Pinneberg. Immer Auf Achse: Fernando Matos aus Hamburg, Zusteller und Tourenfahrer bei Hermes, kurvt am liebsten durch den Kreis Pinneberg.

Es ist einer dieser Wintertage, an denen der Schnee plötzlich in Masse vom Himmel fällt und die Straßen in kürzester Zeit in eine dreckige Matschlandschaft verwandelt. Der Verkehr stockt, die Menschen rutschen vor sich her. Doch es nützt nichts. Wie Hermes der Götterbote, so lässt sich auch Fernando Matos nicht aufhalten – erst recht nicht von ungünstigen Wetterbedingungen. Seine Mission für den Tag: den Menschen im Kreis Pinneberg rechtzeitig ihre Pakete zu liefern. Der 55 Jahre alte Familienvater aus Hamburg arbeitet als Zusteller bei einem großen Versandunternehmen. Seine Aufgabe: Hermes-Paketshops anfahren, Pakete abholen und abgeben.

Mehr als 20 Paketshops stehen heute auf dem Plan

Fernando Matos’ Tour beginnt um 8.30 Uhr. Mit schwarz-blauer Hose und Jacke steigt er in den weißen Transporter und verlässt das Depot in Hamburg-Eidelstedt. Es geht Richtung Autobahn. Heute ist er für die Tour 10 verantwortlich: Pinneberg, Elmshorn, Glückstadt, Prisdorf. Es ist nicht Matos’ feste Strecke. Sein Kollege, der sonst die Pakete im Kreis abholt, ist krank. „Ich bin Springer“, sagt Fernando Matos. „Wenn jemand ausfällt, werde ich eingesetzt.“ Der Hamburger weiß trotzdem ganz genau, wo es langgeht – auch ohne Navigationshilfe. „Ich kenne praktisch alle Touren.“ Der Hermes-Mitarbeiter hat einen straffen Zeitplan. Mehr als 20 Paketshops muss er anfahren.

Zu Beginn der Fahrt ist Matos’ Wagen fast leer. Eine überschaubare Zahl an Kartons stapelt sich auf der Ladefläche. Dieser Zustand soll sich bald ändern. 400 bis 700 Pakete nehme er pro Tag entgegen. Und das ganz allein. „Zum Schluss ist das Auto voll“, sagt der Tourenfahrer. „Manchmal sind es so viele Pakete, dass der Wagen nicht ausreicht und ich noch mal zur Niederlassung fahren muss.“

Paketübergabe an den Hermes-Mann auch in der Reinigung, in der Birgit Mann (47) arbeitet
Paketübergabe an den Hermes-Mann auch in der Reinigung, in der Birgit Mann (47) arbeitet © Sarah Stolten | Sarah Stolten

Matos parkt vor einer Reinigung in Pinneberg. Hier können Kunden ihre Hermes-Sendungen aufgeben. Eine Mitarbeiterin begrüßt den Fahrer freundlich. Man kenne sich, sagt er. Auch wenn er nicht täglich in der Kreisstadt unterwegs sei. Zwischen frisch gesäuberten Anzügen, Hemden und Jacken liegen 35 große und kleine Pakete übereinander. Fernando Matos zieht ein Gerät aus der Hosentasche und scannt jedes einzelne Paket und nimmt das Geld entgegen, das die Kunden für den Versand an die Reinigung bezahlt haben. Die Arbeit läuft Hand in Hand.

Seit elf Jahren können Kunden ihre Sendungen in dem Pinneberger Laden abgeben. „Das ist Kundenbindung. Die Menschen sind uns für diesen Service sehr dankbar“, sagt die Angestellte Birgit Mann. „Es gibt Zeiten, da könnten wir einen zusätzlichen Kollegen nur für die Abwicklung der Pakete gebrauchen.“

Die Reinigung bekommt eine Provision für jeden abgegebenen Karton. Auch die Schusterei von Michael Koszlat in der Pinneberger Innenstadt arbeitet mit Hermes zusammen. „Es können auch Leute dabei sein, die einen Schlüssel brauchen oder ihren Schuh zur Reparatur abgeben wollen“, sagt der Geschäftsmann. „Es ist einfach ein Service mehr, den man anbietet.“

Matos holt die Pakete ab, die Kunden in der Schusterei von Michael Koszlat (57) abgegeben haben
Matos holt die Pakete ab, die Kunden in der Schusterei von Michael Koszlat (57) abgegeben haben © Sarah Stolten | Sarah Stolten

Vom Kiosk über die Tankstelle bis hin zum Lebensmittelladen – es gibt unterschiedliche Geschäfte, die auch Paketshop sind. „Wir sind froh, wenn auch kleine Läden mitmachen“, sagt Fernando Matos. „Das bedeutet, dass der Kunde nicht weit laufen muss.“

Sein Wagen füllt sich langsam. Neben Kartons von Online-Shops und Versandhändlern hat Matos Werbematerial mit an Bord. Der gebürtige Portugiese ist dafür zuständig, dass die Werbung in den Paketshops immer aktuell ist. „Wir kontrollieren die Läden regelmäßig“, sagt er. „Nicht, dass jemand noch ein Plakat von 2013 stehen hat, oder dass wichtige Geschäftsbedingungen fehlen. Das ist ganz wichtig.“

In allen Situationen einen kühlen Kopf bewahren

Als Zusteller und Tourenfahrer steht der 55-Jährige im ständigen Kundenkontakt und muss auch bei ungewöhnlichen Situationen einen kühlen Kopf bewahren.

40 Paketshops

Im Kreis Pinneberg hat Hermes 2017 etwa 1,5 Millionen Sendungen transportiert. Paket-Hotspot ist Elmshorn: Hier und in den Randgemeinden wurden etwa 200.000 Sendungen befördert.

Im gesamten Kreis gibt es derzeit 40 Paketshops. Jeder dieser Läden erhält einen mittleren zweistelligen Cent-Betrag für jedes Paket. Die Sendungen nehmen kontinuierlich zu.

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Einmal wurde Matos beauftragt, der Familie Otto des Versandhauses beim Verpacken von Gemälden zu helfen. „Nicht oft bekommt man die Möglichkeit, so etwas zu machen“, sagt er. „Die Familie ist unheimlich nett und bodenständig. Ich habe gutes Trinkgeld bekommen.“

Doch nicht alle Leute haben ehrliche Absichten. Ob Bestellungen mit gefälschten Ausweisen oder kaputte Inhalte: „Viele versuchen zu betrügen“, sagt Matos. „Ich habe es schon erlebt, dass mir jemand beim Ausladen die Pakete aus dem Auto klauen wollte.“

Fernando Matos fährt gern die Tour durch den Kreis Pinneberg. „Es ist eine angenehme Strecke“, sagt er. „Meistens gibt es keine Parkplatzprobleme vor den Shops, und die Leute sind noch etwas netter, als man es sonst kennt.“