Kreis Pinneberg. Kreistag bestätigt den Pinneberger Axel Vogt für weitere drei Jahre in diesem Ehrenamt. Nun werden konkrete Forderungen erstellt.

In den ersten beiden Jahren seiner Amtszeit hat Axel Vogt (57) offenbar einiges für die Menschen mit Behinderungen im Kreis Pinneberg erreichen können. Jedenfalls hat der Kreistag den Pinneberger, der vor zwei Jahren erstmals in dieses Ehrenamt gewählt worden ist, einstimmig für drei weitere Jahre zum Behindertenbeauftragten bestellt. Nur die CDU, die sich lange gegen die Einrichtung eines Beauftragten für gehandicapte Menschen gewehrt hatte, versuchte vergeblich, dem Behindertenbeauftragten das ihm zuerkannte Rederecht im Kreistag generell zu untersagen. Das lehnte die Mehrheit des Kreistages ab.

So kann Vogt jetzt weiter an dem Aktionsplan arbeiten, den er Ende des Jahres mit den 50 wichtigsten Forderungen dem Kreistag präsentieren will. Im Januar sind dazu auf Vogts Initiative hin erstmals die 123 Teilnehmer zusammengekommen, die bis Oktober zu zehn verschiedenen Sachthemen in jeweils sechs Workshops die jeweils fünf wichtigsten Forderungen an die Kreispolitik erarbeiten und formulieren sollen. „Wir werden dann einen Fundus von insgesamt 50 Themen haben, der dringend abgearbeitet werden muss. Das werden konkrete Dinge sein, wo hier der Schuh drückt und die hier im Kreis Pinneberg umgesetzt werden können und nicht etwa vom Land oder dem Bund anzupacken wären.“

An diesem Aktionsplan wirken die Behinderten als direkt Betroffene, deren Familienangehörige und Organisationen mit, die sich mit Behindertenfragen beschäftigen. So sei es eine wichtige Forderung der UN-Behindertenkonvention, der sich Deutschland 2009 angeschlossen hat, dass die Betroffenen selbst ihre Bedürfnisse auf die politische Agenda bringen sollen.

Vogt geht davon aus, dass sich in den Workshops die Themen Wohnen, Arbeit, Gesundheitsvorsorge und Mobilität als die wichtigsten Probleme für Behinderte herausstellten. So fehle es immer noch an Arbeitsplätzen und an Möglichkeiten hier im Kreis Pinneberg, sie stationär unterzubringen. Wenn Eltern ihre behinderten Kinder nicht mehr selbst betreuen könnten, müssten sie heute zum Teil in anderen Bundesländern für sie betreute Wohngruppen finden. Was sie mit beschwerlichen Anreisen zusätzlich belaste, kritisiert Vogt.

Auch Kurzzeitpflegeplätze gebe es so gut wie keine im Kreis Pinneberg, außer in den Altenheimen. „Aber es ist doch einem 20-Jährigen nicht zuzumuten, für drei Wochen in einem Altenheim untergebracht zu werden.“

Auch die Mobilität für Behinderte im ländlichen Bereich müsse sich entscheidend verbessern, fordert Vogt. Zurzeit gebe es im ganzen Kreis Pinneberg lediglich vier Taxen, die überhaupt Rollstuhlfahrer transportieren könnten. Insofern stelle sich immer wieder die Frage, wie ein Behinderter am Wochenende oder den Abendstunden zu einer Veranstaltung hin- und wieder zurückkommen kann. Das Angebot im öffentlichen Nahverkehr sei hier viel zu dürftig. Vogt kann sich eine Art Sammeltaxi-System vorstellen, das mehrere Betroffene zu und von den Verkehrsknotenpunkten Elmshorn, Pinneberg und Wedel bringen und abholen könnte.

Auch Fragen, ob das vorhandene Angebot an Freizeitmöglichkeiten ausreicht und ob die Nachfrage dafür da ist, soll jetzt in diesen Aktionsplan einfließen. Dazu gehöre auch, ob Behinderte in bestimmten Bereichen besonders geschützt werden sollten. Beispielsweise in Schwimmbädern, wo sie sexueller Belästigung ausgesetzt sein könnten.

„Zum Jahresende werden wir unsere Ergebnisse präsentieren“, kündigt der Behindertenbeauftragte an. Dabei könnte es sich um Forderungen handeln, das Angebot zu erweitern oder Verwaltungshandeln zu verändern.