Im Adventskalender spricht Oliver Stolz, Chef von 700 Mitarbeitern im Kreishaus, über sein Amt und wie er das Weihnachtsfest begeht.
Jeden Erscheinungstag bis Weihnachten drucken wir ein Stück Weihnachtsgeschichte (nach dem Lukas-Evangelium) und lassen uns vom Text – oft ein bisschen um die Ecke gedacht – zu interessanten Gesprächspartnern leiten. Die öffnen uns ihre Türen, erzählen aus ihrem Leben und berichten, was sie mit Weihnachten verbinden.
Wenn das seine Frau sehen würde, gebe es Ärger zu Hause, sagt Oliver Stolz mit einem Schmunzeln. Fürs Pressefoto lässt der Landrat sich überreden, eine Weihnachtskugel an den Tannenbaum im Kreishaus zu hängen. „Zu Hause mache ich das nämlich nicht“, gesteht Stolz. Zu wenig Zeit.
Dafür erfreut er jedes Jahr seine 700 Mitarbeiter zur Weihnachtsfeier mit einem Wundertrank, dem Eier-Punsch. Das ist eine spezielle Kreation aus dem Hause Stolz, die aus der Not heraus geboren wurde, erzählt der Landrat. Als er noch Bürgermeister von Rellingen war, ging beim Feuerwehrfest plötzlich der Glühwein aus. Und so zauberte seine Frau Claudia aus Eierlikör, Weißwein und Orangensaft die herrliche Mischung des Eier-Punsches. „In Rellingen hat sich das zu einer Tradition bei den Gemeindefesten entwickelt“, sagt Stolz. Und auch in seiner Belegschaft sei der heiße Cocktail à la Landrat recht beliebt, was sein Sprecher Oliver Carstens bestätigt. „Ich sage immer, natürlich im Spaß: ‚Wer fünf davon schafft, hat den nächsten Tag frei oder ist krank.“
Alle Folgen der Serie
Ganz so gemütlich ging es nicht immer zu in deutschen Behörden. In preußischer Zeit war ein Landrat nicht nur der Leiter der Kreisverwaltung. Er hatte die herausgehobene Stellung als eines „Königs des Kreises“, schrieb der Zeitgenosse Felix Busch. Er wurde vom König ernannt und hatte fast unbegrenzte Befugnisse. Die Stellung des Landrats war mit der eines Generalstabsoffiziers zu vergleichen, so Busch weiter. Oft erhielten Landräte später Ministerposten.
Ihre Dienstwohnung hatten sie in der Landdrostei, auch heute noch Pinnebergs markantestes Gebäude. Dort wurden sogar Abendgottesdienste abgehalten. Der letzte Landdrost Pinnebergs, Ludwig-Nicolaus von Scheele, erhielt in seiner Amtszeit (1848 bis 1864) 7000 Reichsbanktaler, 20 Hektar Dienstland, 25 Faden Deputatholz und 150.000 Soden Torf. Landrat Stolz erhält heute ein Jahressalär von rund 120.000 Euro plus Nebeneinkünften von etwa 25.000 Euro. Er ist vom Kreistag gewählter Behördenleiter und Konzernchef von Beteiligungsgesellschaften wie dem Abfallunternehmen GAB, Busbetrieb KViP oder Wirtschaftsförderer WEP.
Landpfleger Cyrenius Quirinus von Syrien aus der Weihnachtsgeschichte war dagegen Patrizier Roms, Vertrauter von Kaiser Augustus und befehligte 200.000 Soldaten als Statthalter Roms in Asien, Griechenland und Ägypten.
Heute sind es immer noch zahlreiche Syrer, die wegen ihres Bürgerkrieges hierher zu uns flüchten. Aktuell gibt es 150 Asylverfahren von Syrern im Kreis Pinneberg. Dabei sind dieses Jahr nur 286 Menschen in den Kreis Pinneberg geflohen, 2015 waren es noch 3278, 2016 1454 Flüchtlinge.
Diese Schätzung...
Diese Menschen in unsere Gesellschaft zu integrieren, sei heute schwerer zu bewältigen als die noch größeren Flüchtlingsströme nach dem Krieg, sagt Stolz. Die kamen damals aus dem gleichen Kulturkreis, was für die Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Irak nicht gilt. Aber Stolz hat in der Hochzeit der Flüchtlingskrise Verantwortung gezeigt und das Problem zur Chefsache erklärt. Aktuell wird die Ausländerbehörde um weitere fünf Stellen aufgestockt.
„In früheren Zeiten stellte ein Landrat das klassische Ober- und Unterverhältnis zu seinen Untertanen dar“, sagt Stolz. „In einer politischen Demokratie haben wir da zum Glück andere Zeiten.“ Auch wenn er sich manchmal wünschte, dass sich das eine oder andere Problem schneller lösen ließe. Weihnachten sei für ihn „ein toller Brauch für Kinder“ und die Rückbesinnung auf christliche Werte und den Weihnachtsfrieden. In diesem Sinne werde er die Festtage im Kreise seiner Familie verbringen.