Pinneberg. In unserem Adventskalender erzählen Mona Lebner und Ewa Backen, was für sie das Größte im Leben ist: die Geburt eines Kindes.
Jeden Erscheinungstag bis Weihnachten drucken wir ein Stück Weihnachtsgeschichte (nach dem Lukas-Evangelium) und lassen uns vom Text – oft ein bisschen um die Ecke gedacht – zu interessanten Gesprächspartnern leiten. Die öffnen uns ihre Türen, erzählen aus ihrem Leben und berichten, was sie mit Weihnachten verbinden.
An ihre erste Geburt kann sich Mona Lebner nicht mehr erinnern. Sie war so fokussiert, dass sie alles um sich herum ausgeblendet hat. Dafür gibt es andere Entbindungen, die ihr im Gedächtnis geblieben sind. „Das sind insbesondere die Geburten, bei denen die Frau so stark und die Harmonie zwischen den Paaren greifbar war“, sagt Lebner. „Schon wenn ich darüber rede, bekomme ich Gänsehaut.“ Die 29-Jährige ist Hebamme im Regio Klinikum in Pinneberg. 2016 hat sie ihre Ausbildung abgeschlossen, seitdem begleitet sie Frauen bei der Geburt.
Als Hebamme trägt Lebner die Verantwortung für Mutter und Kind. „Eine Geburt ist immer eine besondere Situation“, sagt sie. „Es ist immer anders, selbst wenn es dasselbe Paar ist.“
Für eine natürliche Geburt ist ein Arzt nicht notwendig – eine Hebamme aber schon. „Wir versuchen immer, primär ohne Arzt auszukommen“, sagt die junge Hebamme. „Letztendlich ist das Ziel, dass die Frau ihre eigenen Ressourcen kennt und nutzt.“ Sollte es zu Komplikationen kommen, können Hebamme diese schnell erkennen und handeln.
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Für ihre Arbeit ist es deshalb wichtig, dass sie zu den werdenden Müttern Vertrauen aufbauen, sagt Ewa Backen, Kollegin von Mona Lehner und seit 2012 ausgelernte Hebamme. „Sonst ist es schwierig, und die Frau kann sich nicht öffnen.“ Mal bleibt dafür mehr und mal weniger Zeit. Bis es zur Geburt kommt, kann eine Stunde vergehen – oder es können auch 17 sein. Das ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Während dieser Zeit stehen die Geburtshelferinnen den Schwangeren zur Seite. Sie gehen mit ihnen spazieren oder bieten ein Entspannungsbad an, um die Schmerzen zu lindern.
Hebammen müssen ein Auge auf Väter haben
„In erster Linie sind wir nur da“, sagt Mona Lebner. „Wir machen Mut und beobachten das Kind, die Frau und die Begleitperson.“ Denn auch auf die Väter müssen sie immer ein Auge haben, sagt die 29-Jährige. „Viele sind so nervös, dass sie vergessen zu essen oder zu trinken.“
Im vergangenen Jahr kamen im Geburtszentrum Pinneberg 1400 Babys auf die Welt. Die Klinik verfügt über vier Kreißsäle. Auch eine Wassergeburt in einer Entbindungswanne ist möglich.
Mona Lebner hat noch keine langjährige Berufserfahrung. Doch das zeichne laut Ewa Backen eine gute Geburtshelferin auch nicht aus. „Die jüngeren Kolleginnen sind sehr sensibel und kompetent“, sagt die 35-Jährige. „Wenn man den Job aus Berufung macht, kann man die beste Hebamme der Welt sein.“
Die Weihnachtsgeschichte
Für Mona Lebner ist es eine große Ehre, bei einer Geburt dabei sein zu dürfen. „Die Familie lässt einen als fremden Menschen an ihrem Leben in so einer intimen Situation teilhaben“, sagt die junge Hebamme. „Das Paar lernt sich bei der Geburt auch noch mal ganz anders kennen.“
Die beiden Kolleginnen aus dem Kreißsaal führen ihren Job mit Leidenschaft aus. „Was gibt es Größeres im Leben eines Menschen“, sagt Backen. „Es ist nicht die Hochzeit oder die Beförderung, sondern die Geburt des Kindes.“
Weihnachten ist für die Hebammen ein besonderer Tag. Aber nicht, weil es Geschenke oder Leckeres zu essen gibt. „Die Geburt ist so ein Moment, in dem man alles ausblendet – auch Weihnachten“, sagt Backen. Die Geburt stehe über allem, und an den Festtagen werde ihnen das noch deutlicher als sonst. „Die Geburt ist ein Wunder. Hier ist jeden Tag Weihnachten.“