Uetersen. Der Gaststättenbesitzer Rüdiger Tarp hat mit dem Uetersener Taps ein Szenelokal geschaffen, das keinen Trends folgt.

Jeden Erscheinungstag bis zum 24. Dezember drucken wir ein Stück Weihnachtsgeschichte (nach dem Lukas-Evangelium) und lassen uns vom Text – oft ein bisschen um die Ecke gedacht – zu interessanten Gesprächspartnern leiten. Die öffnen uns ihre Türen, erzählen aus ihrem Leben und berichten, was sie mit Weihnachten verbinden.

„Authentisch musikalisch, leckeres Bier und prima Publikum!“ schreibt eine junge Facebook-Userin. „Seit vielen Generationen bietet es Durstigen und Mitteilsamen eine unverwechselbare weil unveränderte Heimstatt“, urteilt ein gesetzter Herr im sozialen Netzwerk.

Ausgehen hat in Uetersen einen Namen, und der strahlt weit über die Stadt hinaus. Im Taps treffen sich die Menschen, vom Twen bis zum Silver Ager. Rüdiger Tarp hat dieses Refugium geschaffen – ein Szenetreff, der so ganz anders ist als die sonst angesagten Lokalitäten. 2001 übernahm er das Haus, das um 1800 errichtet worden war und anfangs als Landhandel diente. Der Urgroßvater kaufte es um 1900, da war es schon eine Gaststätte. Tarp führt das Haus in vierter Generation. Der studierte Architekt hat es fertig gebracht, das Haus stetig nach seinen Vorstellung umzugestalten, aber den Charme des alten Gebäudes zu erhalten.

Im Taps ist die Musik zu hören, die der Wirt mag

Tarp, der jeden Tag hinter dem Tresen steht, verweigert sich den modischen Veränderungen. Energy Drinks, schicke Cocktails oder das gerade angesagte Hochprozentige sucht der Gast vergebens. Bei der Programmgestaltung folgt er nur dem eigenen Geschmack. Ein Jazz-Fan ist er seit jungen Jahren, hat ein Herz für Liedermacher, Weltmusik, Theater und den Blues. Der Unangepasste pflegt Nischen, die es anderenorts nicht mehr gibt. An jedem zweiten Dienstag im Monat treffen sich Jazzer zur Session („es gibt ganz hervorragende Musiker im Kreis“), an jedem dritten Mittwoch im Monat bekommt am „Tag der Freibühne“ jeder eine Chance, der sich und seine Künste präsentieren möchte.

Da Tarp aus einer alt eingesessenen Uetersener Familie stammt, verfügt er über beste Kontakte. So hilft ihm ein befreundeter Spanisch-Lehrer, Musikgruppen von der iberischen Halbinsel ins Taps zu holen. Und ein Regisseur und Schauspieler aus Haseldorf sorgt dafür, dass sein Pantheater in Uetersen auftritt.

Heiligabend bleibt das Taps geschlossen, aber einen Tag zuvor wird es rappelvoll sein. Dann treffen sich die ehemaligen Schüler des Ludwig-Meyn-Gymnasiums. Viele wohnen nicht mehr in Uetersen, kommen zum Weihnachtsfest zurück, um mit den Eltern zu feiern. „Ich habe sie aufwachsen sehen, manche haben eine interessante Entwicklung gemacht. Aus Schülern wurden etablierte Wissenschaftler, Geschäftsleute und Juristen“, sagt Tarp mit väterlichem Unterton.

Das Geschäft ist schwieriger geworden in der Gastronomie. Internet und Computerspiele macht Tarp dafür verantwortlich, dass die Menschen lieber allein zu Hause bleiben, als sich in der Kneipe zu treffen. Mit immer neuen Ideen stemmt er sich gegen den Trend. Derzeit wird ein nicht genutzter Teil des Hauses zu einem Café ausgebaut. Dort wird Tarps Freundin demnächst ihre vorzüglichen selbst gebackenen Kuchen anbieten. An einem Nachmittag in der Woche soll ein Probebetrieb gestartet werden.

Es begab sich...

... aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste ... Fortsetzung folgt

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„Das Rad dreht sich weiter“, sagt Tarp. So erlebt der bereits totgesagte Oldtime Jazz gerade eine Renaissance. „Die Parklane Jazzband hat neue jüngere Musiker“, sagt der umtriebige Organisator. „Und es kommen jüngere Zuhörer.“ Die wollten zur Musik tanzen. Dem „Charme des Tanzens“, dem er seit einiger Zeit selber erlegen ist, soll mit Swingkonzerten Rechnung getragen werden. Demnächst kann der begnadete Kommunikator seinen 75. Geburtstag feiern. Ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. „Wenn ich alle meine Ideen umsetzen will, muss ich 120 Jahre alt werden“, sagt Tarp.

Konzert: Sven Punkt, Sa 9.12. 20 Uhr; Jazz-Session, Die 12.12. 20 Uhr; Öffnungszeiten Die-Sa ab 19.30 Uhr, Pinnauallee 1