Uetersen. Sie sind täglich viele Kilometer unterwegs. Was Berufsfahrer erleben, erzählen wir in der Serie Auf Achse. Heute: die Busfahrerin.

Es ist ein sonniger, kalter Wintertag in Elmshorn. Pünktlich um 10.12 Uhr setzt sich der Linienbus mit der Nummer 489 vom Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) aus in Bewegung. Die Fahrt geht in Richtung Uetersen – mit Sonja Oldenburg (46) am Steuer. Sie hat vor Abfahrt die Fahrscheine der Passagiere kontrolliert und jeden Gast freundlich mit einem „Guten Morgen“ begrüßt.

Schade findet es Oldenburg, dass es immer wieder Menschen gibt, die nicht zurückgrüßen. „Es fehlt teilweise leider an Höflichkeit“, sagt Sonja Oldenburg, die bei der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP) mit Leib und Seele Busfahrerin ist.

An diesem Vormittag sind nur wenige Fahrgäste an „Bord“ der Linie 489. Auffällig ist die Stille in dem Linienbus. Kein Wunder, haben doch die Fahrgäste fast alle Kopfhörer auf oder beschäftigen sich mit ihrem Smartphone. Angeregte Gespräche? Herzhaftes Lachen? Fehlanzeige. Jeder scheint mit sich in seiner Welt beschäftigt zu sein. Die Stille wird nur von den automatischen Ansagen über die nächste Haltestelle unterbrochen. „Wenn am Sonnabend Bundesliga im Radio läuft, dann drehe ich mein Radio schon mal lauter und merke dann, dass die Fußballfans unter den Fahrgästen das gut finden“, so Sonja Oldenburg.

Am Elmshorner ZOB beginnt die Tour mit dem zwölf Meter langen Linienbus
Am Elmshorner ZOB beginnt die Tour mit dem zwölf Meter langen Linienbus © HA | Cornelia Hösch

Mittlerweile hat der Bus die Krückaustadt verlassen und nähert sich Elmshorns Nachbargemeinde Groß Nordende. Die Sonne scheint auf die Felder und taucht die Fahrtstrecke, die weiter über Klein Nordende bis Uetersen führt, in ein schönes, warmes Winterlicht. Gut gelaunt lenkt die Uetersenerin den zwölf Meter langen und zwölf Tonnen schweren, 280 PS starken so genannten Solobus, in dem bis zu 100 Personen Platz finden, auf den Betriebshof der KViP in Uetersen.

Eine Stunde Pause heißt es jetzt für Sonja Oldenburg, bevor sie ihre nächste Tour durch den Kreis Pinneberg startet. Begonnen hat ihr Arbeitstag an diesem Tag bereits um 6.30 Uhr, um 5.30 Uhr war Sonja Oldenburg schon auf dem Betriebshof. „Wenn meine Kollegen und ich zur Arbeit kommen, bekommt jeder seinen Fahrplan für den jeweiligen Arbeitstag. Ich bin aber gerne schon immer früher auf dem Betriebshof, um noch mit den Kollegen zu schnacken“, so Sonja Oldenburg. Sie trägt genau wie ihre Kollegen Berufskleidung – und tut das sehr gerne. „So haben wir für unsere Fahrgäste einen Wiedererkennungswert.“

Vor Fahrtantritt gehört es unter anderem zu ihren Aufgaben, sich von der Verkehrstauglichkeit des Busses zu überzeugen und ihre Tachoscheibe in ein eigens dafür konzipiertes Gerät zu schieben. „Das Einsetzten der Tachoscheibe ist Pflicht. Dort werden Uhrzeit, Geschwindigkeit und die Pausen, die wir machen, aufgezeichnet“, sagt Sonja Oldenburg.

