Elmshorn. Die Elmshornerinnen Chiara Andresen und Lydia Schünemann spielen eine zentrale Rolle im Krippenspiel in der Kirche St. Nikolai.
In der zweiten Szene kommt ihr großer Auftritt. „Das Licht nähert sich den Hirten. Sie hören eine Stimme“, liest Carlos Engelbrecht vor, der die Rolle des Erzählers übernommen hat und jetzt auf der Kanzel der Elmshorner St. Nikolaikirche steht. „Ganz freundlich redet die Stimme. Obwohl die Hirten Angst haben, blicken sie auf. Es ist ein Engel.“
Engel, das ist ihr Stichwort: Langsam schreitet Chiara Andresen in ihrem langen, weißen Kleid und mit einem Kerzenlicht in der Hand auf Charina Frietzeck zu, die eine Hirtin spielt. Weiter erzählt Carlos mit lauter Stimme: „Und wie zum Zeichen kommen zu diesem Engel noch andere Engel. Mit ihrem Licht weisen sie den Weg dorthin, wo das Wunder geschehen wird.“ Jetzt kommt Lydia Schünemann auf die Bühne, ebenfalls verkleidet als weißer Engel.
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Die beiden Achtklässlerinnen spielen die Leitengel im Krippenspiel, das sie am 24. Dezember zusammen mit den anderen Konfirmanden in der Kirche in der Elmshorner Innenstadt aufführen. Für die 14-Jährige Chiara ist es eine Premiere. Es ist das erste Mal, dass sie bei einem kirchlichen Bühnenstück mitwirkt. Als die Rollen für die Aufführung im des Konfirmandenunterrichts verteilt wurden, meldeten sich die beiden Mädchen gleich als Engel. „Man kann sich die Schritte gut merken, weil der Erzähler uns das Kommando vorgibt“, sagt Chiara. „Es bringt uns viel Spaß.“
Vikarin Yasmin Glatthor leitet Gottesdienst
Wenige Tage vor der Aufführung proben die Jugendlichen jetzt das erste Mal in der Kirche mit Kostümen – es ist gleichzeitig die Generalprobe. Und es klappt ganz gut. Außer, dass die Mikrofone noch nicht zur Verfügung stehen.
Am Sonntag werden bis zu 600 Menschen in der Kirche sitzen und sich das Krippenspiel der Konfirmandengruppe anschauen. Die Engel spielen eine wichtige Rolle im Stück. Sie überbringen die Botschaft, dass Jesus geboren worden und Gott in die Welt gekommen ist. Aufregung verspüren Lydia und Chiara kurz vor ihrem großen Auftritt nicht.
„Ich habe in der Schule in der Musical-AG mitgemacht und bin dort aufgetreten“, sagt die 13-jährige Lydia. „Der Boden ist hier ja die Bühne. Die Leute müssen nicht zu einem aufsehen, deshalb ist es nicht so schlimm.“
Die Weihnachtsgeschichte
Dafür ist Yasmin Glatthor, Leiterin des Krippenspiels und des Konfirmandenunterrichts, umso aufgeregter. Für die 29 Jahre alte Vikarin ist es das erste Krippenspiel, das sie organisiert. Sowieso ist es das erste Mal, dass die angehende Pastorin einen Weihnachtsgottesdienst leitet. Seit Anfang dieses Jahres macht sie ihre Ausbildung in der Kirchengemeinde St. Nikolai. Glatthor übernimmt Heiligabend um 15 Uhr den Familiengottesdienst. „Ich wollte keine normale Predigt halten, das wäre zu lang und zu langweilig für die Kinder geworden.“ Deshalb entschied sich die Elmshornerin, ein Krippenspiel aufzuführen. Dafür hat sie die Weihnachtsgeschichte aus den Evangelien nach Lukas und Matthäus etwas umgeschrieben, verständlicher und kürzer. „Das Krippenspiel ist eine Möglichkeit, die Weihnachtsgeschichte darzustellen und für Kinder anschaulich zu machen“, sagt sie. „Ich hoffe, dass die Weihnachtsbotschaft die Menschen erreicht.“
Die Kostüme für die Kinder hat spontan eine Frau aus der Gemeinde zur Verfügung gestellt. „Die Krippe hat noch mein Papa gebaut“, sagt Glatthor. „Die Puppe habe ich mir vom Nachbarskind ausgeliehen.“ Dann kann der große Auftritt für die beiden Engel an Weihnachten ja kommen.