Pinneberg. Monatelang saßen Schwimmer in der Kreisstadt wegen Sanierung auf dem Trockenen, in Elmshorn und Uetersen dauert der Notstand an.

Das Licht ist ein wenig heruntergedimmt, das stille Wasser glänzt. Birgit Vollmar steht am Rand des Beckens. Es sind die letzten beschaulichen Stunden, die Pinnebergs Bäderchefin erlebt. Denn ab dem heutigen Mittwoch tobt im Pinneberger Schwimmbad wieder das Leben. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten öffnet die Halle an der Burmeisterallee um 6 Uhr in der Frühe ihre Pforten. „Endlich“, sagt Vollmar. „Und wir sind im vorgegebenen Zeitplan geblieben.“ Knapp neun Wochen hatten Schwimmer in Pinneberg auf dem Trockenen gesessen. Andernorts herrscht noch viel länger Notstand – in Elmshorn etwa.

Jürgen-Frenzel-Halle seit Anfang Dezember geschlossen

Ohne Frage: Schwimmfans im Kreis Pinneberg hatten es in den vergangenen Wochen alles andere als leicht. Denn nicht nur in Pinneberg blieben die Becken leer. Beispiel Jürgen-Frenzel-Halle: Das Bad in Uetersen ist seit Anfang Dezember geschlossen. Und das bleibt auch erst mal so, wie die im Rathaus zuständige Sachbearbeiterin Vanessa Wulff weiß: „Die Bauarbeiten laufen, wir gehen davon aus, dass Anfang Februar wieder geöffnet werden kann“, sagt sie. Im Sommer hatte die Jürgen-Frenzel-Halle schon einmal komplett geschlossen werden müssen. Anschließend hatten Vereine zumindest das kleine Becken nutzen können.

Das sanierungsbedürftige große Becken wird derzeit erneuert. Das lässt sich Uetersen laut Wullf um die 500.000 Euro kosten. „Die Hälfte davon zahlt das Land“, sagt sie. Vereine würden derzeit in den Sporthallen untergebracht – sie überbrücken die zwei Monate mit Trockenübungen. „Es geht schließlich um den Erhalt der Schwimmhalle“, sagt Wulff.

Der Badepark Elmshorn soll saniert werden
Der Badepark Elmshorn soll saniert werden © Alexander Landsberg

Blick nach Elmshorn: Auch an der Krückau müssen Fans des Wassersports leiden. Und das nicht erst seit gestern. Bereits seit Mai 2015 ist das 1969 erbaute Hallenbad, das von den Stadtwerken betrieben wird, wegen baulicher Mängel geschlossen. Im Winter kann lediglich die über dem Freibad installierte Traglufthalle genutzt werden.

Die Kosten der Sanierung des Elmshorner Hallenbads werden auf etwa 15 Millionen Euro geschätzt. Im Herbst brachte die Politik im Werkausschuss die Modernisierung auf den Weg. Das Hallenbad, das auch eine 100 Meter lange Großrutsche bekommen soll, steht den Badegästen frühestens Ende 2018 wieder zur Verfügung. Bis dahin soll auch die Saunalandschaft vergrößert werden.

Eine Sauna gibt es am Pinneberger Hallenbad schon lange nicht mehr. Die rechnete sich nicht. Dafür kommen in der Kreisstadt vor allem Sportler auf ihre Kosten. Denn es gibt 50 Meter lange Bahnen, was seit dem Trend zu Familien- und Spaßbädern immer seltener zu finden ist. Die Halle an der Burmeisterallee eignet sich somit auch für Wettkämpfe. Gäste, die nach den Bauarbeiten zum Schwimmen kommen, werden auf den ersten Blick übrigens nicht erkennen, warum sie zwei Monate auf dem Trockenen saßen. Saniert wurde dort, wo es der Besucher nicht sieht. Unter den Becken.

300.000 Euro für Lüftung, Brandschutz und Hubböden

Für 416.000 Euro wurde im Keller eine neue Filteranlage installiert. 208.000 Euro schoss das Land Schleswig-Holstein hinzu. Geschätzte 300.000 Euro wurden in Lüftung, Brandschutz und Hubböden investiert. Die neue Filteranlage kann 460 Kubikmeter Wasser pro Stunde ansaugen. Im vorgeschalteten Grobfilter werden Haare ausgesiebt, anschließend wird ein Bindemittel hinzugegeben, um kleinste Fremdkörper entfernen zu können. Desinfiziert fließt das Wasser zurück ins Becken. Dass die Technik funktioniert, bekam Birgit Vollmar am Dienstag Schwarz auf Weiß vom Kreis Pinneberg. Zuvor war das frisch eingelassene und durch den neuen Filter geschleuste Wasser im Hallenbad auf Keime untersucht worden. Beanstandungen gab es nicht.

Kerzenschwimmen

Zu Weihnachten gibt es im Pinneberger Schwimmbad an der Burmeisterallee eine Tradition, die auch in diesem Jahr gepflegt werden soll – das so genannte Kerzenschwimmen.

In der Zeit von 7.30 bis 10 Uhr geht es an Heiligabend in der Halle festlich zu. Ohne grelles Deckenlicht, im Schein der aufgestellten Kerzen können Besucher dann ihre Bahnen ziehen.

Einige Tage später folgt das Kontrasprogramm. Unter dem Motto „Wildes Wasser“ kommen am Freitag, 29. Dezember, Kinder und Jugendliche auf ihre Kosten. In der Zeit von 15 bis 18 Uhr können sie sich im Hallenbad bei Wasserspielen vergnügen.

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Eines wird sich in Pinnebergs Bad auch mit neuen Filtern nicht ändern: die Bilanz. Mit rund einer Million Euro Defizit müssen die Stadtwerke als Betreiber pro Jahr kalkulieren. Kommunale Bäder schreiben landauf, landab rote Zahlen. Die Politik in Pinneberg hat Gerüchten über eine Schließung der Halle trotzdem stets den Riegel vorgeschoben. Auch weil sich die Stadt bereits von ihren Lehrschwimmbecken getrennt hat, um Geld zu sparen. Seitdem nutzen auch Schulen das Hallenbad an der Burmeisterallee. Die jetzige Investition dürfte ein gutes Stück Standortsicherung sein. „Diese Halle ist jetzt zukunftssicher“, meint auch Bäderchefin Vollmar.

Heute wird die 53-Jährige gemeinsam mit den Kollegen, die während der Sanierungsarbeiten Überstunden abgebummelt haben, wieder am Beckenrand stehen. Bei voller Beleuchtung. Vor sich Wasser, das Wellen schlägt. Um sich herum Menschen in Badehosen. Ganz so, wie es sich für ein öffentliches Schwimmbad gehört.