Pinneberg. Kritik der Woche: Viel Applaus fürs Forum Theater bei Premiere von „Das Verhör“. Ratssaal statt Ernst-Paasch-Halle als Aufführungsort.

Den Schlussapplaus der Premierenzuschauer hatten sich die Akteure des Forum Theaters Pinneberg mit ihrem neuen Stück „Das Verhör“ von John Wainwright redlich verdient. Denn die Laienschauspieler unter der Regie von Reinhard Matthies mussten das Kriminalstück am Sonnabend unter erschwerten Bedingungen aufführen.

Weil das eigentliche Domizil der Pinneberger Traditionsbühne, die Ernst-Paasch-Halle, saniert werden muss, war erst von einer kompletten Streichung aller Aufführungen in diesem Jahr die Rede. Doch dann konnte das Ausweichquartier gefunden werden, die Laienschauspieler zogen in den Ratssaal der Kreisstadt um. Dort jedoch waren die Örtlichkeiten für eine Theateraufführung alles andere als ideal.

Die an einer Längsseite des Saals aufgebaut Bühne kann nur bedingt ausgeleuchtet werden. An drei Seiten ist die Bühne von Sitzreihe umgeben. Die Akustik ist mittelprächtig, das Bühnenbild spartanisch, weil es schnell auf- und wieder abgebaut werden muss. Für die Souffleuse kann es keinen Kasten direkt vor der Bühne geben. Zwei sind es diesmal, und sie sitzen links und rechts der Bühne in der ersten Reihe. Folge: Bei einem Texthänger ist in Teilen des Ratssaal zu hören, was dem Schauspieler souffliert wird.

Angesichts dieser schwierigen Situation gelang es dem Forum Theater, eine runde Aufführung zu präsentieren. Wie weit darf ein Polizist mit seinen Verhörmethoden gehen? Diese Frage wirft John Wainwright mit seinem 1979 veröffentlichen Roman auf, der die Grundlage für das Theaterstück liefert. Der Rechtsanwalt Adam Barkley, gespielt von Detlef Murphy, ist als erster am Tatort eines grausigen Verbrechens. Ein Mädchen wurde vergewaltigt und anschließend erdrosselt. Der Anwalt war bereits in der Nähe, als einige Tage zuvor ein Mädchen auf die gleiche bestialische Weise zu Tode kam. Chief Inspector John Parker (Hans Molenda) lässt Barkley noch einmal zu einer Zeugenaussage vorladen. Beide verbindet eine Freundschaft, die Liebe zu Golfsport und Whisky. Glück mit den Frauen hatte keiner.

Handelt es sich bei dem Advokaten um einen gemeingefährlichen Sexualtäter oder um einen frustrierten Ehemann mit skurrilen Hobbys? Es entwickelt sich ein rasantes Frage-und-Antwort-Spiel, in dem sich die beide Hauptdarsteller attackieren, belauern, misstrauen, die Freundschaft beschwören. Molenda und Murphy brachten die Kontrahenten mit Spielfreude auf die Bühne. Hinzu kamen Barkleys jüngere Gattin (Babett Schemion), die ihren wohlhabenden Mann los werden möchte, sowie ein junger karrierebewusster Polizist (Marcus Thiel). Der Autor hält am Ende eine überraschende Wendung parat, die gleichzeitig eine Antwort auf die gestellte Frage bietet.

Neben den drei noch folgenden Aufführungen im Ratssitzungssaal tritt das Pinneberger Forum Theater noch einmal auf dem Wedeler Theaterschiff „Batavia“ auf.

Kriminalstück: Fr 16.2., Sa 17.2. 19.30 Uhr, So 18.2. 18 Uhr, Bismarckstraße 8, 11 Euro, Bücherwurm, Dingstätte 24, 04101/232 11; Sa 10.3. 20.30 Uhr, 16 Euro, www.batavia-
wedel.de.