Quickborn. Die unheimliche Suche auf dem Grundstück des mutmaßlichen Mörders Frank L. in Quickborn erreicht einen neuen Höhepunkt.
Die Betonterrasse – mit Bagger und Meißel pulverisiert. Der hölzerne Wintergarten, der über der Terrasse thronte – mit schwerem Gerät eingerissen. Die Polizei macht in Quickborn auf der Suche nach Beweismitteln im Fall des toten Boxers Tunahan K. Tabula rasa. Der weiße Bungalow am Harksheider Weg, in dem der mutmaßliche Mörder Frank L. lebte, gleicht nach der sechsten großen Polizeiaktion von Donnerstag einem Trümmerhaufen.
Es war der zweite Tag in Folge, an dem die Polizei mit großem personellen Aufgebot und schwerem Gerät dem 5400 Quadratmeter großen Areal einen Besuch abstattete. Bereits im Januar, nachdem sich Frank L. einem Mithäftling in der Untersuchungshaft anvertraute und sich dann das Leben genommen hatte, gab es mehrere Suchaktionen. Damals nahmen die Beamten das Innere des Hauses auseinander und gruben an mehreren Stellen das Grundstück um. Umfangreiche Beweismittel wurden gefunden – darunter offenbar dieselbe Art von Munition, die im Juni bei der Ermordung des Nachwuchsboxers benutzt worden war.
Frank L. war am 4. Januar unter Mordverdacht an einer 76-jährigen Seniorin aus Appen festgenommen worden. Diese Tat aus dem November 2017 hatte der 58-Jährige gestanden. Inzwischen sind sich die Ermittler der Mordkommission sicher, dass er etwas mit dem Mord an Tunahan K. zu tun hat.
Warum drehen die Beamten auf dem Areal jeden Stein um?
Doch offenbar bringen die Beamten den wegen Gewaltdelikten mehrfach vorbestraften Mann noch mit zahlreichen anderen Taten in Verbindung. Anders ist der riesige Aufwand, mit dem in Quickborn nahezu jeder Stein umgedreht wird, kaum zu erklären. Am Mittwoch stand zudem ein Nachbargrundstück am Kurzen Weg, auf dem ein 49-Jähriger lebt, im Fokus. Auch am Donnerstag waren weitere Beamte im Inneren dieses Hauses auf der Suche. Sie sollen zudem auf dem Areal diverse Bäume gefällt haben. Absperrband der Polizei versperrt den Zugang, das Haus selbst darf nicht betreten werden. Schilder, die offenbar von der Spurensicherung stammen, hängen am Klinker sowie an der Eingangstür,
Ob der 49-Jährige unter Verdacht steht, ein Komplize von Frank L. zu sein, lässt die Polizei offen. „Der Mann befindet sich nicht im Polizeigewahrsam“, sagt Polizeisprecherin Merle Neufeld. Aus der Nachbarschaft ist zu hören, dass er vor Beginn der Polizeiaktion nach Thailand gereist sein soll. Sich vorstellen, dass der 49-Jährige mit Frank L. gemeinsame Sache machte, können sich die Nachbarn nicht. So soll der Mann dank seines vermögenden Vaters nicht unter Geldproblemen leiden. Dank des väterlichen Vermögens soll das Haus am Kurzen Weg kürzlich komplett renoviert worden sein.
Möglich scheint, dass Frank L. als gelernter Handwerker an diesen Arbeiten beteiligt war und daher das Nachbarhaus in den Fokus der Ermittler geriet. Auch seinen gemieteten Bungalow soll der 58-Jährige über die fünf Jahre, die er dort lebte, massiv aus- und umgebaut haben. So betonierte er sich eine Terrasse und errichtete darüber den hölzernen Wintergarten quasi als Anbau. Die Beamten rissen am Mittwoch zunächst die Seitenwände ein und begannen dann, mit Handmeißeln den Betonboden aufzustemmen. Das Werk vollendete am Donnerstag ein Bagger. Nachdem der Beton und der darunterliegende Sand entfernt waren, wurde an einer Ecke ein weiteres Betonstück entdeckt. Um dort mit dem Kleinbagger herankommen zu können, musste der gesamte Wintergarten eingerissen werden. Mit Motorsägen schnitt ein Beamter die Dachpappe durch und sägte im Anschluss die hölzernen Pfosten an, ehe die Konstruktion per Seilwinde vom Gebäude getrennt wurde.
Als dann erneut der Bagger zur Untersuchung der verdächtigen Stelle anrückte, versperrten extra von den Beamten angebrachte Planen den Fotografen die Sicht. Auf diese Weise blieb geheim, ob die Ermittler an dieser Stelle etwas gefunden haben. Auskünfte dazu gab es am Donnerstag nicht. Bestätigt wurde lediglich, dass es bei der Aktion am Mittwoch keine Funde gegeben hatte.