Wedel. Firma Trioptics entwickelt ein neues Messverfahren, um Eigenschaften und Qualität hoch komplexer Linsen noch besser prüfen zu können.

Ob Kontaktlinsen bei Fehlsichtigkeit oder Intraokularlinsen zur Implantation bei Grauem Star: Die Entwicklung der kleinen Scharf-Macher zur Verbesserung der Sehfähigkeit unterliegt einer stetigen Verfeinerung. Um die weiterentwickelten Linsen auf die gewünschten Eigenschaften zu prüfen, bedarf es ausgeklügelter Messverfahren und spezifischer optischer Prüfgeräte. Diesen Anforderungen stellt sich das international ausgerichtete Wedeler Unternehmen Trioptics mit der Entwicklung eines neuen Wellenfrontsensors namens WaveScan. Das Projekt wird vom Land Schleswig-Holstein mit exakt 239.378 Euro gefördert.

Beim Blick hinter die Kulissen der Firmenzentrale an der Hafenstraße fällt auf, wie penibel sauber die Produktionsräume sind. Dunkelblaue Matten vor jedem Raum sorgen mit einer Klebefläche dafür, dass der Eintrag von Schmutz durch Schuhe minimiert wird. Kein Wunder, ist die Vermeidung von Dreck und Staub für Fertigung und Einsatz komplexer und empfindlicher Messgeräte geradezu ein Muss. Zwar besitzt das Unternehmen auch Reinräume, diese dürfen allerdings nur mit einer speziellen Kleidung betreten werden.

Trioptics’ Kunden sind die Hersteller optischer Komponenten wie beispielsweise Linsen. Anwendung finden die nicht nur in der Korrektur der Fehlsichtigkeit, sondern ebenso in der Luftfahrt, in Kameras und Kameraassistenzsystemen in Autos, in medizinischen Geräten, in den sogenannten Virtual-Reality-Brillen und bei der Mikrochip-Fertigung.

Die bisher verwendeten Sensoren eigneten sich allerdings nur für die Messung einfacher Linsen, sagt Florian Mathieu, der Leiter des neuen Projekts. „Heute jedoch sind Linsen konische Flächen, die verschiedene Zonen haben können, um in verschiedenen Bereichen Schärfe zu vermitteln“, erläutert er. Diese Hügellandschaft zu messen sei extrem aufwendig.

Aktuelle Sensoren könnten in der Genauigkeit, die in Zukunft gebraucht werde, nicht messen. Mittels der neuen WaveScan-Technik soll es durch eine Erweiterung des Messbereichs zukünftig möglich sein, individuell an Augenfehler angepasste komplexere Linsen in allen Teilbereichen zu prüfen. Dabei wird das für die Messung verwendete Licht durch Mikrospiegel so umgelenkt, dass die Linse innerhalb kürzester Zeit hochauflösend abgetastet werden kann. So wird eine Topografie der Linse abgebildet.

„Wir müssen immer versuchen, schneller als die Konkurrenz zu sein“, sagt Produktmanager Frank Peter auf die Frage, ob es Nachahmer gibt, die Trioptics-Entwicklungen kopieren. Er ist einer der Mitarbeiter, die beim Rundgang einen praktischen Einblick in die Produktpalette des Unternehmens geben und dabei demonstrieren, was die komplexen Maschinen leisten. Wie hoch die Anforderungen an heutige Messtechnik bereits sind, zeigt er am Beispiel von Objektiven für Smartphone-Kameras. In seinem Tester befinden sich 100 „Prüflinge“. Wie lange das Gerät für die Messung eines Objektivs benötigt, erstaunt: Lediglich 1,5 Sekunden. „Jedes Objektiv wird zu 100 Prozent getestet, bevor es eingebaut wird“, erklärt Peter.

Gruppenleiter Christian Buß demonstriert eine Justierdrehmaschine. Linsen, die mit ihren Fassungen verklebt sind, werden darin aufgespannt, um die Achse der Fassung mit der optischen Achse der Linse in Deckung zu bringen. So soll die ideale optische Qualität des Systems gewährleistet werden. „Die Oberflächen werden mit Diamantwerkzeugen bearbeitet“, erläutert Buß.

Eine andere Apparatur ist in der Lage, die Positionen in einer Fassung zu vermessen. Kunden können damit nachträglich Fehler im Aufbau von Objektiven korrigieren. Diese Technik wird beispielsweise von der Firma Zeiss zum Aufbau komplexer Linsen benutzt.

„Wir profitieren in Deutschland auch von guter Zulieferertechnologie“, sagt Geschäftsführer Eugen Dumitrescu, der die Firma aufgebaut hat. Das 1991 gegründete Unternehmen hat während seines 25-jährigen Bestehens beständig expandiert, was nicht nur zu einer wachsenden Zahl an Tochtergesellschaften und Mitarbeitern, sondern auch zu einem erhöhten Platzbedarf am Standort Wedel geführt hat. Ein Neubau am Strandbaddamm soll jetzt Abhilfe schaffen. Die Grundsteinlegung dafür ist am 26. September.