Mehrere Stunden täglich sitzt Sonja Oldenburg an ihrem Arbeitsplatz
Mehrere Stunden täglich sitzt Sonja Oldenburg an ihrem Arbeitsplatz © HA | Cornelia Hösch

Genau wie ihre Kollegen fährt Sonja Oldenburg diverse Routen im Kreis Pinneberg sowie die Routen von Wedel in den Hamburger Elbvorort Blankenese und von Wedel nach Norderstedt. Die Norderstedtroute der KViP ist mit eineinhalb Stunden Fahrtzeit die mit der größten Distanz. Sonja Oldenburgs Lieblingsstrecke ist die der Linie 589 von Uetersen nach Wedel.

„Vor allem im Frühjahr, wenn alles blüht, ist es wunderbar, diese Strecke zu fahren“, sagt sie und ergänzt: „Ich finde es gut, dass ich auf unterschiedlichen Routen unterwegs sein kann und nicht jeden Tag die selbe Strecke fahre“, so Sonja Oldenburg. Flexibilität, Bereitschaft zum Schichtdienst und Gelassenheit sind nach ihrer Meinung wichtige Eigenschaften, um als Busfahrer zu arbeiten.

Seit Ende 2017 fährt die KViP auch in Elmshorn

Insgesamt 89 Männer und elf Frauen sind für die KViP tätig. Seit Dezember vergangenen Jahres hat das Unternehmen auch das Elmshorner Stadtbusnetz übernommen. „Wir sind hier bei der KViP ein super Team und sind alle per du“, sagt Sonja Oldenburg, die selbst seit zwei Jahren in Vollzeit für das Uetersener Unternehmen tätig ist. „Ich habe früher als Floristin gearbeitet. Allerdings habe ich einen doppelten Bandscheibenvorfall erlitten und musste mich aus gesundheitlichen Gründen beruflich umorientieren“, so die vierfache Mutter weiter.

Den Wechselgeldbehälter hat die Busfahrerin immer im Blick
Den Wechselgeldbehälter hat die Busfahrerin immer im Blick © HA | Cornelia Hösch

Der neue Arbeitsplatz war für Sonja Oldenburg auch der Grund, warum sie von Hamburg-Sülldorf in die Rosenstadt Uetersen im Kreis Pinneberg gezogen ist. „Ich fühle mich hier sehr wohl und habe nur einen kurzen Arbeitsweg“, so die 46-Jährige.

Den Entschluss, sich zur Busfahrerin ausbilden zu lassen, hat die Uetersenerin bis heute nicht bereut. „In meinem Job ist immer Abwechslung, und ich lerne die unterschiedlichsten Menschen kennen“, sagt sie. Schön sei es immer, wenn sie ihre Stammgäste befördern dürfe. „Es freut mich dann, vertraute Gesichter zu sehen.“

Die Serie

Viel unterwegs, kaum am Schreibtisch: In unserer Serie porträtieren wir Menschen, die beruflich immer „auf Achse“ sind.

Erschienen sind bisher Reportagen über einen Taxifahrer, einen Pannenhelfer, Polizisten, eine Bäckersfrau, zwei Müllwerker, eine Altenpflegerin, einen Lokführer, die Betreiberin einer mobilen Suppenküche, einen Fahrlehrer, einen ADAC-Arzt und einen Paketboten.

1/2

Pöbeleien von Fahrgästen kommen nach ihrer Aussage „zum Glück selten vor“. Sehr strikt ist die 46-Jährige, wenn es um das Thema Alkoholkonsum in ihrem Bus geht. „Wenn ein Fahrgast mit der Bierdose vor dem Bus steht, dann weise ich ihn freundlich darauf hin, dass er seine Dose nicht mit in den Bus nehmen darf, ansonsten kann ich ihn leider nicht mitnehmen“, sagt Sonja Oldenburg. Die meisten Fahrgäste würden dies auch einsehen und sich dementsprechend verhalten. Und sie ergänzt: „Es ist nicht mein Ziel, nur nett zu sein, sondern meine Fahrgäste gut und sicher von A nach B zu bringen.“