Kreis Pinneberg. Kreis-Behindertenbeauftragter legt Aktionsplan mit 55 Maßnahmen vor, etwa ein „Oscar“ für vorbildliche Betriebe und Kulturpreis.

Für den Kreis Pinneberg gibt es jetzt einen konkreten Aktionsplan, wie das Leben, Arbeiten und Wohnen der 23.400 hier lebenden Behinderten verbessert werden kann. Nach zwei Jahren Arbeit und 50 Workshops, an denen sich 100 Betroffene, Behindertenverbände und Unternehmen beteiligt haben, hat Behindertenbeauftragter Axel Vogt jetzt „ein sehr umfassendes und gelungenes Werk“ vorgelegt, wie Landrat Oliver Stolz lobt. Für zehn Sachthemen sind hier auf
50 Seiten 55 Einzelmaßnahmen aufgeführt, die die Konvention der Vereinten Nationen für behinderte Menschen in die Praxis umsetzen sollen.

Einiges davon sei recht schnell oder sofort umsetzbar, erläuterte Vogt bei der Präsentation des Aktionsplanes im Elmshorner Kreishaus. So wünschten sich viele Behinderte mehr politische Teilhabe, was ihnen durch fehlende Mobilität oft verwehrt bliebe. Diesem Problem könnte der Kreistag leicht abhelfen, indem er seine Sitzungen per Live-
Stream im Internet übertrage und möglichst mit einer simultanen Übersetzung in die Gebärdensprache versehe.

Kreisverwaltung geht mit gutem Beispiel voran

Zudem könnte der Kreis einen Preis, eine Art Oscar, für besonders vorbildliche Betriebe ausrufen, die Arbeitnehmer mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen beschäftigen oder diese gezielt fördern, schlägt Vogt vor. Die Kreisverwaltung gehe bereits mit gutem Beispiel voran. Mit 6,4 Prozent der 900 Mitarbeiter sei die gesetzliche Vorgabe an Beschäftigten mit Behinderungen übererfüllt. Stellenausschreibungen, die nicht mehr bestimmte Schulabschlüsse, sondern besondere Fähigkeiten verlangten, wären hierbei ein weiterer Schritt in Richtung einer gelungenen Inklusionspolitik.

Auch ein eigener Kulturpreis, der das künstlerische und kreative Schaffen von Menschen mit Handicaps auszeichne, sei sofort umsetzbar, sagte Birgit Schucht, die in der Kreisverwaltung den jetzt vorliegenden Aktionsplan miterarbeitet und begleitet hat. Anders verhalte es sich da bei Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr, die gleich mit erheblichen Kosten verbunden wären. Bei den akuten Problemfeldern, mehr Wohnraum und Arbeitsplätze für Behinderte zu schaffen, sei der Kreis ohnehin auf die Angebote aus der Wirtschaft angewiesen, erläuterte Vogt. Hier sei noch viel zu tun. So gebe es im Kreis Pinneberg 12.000 Behinderte im Alter von 18 bis 60 Jahren, die keine bezahlte Beschäftigung haben.

Von der Kreispolitik erwarte er jetzt, dass diese den Aktionsplan als Auftrag begreife, der nach und nach umzusetzen sei, so Vogt. Auf der Homepage der Kreisverwaltung (www.kreis-pinneberg.de) soll der Plan zeitnah veröffentlicht werden, kündigt Kreissprecher Oliver Carstens an.