Borstel-Hohenraden. Im Adventskalender geht’s heute um Henning Münster aus Borstel-Hohenraden, der dort einen modernen High-Tech-Hof betreibt.
Jeden Erscheinungstag bis Weihnachten drucken wir ein Stück Weihnachtsgeschichte (nach dem Lukas-Evangelium) und lassen uns vom Text – oft ein bisschen um die Ecke gedacht – zu interessanten Gesprächspartnern leiten. Die öffnen uns ihre Türen, erzählen aus ihrem Leben und berichten, was sie mit Weihnachten verbinden.
Die Landwirtschaft hat sich seit Beginn unserer Zeitrechnung erheblich gewandelt. Längst wird nicht mehr der Ochse vor den Karren oder Pflug gespannt oder schwere Feldarbeit mit der Hand betrieben. Schwere Maschinen haben die Arbeitskraft ersetzt und den Ertrag erhöht. High-Tech hat auch auf den Höfen wie bei Henning Münster auf Schierenböhm in Borstel-Hohenraden Einzug gehalten, wo ein Mitarbeiter mit der automatischen Melkanlage 32 der 380 Milchkühe gleichzeitig melken kann. Und doch hat der 45 Jahre alte Landwirt, der den Hof vom Vater Jürgen Münster übernommen, eine Millionensumme in neue, offene Ställe und eine Biogasanlage investiert und ihn auf 200 Hektar erweitert hat, die Einstellung zur Landwirtschaft kaum geändert. „Mir geht immer noch das Herz auf, wenn es den Tieren gut geht und ich auf dem Acker sehe, wie die Früchte wachsen und man am Ende eine gute Ernte einfährt“, sagt Münster Junior. „Das ist ein tolles Gefühl. Das ist das Leben, was wir hier haben.“
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Dabei habe sich die Arbeit verändert, die Existenzfrage werde für die Höfe immer schwieriger. „Wir müssen weiter wachsen, damit wir überleben können“, berichtet der Landwirt. Wenn es vor wenigen Jahren noch ausreichte, das Futter mit Eiweiß anzureichern, würde heutzutage mit Hilfe von Tierärzten und Futterberatern das Blut der Tiere nach Metallen und Spurenelementen untersucht, damit die Milchproduktion noch weiter steigt. Er habe jetzt die erste Kuh im Stall, die in ihrem Leben bereits 100.000 Liter Milch abgab, sagt Landwirt Münster stolz.
„Weihnachten ist erst, wenn alle Tiere satt sind“
Das hätten die gute Ernährung und die neuen offenen Laufställe bewirkt. „Mehr Licht, mehr Luft, mehr Milch“, bringt Münster diesen Dreiklang auf den Punkt. 24 Tonnen Futter fräßen die Kühe jeden Tag und gäben 40 Kubikmeter Gülle ab, mit der die Biogasanlage betrieben wird, die Wärme für den Hof und Strom für die Stadtwerke Pinneberg erzeugt. Weil er sieben Lohnarbeiter beschäftigt, gebe es auch Freizeit für die Familie. Das spätabendliche Melken übernehmen Aushilfskräfte, sodass er und seine Leute nur zwischen 5 und 17 Uhr wieder ran müssten, berichtet Münster. Zu Weihnachten werde er aber selbst Hand anlegen. „Wir sind ja ein Wirtschaftsunternehmen und die Mitarbeiter wollen schließlich auch Weihnachten feiern. Da muss ich als Vorbild vorweg gehen.“
Die Weihnachtsgeschichte
Aber das kenne er noch gut aus seiner eigenen Kindheit, als er seinem Vater im Stall geholfen habe, wie es nun seine drei Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren gerne täten. „Weihnachten ist erst, wenn alle Tiere satt sind“, sagt Münster über dieses Selbstverständnis. „Mit den eigenen Kindern im Stall zu sein, hat etwas Schönes, auch wenn die Arbeit natürlich Pflicht ist.“ Außerdem genieße er „die Ruhe zu Weihnachten“, sagt der Milchvieh-Landwirt aus Leidenschaft.
Zurzeit habe sich der Milchpreis wieder etwas beruhigt und liege mit 40 Cent je Liter auf einem Niveau, das auskömmlich sei. „Aber die nächste Milchkrise kündigt sich bereits an“, schaut Münster etwas skeptisch in die nahe Zukunft. Zumal der Landwirtschaft zunehmend „eine Lobby“ fehle und die Verbraucher immer weniger Verständnis für die Landwirte und ihre Anbaumethoden zeigten. Dabei könne er eines versprechen: „Jedem einzelnen Tier auf meinem Hof geht es heute besser als es noch vor einigen Jahren der Fall war.“