Wedel. EX-HSVer Marcell Jansen engagiert sich nach der Fußballerkarriere in mehreren Geschäftsbereichen. Laden in Wedel eröffnet.
Ein Laden in der Nähe des Wedeler S-Bahnhofs: Für Marcell Jansen ist er der nächste Schritt in seiner beruflichen Laufbahn nach dem Leben als Fußball-Profi. Der frühere HSV-Spieler hat ein Sanitätsgeschäft eröffnet. Adresse: Rosengarten 3. Branchentypische Produkte für ältere Menschen, etwa Rollatoren, sucht der Kunde bei Renovatio allerdings vergebens. Jansen nennt es „Lifestyle-Sanitätshaus“. Es ist nicht die einzige Investition, bei der er sein Wissen und die Erfahrung aus der Fußballerkarriere einsetzt, die er 2015 im Alter von erst 29 Jahren für viele überraschend beendet hat.
Vor etwa fünf Jahren sei er in seiner Heimat Mönchengladbach für die Idee eines neuen Sanitätshauses begeistert worden, berichtet Jansen. Den Wert guter orthopädischer Hilfsmittel kann er nachvollziehen, sorgten erst die passenden Einlagen bei ihm dafür, dass Fußprobleme behoben werden konnten. „Wir wenden uns an aktive Menschen, die arbeiten und Sport treiben“, ergänzt Renovatio-Geschäftsführer Stefan Suhr. Bei Verletzungen oder sportmedizinischen Problemen soll geholfen werden.
Jansen wohnte einst in Rissen, hat seine Umgebung intensiv erkundet. Er kennt sich deswegen bestens in den Hamburger Elbvororten sowie in Wedel aus. Trotzdem hat es für den Bereich am Wedeler Bahnhof mit den zahlreichen Arztpraxen in der Nähe noch eine Standortanalyse gegeben. Das Wedeler Geschäft ist das dritte nach einem „Flagshipstore“ in der Hamburger Innenstadt in der ehemaligen Oberpostdirektion am Dammtor sowie einem Geschäft in der Nähe des UKE.
Jansen hält sich aus dem operativen Geschäft raus, hat jedoch durch seine Kontakte dafür gesorgt, dass der HSV, die HSV Hamburg-Handballer sowie die Basketballer der Hamburg Towers Kunden seines Unternehmens sind. Auf der Website loben Weltklassesportler wie der Handballtorwart Johannes Bitter sowie die Fußballer Claudio Pizzaro und Ivan Rakitic bei Renovatio erhältliche Produkte.
Zu den Gesellschaftern gehört auch Bernd Dankowski. Er ist Wirtschaftsprüfer, Präsident des Hamburger Radsport-Verbandes und organisiert das Rellinger Radrennen City Giro. Als Schenefelder bringt er seine guten Kontakte in die Sportszene des Kreises Pinneberg ein. „Wedel ist eine Sportstadt“, sagt er, nicht nur mit Blick auf die Basketballer des SC Rist und die vielfältige Amateurfußball-Szene. Wedel ist für ihn auch eine Stadt der Reiter und Rennradfahrer.
Vom Rheinland über Bayern zum HSV
Neben dem Sanitätsunternehmen hat Jansen in den vergangenen zweieinhalb Jahren weitere wirtschaftliche Standbeine entwickelt. „In die Geschäftsideen will ich mein Wissen über Fitness, Gesundheit und Ernährung einbringen“, sagt der frühere Leistungssportler. Dazu gehört das Restaurant Ben Green, das er zusammen mit dem Hamburger TV-Koch Steffen Henssler und einem Hersteller von Fertigspeisen am Flughafen Köln/Bonn eröffnet hat. Lecker, gesund und schnell ohne Zusatzstoffe wie Glutamat wird gekocht. Die Speisen sind glutenfrei, Jansen muss mit Lebensmittelunverträglichkeiten leben, jedoch nicht „bio“. Ben Green ist auf Expansion angelegt. Weitere Restaurants sollen folgen, unter anderem in Hamburg.
Dass er seine Kickerkarriere aufgegeben hat, um eine Geschäftsidee zu realisieren, hat Jansen erst vor Kurzem verraten. Dabei zielt er auf junge, kommunikationsfreundige Sportler ab. Mit einer App namens Picue sollen die Nutzer auf ihren Smartphones und Tablets „Wir-Momente“ austauschen können. Die Nutzer teilen über die App Fotos und Videos. Das funktioniert nicht wie ein soziales Netzwerk, sondern wie ein Gruppenchat. Jansen: „Picue bietet Nutzern ausschließlich für sie relevanten Content zu individuellen Interessen.“
Neben Sanitätshaus, App und Schnellrestaurant betreibt der agile Geschäftsmann noch mit Partnern eine kleine Beteiligungsgesellschaft, mit der sie in verschiedene Unternehmen aus dem Bereich Sport, Lifestyle und Gesundheit investieren. Außerdem engagiert sich der 32-Jährige vielfältig ehrenamtlich, etwa beim Fußballprojekt „Hamburger Weg“, dem bundesweiten Schulwettbewerb „Mathe macht das Tor“ sowie der „Deutschen Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind“.
Schmunzeln kann Jansen mittlerweile über eine Verbalgrätsche des Leverkusener Sportdirektors Rudi Völler nach der Verkündung des Karriereendes. „Wenn einer so früh aufhört, ohne verletzt zu sein, dann ist das ein Schlag ins Gesicht für jeden Sportinvaliden oder Jugendlichen, der irgendwann mal Fußballprofi werden will“, hatte der ehemalige Mittelstürmer der Nationalmannschaft kommentiert. „Wir haben uns seitdem schon mehrfach getroffen, die Sache ist ausgeräumt“, sagt der vielseitige Jungunternehmer.