Pinneberg. Kritik der Woche: Autor Oliver Lück begeistert beim Literaturcafé in der Pinneberger Drostei mit Geschichten aus dem wahren Leben

Eine jahrzehntelange Freundschaft mit einem Fischer aus Portugal, entstanden aufgrund einer Flaschenpost: Es ist eine Geschichte, die aus dem Buch „Flaschenpostgeschichten“ von Oliver Lück entsprungen sein könnte. Tatsächlich jedoch stammt sie von einer Besucherin des Literaturcafés in der Pinneberger Drostei.

Als Moderatorin Sibylle Hallberg im Publikum zu Beginn der Veranstaltung nach Erfahrungen mit Flaschenpost fragte, hatte sie kaum mit Resonanz gerechnet. Dass ausgerechnet solch eine Antwort kam, zeigte, dass manch einer aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen den Weg zu der Veranstaltung gefunden hatte.

Ob eine Flaschenpost, die er in Henstedt-Ulzburg in die Pinnau werfe, wohl in Pinneberg landen würde? Darüber habe er sich vor der Veranstaltung so seine Gedanken gemacht. Mit dieser Frage eröffnete Oliver Lück seine Lesung, und hatte die Zuhörer sofort auf seiner Seite. Als er sie bat, doch künftig Ausschau danach zu halten – auch für die nächsten Jahre – lachten viele das erste Mal herzlich.

„Es ist vielleicht das letzte große Abenteuer, eine Flaschenpost zu schreiben“, betonte Lück. Er muss es wissen, immerhin war er jahrelang unterwegs und hat sich auf die Suche nach den Absendern und Empfängern von Flaschenpost entlang der Ostsee gemacht. Von den Begegnungen und Erlebnissen handeln die Geschichten in seinem Buch. Bis zum 26. Juni 2008 habe er gedacht, dass Flaschenpost etwas für Kinder sei. Doch an diesem Tag mit einer Begegnung in Lettland fing alles an. Die Flaschenpost hatte Oliver Lück in seinen Bann gezogen.

Genau das gelang dem Autor auch mit seinem Publikum. Egal, ob er Kapitel vorlas oder andere Anekdoten erzählte, die etwa 60 Besucher waren wie gefesselt von seinen Geschichten. Er las ausdrucksstark, mit teilweise verstellter Stimme. Lück trug so frei vor, dass manchmal gar nicht klar war, ob er tatsächlich las oder einfach frei erzählte. Untermalt wurden seine Erzählungen mit Tonaufnahmen von Gesprächen oder auch mal von Wildgänsen und Donnergrollen und mit vielen Bildern, die auf den Reisen entstanden sind.

„Denn jeder Bart ist natürlich nur so eindrucksvoll wie der Mann, der ihn trägt“: Dieser Satz, der zur Geschichte über den Fischer Arne gehört, sei sein absoluter Lieblingssatz. „Eigentlich könnte ich hier auch aufhören.“ Er tat es glücklicherweise nicht. Stattdessen unterhielt Lück seine Zuhörer noch mit vielen weiteren Geschichten – die meisten amüsant, doch manche auch traurig oder mit leise gesellschaftskritischem Unterton. Dass er sein Publikum am Ende aber immer wieder zum Lachen brachte, machte seine Lesung zu einer gelungenen Veranstaltung.

Literatur-Café: „Herrschaft(en)!“, So 25.3., 15 Uhr, Drostei Pinneberg, Dingstätte 23.