Elmshorn. Die Elmshornerinnen Chiara Andresen und Lydia Schünemann spielen eine zentrale Rolle im Krippenspiel in der Kirche St. Nikolai.

In der zweiten Szene kommt ihr großer Auftritt. „Das Licht nähert sich den Hirten. Sie hören eine Stimme“, liest Carlos Engelbrecht vor, der die Rolle des Erzählers übernommen hat und jetzt auf der Kanzel der Elmshorner St. Nikolaikirche steht. „Ganz freundlich redet die Stimme. Obwohl die Hirten Angst haben, blicken sie auf. Es ist ein Engel.“

Engel, das ist ihr Stichwort: Langsam schreitet Chiara Andresen in ihrem langen, weißen Kleid und mit einem Kerzenlicht in der Hand auf Charina Frietzeck zu, die eine Hirtin spielt. Weiter erzählt Carlos mit lauter Stimme: „Und wie zum Zeichen kommen zu diesem Engel noch andere Engel. Mit ihrem Licht weisen sie den Weg dorthin, wo das Wunder geschehen wird.“ Jetzt kommt Lydia Schünemann auf die Bühne, ebenfalls verkleidet als weißer Engel.

Alle Folgen der Serie

1.12.: Der Uhrmacher

2./3.12.: Der Richter

4.12.: Ein Kaiser

5.12.: Der Wirt

6.12.: Im Reisebüro

7.12.: Der Gutachter

8.12.: Der Landrat

9./10.12.: Flüchtlingshelfer

11.12.: Der Zimmermann

12.12.: Jüdischer Friedhof

13.12.: Standesbeamter

14.12.: Die Hebamme

15.12.: Geburtsstation

16./17.12.: In der Kita

18.12.: Im Hotel

19.12.: Der Schäfer

20.12.: Der Landwirt

21.12.: Der Nachtwächter

22.12.: Der Engel

23./24.12.: Der Pastor

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Die beiden Achtklässlerinnen spielen die Leitengel im Krippenspiel, das sie am 24. Dezember zusammen mit den anderen Konfirmanden in der Kirche in der Elmshorner Innenstadt aufführen. Für die 14-Jährige Chiara ist es eine Premiere. Es ist das erste Mal, dass sie bei einem kirchlichen Bühnenstück mitwirkt. Als die Rollen für die Aufführung im des Konfirmandenunterrichts verteilt wurden, meldeten sich die beiden Mädchen gleich als Engel. „Man kann sich die Schritte gut merken, weil der Erzähler uns das Kommando vorgibt“, sagt Chiara. „Es bringt uns viel Spaß.“

Vikarin Yasmin Glatthor leitet Gottesdienst

Wenige Tage vor der Aufführung proben die Jugendlichen jetzt das erste Mal in der Kirche mit Kostümen – es ist gleichzeitig die Generalprobe. Und es klappt ganz gut. Außer, dass die Mikrofone noch nicht zur Verfügung stehen.

Am Sonntag werden bis zu 600 Menschen in der Kirche sitzen und sich das Krippenspiel der Konfirmandengruppe anschauen. Die Engel spielen eine wichtige Rolle im Stück. Sie überbringen die Botschaft, dass Jesus geboren worden und Gott in die Welt gekommen ist. Aufregung verspüren Lydia und Chiara kurz vor ihrem großen Auftritt nicht.

„Ich habe in der Schule in der Musical-AG mitgemacht und bin dort aufgetreten“, sagt die 13-jährige Lydia. „Der Boden ist hier ja die Bühne. Die Leute müssen nicht zu einem aufsehen, deshalb ist es nicht so schlimm.“

Die Weihnachtsgeschichte

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!

Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Und als die Engel von ihnen in den Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in einer Krippe liegen.

Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

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Dafür ist Yasmin Glatthor, Leiterin des Krippenspiels und des Konfirmandenunterrichts, umso aufgeregter. Für die 29 Jahre alte Vikarin ist es das erste Krippenspiel, das sie organisiert. Sowieso ist es das erste Mal, dass die angehende Pastorin einen Weihnachtsgottesdienst leitet. Seit Anfang dieses Jahres macht sie ihre Ausbildung in der Kirchengemeinde St. Nikolai. Glatthor übernimmt Heiligabend um 15 Uhr den Familiengottesdienst. „Ich wollte keine normale Predigt halten, das wäre zu lang und zu langweilig für die Kinder geworden.“ Deshalb entschied sich die Elmshornerin, ein Krippenspiel aufzuführen. Dafür hat sie die Weihnachtsgeschichte aus den Evangelien nach Lukas und Matthäus etwas umgeschrieben, verständlicher und kürzer. „Das Krippenspiel ist eine Möglichkeit, die Weihnachtsgeschichte darzustellen und für Kinder anschaulich zu machen“, sagt sie. „Ich hoffe, dass die Weihnachtsbotschaft die Menschen erreicht.“

Die Kostüme für die Kinder hat spontan eine Frau aus der Gemeinde zur Verfügung gestellt. „Die Krippe hat noch mein Papa gebaut“, sagt Glatthor. „Die Puppe habe ich mir vom Nachbarskind ausgeliehen.“ Dann kann der große Auftritt für die beiden Engel an Weihnachten ja kommen.