Elmshorn. Die Stadt und die Bahn wollen nach Unfallserie am Elmshorner Bahnhof reagieren. Letzter Vorfall am 30. Dezember.
Es passiert nach Angaben der Bahn ein- bis zweimal im Monat: So oft schätzen Lkw-Fahrer die Durchfahrtshöhe unter der Brücke am Elmshorner Bahnhof falsch ein und rammen das Bauwerk. Als Folge wird mindestens ein Gleis gesperrt, Züge verspäten sich oder fallen aus. Jetzt wollen Bahn und Stadt reagieren – mit einer Art Höhenwarnanlage.
Der bisher letzte Unfall dieser Art ereignete sich am Tag vor Silvester. Gegen 8.45 Uhr rammte ein Lkw, dessen Aufbauten deutlich höher waren als die maximale Durchfahrtshöhe von 2.40 Meter, einen Stahlträger der an der Geschwister-Scholl-Straße liegenden Brücke. „An dem Fahrzeug entstand erheblicher Schaden“, sagt Hans-Peter Schwartz, Sprecher der Bundespolizei. Nach seinen Angaben saß ein 37 Jahre alter Mann am Steuer des Lkw. „Er hat die Höhe seines Fahrzeugs nicht beachtet.“
Die Polizei ließ das Gleis, das über den betroffenen Teil der Brücke führt, sperren. Erst nachdem ein Statiker das Bauwerk untersucht und keine gravierenden Schäden an den sicherheitsrelevanten Teilen festgestellt hatte, konnte eine Freigabe erfolgen. In der Zwischenzeit verspäteten sich zwölf Züge zum Teil erheblich.
16 verspätete und vier komplett ausgefallene Züge – das ist die Bilanz eines Zwischenfalls an derselben Stelle vom 21. November, als sich ein Lkw mit einer auf der Ladefläche transportierten Fräsmaschine unter der Brücke festfuhr. Erst als die Luft aus den Reifen des Lkw abgelassen wurde, konnte das Fahrzeug mitsamt Bagger rausgezogen werden. Bis zur Wiederfreigabe der Brücke dauerte es drei Stunden. Die Liste der Unfälle, die alle nach dem gleichen Schema ablaufen, ließe sich beliebig verlängern. Dabei weist auf beiden Seiten der Brücke ein großes Schild auf die maximale Durchfahrtshöhe von 2,40 Meter hin.
Eine Auswahl von Unfällen an der Brücke
Warum es trotzdem so häufig kracht? „Einige Lkw-Fahrer wissen offenbar gar nicht, wie hoch ihr Fahrzeug tatsächlich ist“, sagt Petra Langefeld, die bei der Stadt Elmshorn zuständige Amtsleiterin für das Flächenmanagement. Bahnpolizei-Sprecher Schwartz sieht das anders. „Wer sich in den Lkw reinsetzt, muss doch über die Höhe Bescheid wissen. Das fängt bei der Tankstelle an, da muss man doch sicher sein können, dass der Lkw drunter passt.“ Also Nichtwissen – oder die typische „Das wird schon passen“-Mentalität?
Egal, was dazu führt – Stadt und Bahn wollen jetzt dafür sorgen, den Unfallschwerpunkt zu entschärfen. „Für uns ist das ein drängendes Problem. Beide Seiten haben Interesse daran, das so schnell wie möglich zu lösen“, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Er hat sich mit Vertretern der Stadt kurz vor Weihnachten zusammengesetzt und verschiedene Szenarien durchgespielt. Klar ist dabei eines: Eine Höhenwarnanlage wie am Elbtunnel mit einer Ampelfunktion scheidet aus – aus Kosten- und Platzgründen.
Das Modell, das beide Seiten favorisieren, ist eine an Ketten aufgehängte Höhenwarntafel, die die Fahrbahn überspannt und auf beiden Seiten der Brücke platziert werden soll. Auf diese Weise würde ein Lkw mit zu großer Höhe zunächst die Höhenwarntafel rammen und der Fahrer darauf aufmerksam werden, dass es für die gleich folgende Brücke nicht reichen wird. Die Höhenwarntafel klappt bei Berührung hoch, sodass keine bis maximal geringe Schäden an den Fahrzeugen entstehen.
Für Ende Januar ist ein weiteres Treffen von Bahn und Stadt vorgesehen. Bis dahin soll feststehen, wie hoch die Kosten für eine derartige Anlage sind. Die Brücke und der darunter liegende Trog befinden sich im Besitz der Bahn, die Straße gehört wiederum der Stadt. „Wir sind übereingekommen, dass wir uns die Kosten teilen werden“, sagt Langefeld. Ein Grund dafür sei, dass der Stadt eine Fußgängerbrücke gehöre, die einige Meter von der Bahnbrücke entfernt stehe und ebenfalls häufiger mal von Lkw gerammt werde. Langefeld: „Unser Ziel ist es, die Maßnahme so schnell wie möglich umzusetzen.“
Bis dahin dürfte die Brücke noch mit manchem Unfall Schlagzeilen machen. Betroffenen Lkw-Fahrer drohen stets auch hohe Regressforderungen der Bahn für die Zugverspätungen.