaubliche Firmengeschichte und eine tolle Leistung, was hier geschaffen wurde“, schwärmte Buchholz am Ende seines Besuchs.

Dumitrescu erschuf aus einem Ein-Mann-Betrieb ein international tätiges Unternehmen mit Standorten in Frankreich, Japan, China, Korea, Taiwan und den USA. Die Firma, die 1992 ihren Anfang in zwei Büroräumen nahm, zählt heute zu den führenden Herstellern von optischen Testinstrumenten. Mithilfe der Messgeräte aus dem Hause Trioptics werden beispielsweise Kameralinsen, Teleskope und Medizintechnik unter die Lupe genommen. Am Hauptsitz in Wedel arbeiten heute circa 250 Mitarbeiter, weitere 80 sind für die internationalen Niederlassungen tätig.

Und es könnten noch mehr sein, insbesondere im schleswig-holsteinischen Wedel. Denn viele Positionen sind bei Trioptics unbesetzt, zum Kummer Dumitrescus. Es fehlen die Fachkräfte. „Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt“, stellte der Trioptics-Chef fest. „Für uns ist die Bindung qualifizierter Angestellter ans Unternehmen sehr wichtig.“ Daher hat der Firmengründer am neuen Standort auch in die Ausstattung investiert. Ein Fitnessraum, eine große Dachterrasse sowie eine Kantine, in der frisch gekocht wird, sollen es den Mitarbeitern so angenehm wie möglich machen. Doch Dumitrescu sieht als Gewerbesteuerzahler und vom Wirtschaftsminister gelobter Arbeitsplatzbeschaffer auch die Landregierung in der Pflicht. Daher nutzte er den Ministerbesuch, um auf den Fachkräftemangel hinzuweisen.

Vor allem fehle es aus Sicht von Trioptics an Ingenieuren aus den Bereichen Physik und Optik. Für das Problem hat der Wedeler Unternehmer gleich eine Lösung parat. Er regte die Förderung eines Studiengangs „Physik-Ingenieur“ an der Fachhochschule Wedel an. Buchholz zeigte sich aufgeschlossen, war allerdings auch skeptisch, inwieweit die Förderung einer Privatschule möglich sei. Er pflichtete Dumitrescu: „Wir brauchen im Land mehr Ingenieure.“ Allerdings müsse die Förderung deutlich früher, nämlich bereits in den Schulen beginnen.

Noch deutlich ausgeschlossener zeigte sich der Wirtschaftsminister gegenüber Dumitrescus Idee, eine Clusterförderung für Unternehmen im optischen Segment zu prüfen. So verwies Dumitrescu darauf, dass es Anstrengungen im Bereich Life Sciences, erneuerbarer Energien, Ernährungswirtschaft, Informationstechnologien, Telekommunikation und Medien (ITM), Tourismuswirtschaft sowie für die maritime Wirtschaft gebe. „Auch im Bereich der optischen Industrie und Messtechnik brauchen wir eine bessere Vernetzung aller Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik“, forderte er. Da es im Hamburger Umland einige Unternehmen gebe, die im optischen Bereich tätig sind, konnte sich auch Buchholz die Einrichtung eines Cluster für optische Technologie samt eines Campus’ vorstellen. Das werde man prüfen.

Mit zahlreichen Anregungen im Gepäck reiste der Wirtschaftsminister. weiter. Auf dem Programm am Freitag stand auch noch der Besuch des Pharmaunternehmens Medac – ebenfalls ein Wedeler Familienunternehmen, das auf erfolgreiche Jahre verweisen kann.