Elmshorn. Schon wieder steckt ein Lkw in der Unterführung am Elmshorner Bahnhof fest. Gleise sind gesperrt, Züge erneut verspätet.

Sechs Tage nach der Zugentgleisung von Elmshorn ist es am Bahnhof der Stadt erneut zu einem Vorfall gekommen. Diesmal aber nicht auf, sondern unter den Gleisen: Mal wieder hat sich ein Lkw in der Unterführung an der Geschwister-Scholl-Straße festgefahren, weil er die Durchfahrtshöhe falsch eingeschätzt hat. Die darüberliegenden Gleise mussten kurzfristig gesperrt werden, sodass es zu Zugausfällen und Verspätungen kam.

Erneut betraf es überwiegend Pendler, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Laut Angaben der Bundespolizei ereignete sich der Vorfall um kurz nach 7 Uhr – also mitten im Berufsverkehr. Der 50 Jahre alte Fahrer des im Kreis Segeberg zugelassenen Lkw transportierte eine Fräsmaschine auf der Ladefläche und war in Richtung der Innenstadt unterwegs.

Auf beiden Seiten der Unterführung weisen Schilder auf die zulässige Durchfahrtshöhe von 2,30 Meter hin. Doch immer wieder schenken Lkw-Fahrer diesen Schildern keine Beachtung und bleiben mit ihrem Gefährt unter den Gleisen hängen. So auch am Dienstag, als die Pendler durch lautes Krachen auf den Unfall aufmerksam wurden. „Die Fräsmaschine hat sich unter der Brücke verkeilt“, sagt Hans-peter Schwartz von der zuständigen Bundespolizei Flensburg. Weil zunächst die Brücke auf Schäden habe untersucht werden müssen, seien die darüberliegenden Gleise aus Sicherheitsgründen kurzzeitig gesperrt worden. Auch der Tunnel blieb für den Fahrzeugverkehr dicht, was zu erheblichen Behinderungen im Busverkehr vom und zum Bahnhof führte.

Die Züge selbst konnten eingeschränkt fahren. Laut einer Bahnsprecherin konnte der Verkehr über ein Gleis, das über eine separate Brücke führt, fließen. „Bei 16 Zügen ist es zu Verspätungen von bis zu 25 Minuten gekommen. Vier Regionalexpresszüge sind auf dem Abschnitt zwischen Altona und Elmshorn ausgefallen“, so die Bahnsprecherin weiter.

Laut Bundespolizeisprecher Schwartz hat ein Notfallmanager der Bahn die Brücke untersucht und keine größeren Schäden festgestellt, sodass um kurz vor 10 Uhr Entwarnung gegeben werden konnte. Eine Fachfirma sei mit der Bergung des Lkw beauftragt worden. „Man hat die Luft aus den Reifen gelassen und auf diese Weise das Fahrzeug dort rausbekommen“, so Schwartz weiter.

Ein Vorfall, der zum Glück glimpflich ausging. Das war am Mittwoch voriger Woche anders, als ebenfalls um kurz nach 7 Uhr ein Zug der Marschbahn (Hamburg-Altona – Westerland) bei der Ausfahrt aus dem Elmshorner Bahnhof entgleiste. Der Steuerwagen an der Spitze des Zuges sowie ein dahinter angekoppelter Reisewagen sprangen aus den Schienen und blieben in Schräglage stehen. Eine Zugbegleiterin (44) und eine Reisende (28) wurden dabei leicht verletzt.

Nach bisherigen Erkenntnissen der zuständigen EU-Eisenbahnagentur entgleiste der Zug an einer Weichenverbindung, die in der Betriebs- und Bauanweisung der Deutschen Bahn aufgrund von Bauarbeiten als „nicht befahrbar und gesperrt“ benannt war. Ein Teil der Gleise war an dieser Stelle ausgebaut.

Bauarbeiten im Bahnhof bis Dezember

Seit Mitte Oktober leiden Bahnnutzer unter Problemen auf dem Abschnitt zwischen Hamburg und Itzehoe. Grund sind Bauarbeiten im Elmshorner Bahnhof, wo Weichen und Gleise erneuert werden.

Diese Arbeiten sollten Ende voriger Woche beendet werden. Dazu kam es aufgrund der Entgleisung nicht. Die restlichen Arbeiten sollen im Dezember erfolgen. Termine dafür gibt es noch nicht.

Bis 27. November baut die Bahn noch zwischen Elmshorn und Glückstadt, wo Gleise auf mehreren Kilometern erneuert werden. Dort kann es weiter zu Behinderungen kommen.

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Ein Sprecher der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung in Bonn bestätigte dem Abendblatt dieses Untersuchungsergebnis. Warum der Zug trotzdem über diesen gesperrten Abschnitt gerollt ist, ist Gegenstand der Ermittlungen. Für die Zugsteuerung ist das Stellwerk in Elmshorn zuständig. Bei dem ausgebauten Teil handelte es sich um ein Stück einer Weiche. Zum Zeitpunkt des Unfalls fanden Bauarbeiten im Bahnhofsbereich statt. Dabei wurden alte Gleise und Weichen erneuert.

„Die Fahrtverlaufsaufzeichnungen des Zuges wurden gesperrt und werden im Nachgang ausgewertet“, sagt Bundespolizei-Sprecher Schwartz. Auch bahnbetriebliche Unterlagen seien von den Ermittlern sichergestellt worden. Die Bundespolizei habe in diesem Zusammenhang Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung sowie Gefährdung des Bahnverkehrs eingeleitet. Gegen wen genau, will Schwartz aufgrund des laufenden Verfahrens nicht preisgeben.

Wegen des Unfalls am 15. November waren Hunderte Züge im Norden ausgefallen oder umgeleitet worden, da die Strecke den ganzen Tag gesperrt werden musste. Am Donnerstag sowie am Freitag bis zum Nachmittag war auf der meistbefahrenen Bahnstrecke in Schleswig-Holstein nur ein Notbetrieb möglich.