Uetersen. Im Adventskalender erzählt eine Standesbeamtin Anke Schlüter, warum sie ihren Beruf gerade rund um die Festtage besonders genießt.

Jeden Erscheinungstag bis Weihnachten drucken wir ein Stück Weihnachtsgeschichte (nach dem Lukas-Evangelium) und lassen uns vom Text – oft ein bisschen um die Ecke gedacht – zu interessanten Gesprächspartnern leiten. Die öffnen uns ihre Türen, erzählen aus ihrem Leben und berichten, was sie mit Weihnachten verbinden.

Würden Maria und Josef im Jahr 2017 in Uetersen heiraten wollen, wäre Anke Schlüter ihre richtige Ansprechpartnerin. „Ich hätte die Beiden gern getraut“, sagt Schlüter schmunzelnd und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Allerdings hätten Maria und Josef natürlich ihre Geburtsurkunden dabei haben müssen, schließlich ist die Eheschließung auf dem Standesamt ein rechtlicher Akt.“ Sie persönlich meint, dass – Recht hin oder her – die Liebe bei der Eheschließung nicht fehlen darf: „Man sollte aus Liebe heiraten“, sagt Anke Schlüter.

Seit 1993 traut die 54 Jahre alte Leitende Standesbeamtin Brautpaare sowohl im Trauzimmer der Rosenstadt als auch an den beliebten Außentrauorten wie der Hochzeitsinsel im Rosarium, im Café Langes Mühle, im Restaurant „Die Klosterküche“ oder im Heimathaus Tornesch. „Unsere Trauorte haben alle Flair“, sagt Anke Schlüter.

Die Weihnachtsgeschichte

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!

Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Und als die Engel von ihnen in den Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in einer Krippe liegen.

Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

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500 Trauungen jährlich werden im Schnitt in Uetersen vollzogen. „Im vergangenen Jahr haben wir sogar die 600er-Marke geknackt“, sagt Anke Schlüter Sie selbst hat seit Beginn ihrer Karriere 2022 Paare getraut. Wer sich in der Rosenstadt das Jawort geben möchte, muss je nach Ort mit Kosten zwischen 60 und 400 Euro rechnen.

Schlüter übt ihren Job mit der nötigen Portion Herzblut aus – und genießt die freundliche und positive Stimmung während der Trauungen immer wieder auch selbst. „Ich habe einen wunderbaren, abwechslungsreichen Beruf und lerne so viele neue Menschen kennen“, sagt sie, die es sehr schön findet, „dass sich die Arbeit als Standesbeamtin gewandelt hat und wir auch internationale Trauungen haben, bei denen wir das Namensrecht der verschiedenen Länder berücksichtigen“, so Schlüter.

Kurz vor Silvester heiraten besonders viele Paare

Bevor sich Paare in Uetersen das Jawort geben, steht bei Anke Schlüter und ihren Kollegen noch ein Traugespräch auf dem Programm, bei dem sich Standesbeamte und künftige Eheleute kennenlernen und Wünsche bezüglich ihrer Traurede einbringen können. „Die Traugespräche kommen bei den Paaren sehr gut an“, sagt Anke Schlüter.

Ein sehr beliebter Heiratsmonat ist nach Schlüters Erfahrung der Dezember. „Zum Jahresende werden es immer mehr. Der Dezember ist immer ein starker Monat.“ Besonders beliebt als Hochzeitstag seien Nikolaustag, Heiligabend und Silvester. Eine Besonderheit scheint es bei Winterhochzeiten nach Schlüters Aussage zu geben: „In der Weihnachts- und Silvesterzeit kommen im Unterschied zu den anderen Monaten viele Paare, die sich hier bei uns ohne Gäste trauen lassen und die Eheschließung nur für sich alleine machen.“

Alle Folgen der Serie

1.12.: Der Uhrmacher

2./3.12.: Der Richter

4.12.: Ein Kaiser

5.12.: Der Wirt

6.12.: Im Reisebüro

7.12.: Der Gutachter

8.12.: Der Landrat

9./10.12.: Flüchtlingshelfer

11.12.: Der Zimmermann

12.12.: Jüdischer Friedhof

13.12.: Standesbeamter

14.12.: Die Hebamme

15.12.: Geburtsstation

16./17.12.: In der Kita

18.12.: Im Hotel

19.12.: Der Schäfer

20.12.: Der Landwirt

21.12.: Der Nachtwächter

22.12.: Der Engel

23./24.12.: Der Pastor

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Im letzten Monat des Jahres werden in Uetersen zwischen 50 bis 60 Paare im Schnitt getraut. „In der Weihnachtszeit steht in unserem Trauzimmer ein hübsch geschmückter Weihnachtsbaum. Weihnachtliche Stimmung und angemessene Dekoration gehören zu dieser Zeit des Jahres nach meiner Ansicht dazu“, sagt Anke Schlüter. So sei Heiligabend durch seine Stimmung sowohl beruflich als auch privat für sie persönlich ein besonderer Tag. „Ich freue mich auf ein schönes Familien-Weihnachtsfest und leckere, kleine Köstlichkeiten“, sagt die Standesbeamtin.

Wären Maria und Josef zu ihrer Zeit in die Verlegenheit gekommen, hierzulande zu heiraten, hätten sie das nicht vor einer Standesbeamtin wie Anke Schlüter tun können: Den Beruf gibt es in dieser Region erst seit 1874.