Barmstedt. Ein Investor hat die Ruine erworben und will ab Frühjahr 2018 für 15 Millionen Euro Praxen, Pflegedienst und 60 Wohnungen bauen.

Eine jahrzehntealte Ruine verschwindet. Die seit mehr als 35 Jahren leer stehende alte Genossenschaftsmühle in Barmstedt wird endlich überplant. Ein Investor aus Bad Schwartau will aus dem fast 100 Jahre alten, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude ein Ärztehaus machen.

Zudem sollen auf dem knapp 8000 Quadratmeter großen, dreieckigen Gelände zwischen Nappenhorn und AKN-Bahnstrecke 60 seniorengerechte Wohnungen entstehen, die den Pflegedienst gleich vor Ort haben, beschreibt Investor Peter Bogenschneider das Service-Angebot. Insgesamt 15 Millionen Euro will der Unternehmer in dieses Projekt stecken.

Schon in Geesthacht und Dassow alte Speicher erhalten

„Das war lange ein richtiger Schandfleck in Barmstedt, und jetzt entsteht hier etwas ganz Einmaliges“, freut sich Egon Stach, der über den Insolvenzverwalter den Kontakt zum neuen Eigentümer Bogenschneider bekam und diesen jetzt als ersten Ansprechpartner in Barmstedt vertritt. „Wir müssen hier ja jemanden vor Ort haben“, erklärt Bogenschneider.

Die Alpha-Projektentwicklung Bogenschneiders kennt sich aus mit der Restaurierung und Modernisierung alter, geschützter Häuser. In Geesthacht und Dassow habe er alte Speicher wieder zum Leben erweckt, erklärt der Firmenchef, der zurzeit von der Ostsee aus mit sieben Mitarbeitern fünf Bauprojekte betreut. Auf die alte, ungenutzte Genossenschaftsmühle in Barmstedt, deren letzte Eigentümerin pleiteging, habe ihn ein befreundeter Makler aufmerksam gemacht, berichtet der Schwartauer. „Ich finde, solchen alten Objekte sind zu erhalten und dürfen nicht einfach abgerissen werden.“

Das Projekt Barmstedter Mühle soll bis 2019 umgesetzt werden

Das Projekt Ärztehaus mit Service-Wohnungen nebenan soll in zwei Schritten bis Herbst 2019 realisiert werden, erklärt Bogenschneider. Kernstück des Projekts ist die komplette Sanierung und Entkernung der alten Mühle, die bereits im Zuge der großen Bankenkrise Anfang der 1930er-Jahre in Konkurs ging und dann von der Elmshorner Genossenschaftsmühle als Lohnmüllerei betrieben wurde, bis die Anfang der 1980er-Jahre auch aufgeben musste. Seitdem stand das denkmalgeschützte Gebäude leer und wurde von Landstreichern als Unterkunft genutzt. Jetzt hat der neue Eigentümer vorsorglich alle Fenster und Zugänge verrammeln lassen. „Die Bausubstanz des historischen Gebäudes ist noch sehr gut“, sagt Bogenschneider. Die Balkenkonstruktion im Innern sei noch so intakt, dass dieses markante Gebäude in Bahnhofsnähe erhalten und das künftige Ärztehaus beherbergen könne.

Nachbarprojekt

In Barmstedt wird jetzt mit der Sanierung der Geno-Mühle eine zweite, lange ungenutzte Brachfläche wieder belebt.

Direkt nebenan im Nappenhorn befand sich die frühere Schuhfabrik Gabor, die dort bis zu ihrer Schließung 1993 rund 230 Mitarbeiter beschäftigte, die dort 40 Jahre lang fast 30 Millionen Damenschuhe hergestellt hatten.

Danach blieb auch dieses Gelände lange ungenutzt und verfiel. Erst jetzt wird es mit rund 50 Wohnungen und Einfamilienhäusern bebaut.

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Vier bis fünf Arztpraxen möchte Bogenschneider dort unterbringen. Erste Gespräche mit Ärzten aus Barmstedt führe er dazu bereits. Zudem sollten eine Apotheke und ein Café in den Altbau integriert werden. Die Mühle möchte Bogenschneider am liebsten an einen Investor verkaufen, der das Ärztehaus dann auf eigene Rechnung vermarkten könnte.

Elf Euro Kaltmiete pro Quadratmeter will der Investor nehmen

Bogenschneiders Alpha-Projektentwicklung will dann parallel neben der Mühle vier neue, dreigeschossige Gebäude errichten, in die die 60 seniorengerechten Wohnungen gebaut werden und der private Pflegedienst einziehen sollen. Auch dafür hat der Investor bereits einen Interessenten, sagt er.

Die 45 bis 70 Quadratmeter großen Ein- bis Dreizimmerwohnungen will er in Eigenregie für etwa elf Euro Kaltmiete pro Monat vermieten oder für 2800 Euro den Quadratmeter verkaufen. Sie werden barrierefrei sein, einen hohen Energiestandard haben und möglichst mit einer Photovoltaikanlage und einem Blockheizkraftwerk energieautark sein. Auch Gemeinschaftsräume seien geplant, sodass dies ein idealer Standort für ältere Menschen sein könnte, die hier mitten in der Stadt mit und ohne Pflegebedürftigkeit ihren Lebensabend verbringen möchten. „Wohnpark an der Geno-Mühle“ soll dieses Projekt heißen.

60 Parkplätze sollen auf dem Areal entstehen

Im Herbst möchte Bogenschneider die Pläne und sein Konzept den städtischen Gremien vorstellen. Die dürften froh sein, dass das verfallene Gebäude wieder eine sinnvolle Nutzung erhält. 60 Parkplätze sollen auf dem Areal ebenfalls entstehen. Dafür wird der alte Schuppen abgerissen, ebenso wie der Anbau der Mühle, der nicht unter Schutz steht. Im Frühjahr 2018 soll Baubeginn sein, kündigt Investor Bogenschneider an.

Dazu FWB-Stadtvertreter Peter Gottschalk: „Wir begrüßen es sehr, dass dieser alte Schandfleck jetzt endlich verschwindet und umgestaltet wird. So wird der Bereich optisch erheblich verbessert.“