Quickborn. Das vierte Türchen im Adventskalender öffnet sich. Für Ulrike Kaiser zeigt die Weihnachtsgeschichte, welchen Wert die Familie hat.
Jeden Erscheinungstag bis Weihnachten drucken wir ein Stück Weihnachtsgeschichte (nach dem Lukas-Evangelium) und lassen uns vom Text – oft ein bisschen um die Ecke gedacht – zu interessanten Gesprächspartnern leiten. Die öffnen uns ihre Türen, erzählen aus ihrem Leben und berichten, was sie mit Weihnachten verbinden.
Einen Kaiser gibt es in Deutschland seit ziemlich genau 100 Jahren nicht mehr. Dafür aber viele Menschen, die diesen Namen tragen. Wie Ulrike Kaiser, die Ärztin und Heilpraktikerin in Quickborn ist. „Ich heiße Kaiser, wie der Monarch“, stellt sie sich gern vor. Der Name sei bei den Menschen immer noch sehr positiv besetzt. So werde sie von vielen Freunden liebevoll als „unsere Kaiserin“ begrüßt. „Ich habe mir nie etwas darauf eingebildet.“
Aber offenbar sei der Begriff Kaiser vielen Menschen noch geläufig. Das gelte international. So spreche der Kellner beim Italiener sie oft mit „Caesare“ an, woher der Name seinen Ursprung hat. Und sie hatte mal Kontakt nach China, wo sie ihren Namen fast ehrfurchtsvoll ausgesprochen hätten. Ihr Ex-Mann, von dem sie den Namen hat, habe enge Beziehungen zu einem König von Accra in Ghana gepflegt, der oft zu ihnen scherzhaft sagte: „Eigentlich steht ihr ja über mir.“
Es begab sich...
Die Familie ihres Ex-Gatten stammt aus der Nähe von Heilbronn und hatte dort tatsächlich Verbindungen zum Kaiserhof, erinnert sich Ulrike Kaiser, die früher Schulz hieß. So habe der Großvater ihres Ex-Mannes noch auf dem Schloss gearbeitet, das heute ein Weingut ist. Ein weiterer Vorfahr sei Maler bei Hofe gewesen, erinnert sich die „Kaiserin“. Leider seien von den Bildern nicht mehr viele übrig geblieben. Aber das Talent erbte ihr Ex-Mann, der Orgelbauer war und zwölf Musikinstrumente spielen konnte.
Daran gedacht, den Namen nach der Scheidung abzulegen, habe sie nie. Schließlich hatte sie unter dem Namen als Ärztin auch Fachbücher veröffentlicht, berichtet die Quickbornerin. Seit sie aus Süddeutschland wieder zurückgekehrt ist, widme sie sich ihrer Praxis und ihren Patienten. Schon im Allgäu, wo sie zuletzt davor wohnte, habe sie sich gern zu Weihnachten um Menschen gekümmert, die allein und einsam waren. Schließlich werde an Heiligabend die Geburt eines Kindes gefeiert, „das uns Menschen viel Gutes gebracht hat“. Darum habe sie sich immer verpflichtet gefühlt, sich an diesem Festtag hilfsbereit zu zeigen, erklärt Ulrike Kaiser.
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Und so besucht sie zu Weihnachten gern Menschen, die allein und ohne Familie sind, und beschenkt sie mit selbstgebackenen Keksen oder lädt sie zu sich nach Hause zum Essen ein. Diese Hilfsbereitschaft sei heute nicht mehr so ausgeprägt. Dabei sei es in früheren Zeiten selbstverständlich gewesen, einem zu Fuß Reisenden Quartier und zu essen zu geben, sagt Ulrike Kaiser. „Leider ist davon heute nicht mehr so viel übrig geblieben. Darum macht mich Weihnachten immer sehr nachdenklich.“
Die Weihnachtsgeschichte sei für sie immer noch aktuell, sagt Ulrike Kaiser. „Sie zeigt auch, welchen Wert die Familie für uns Menschen hat.“ So sei sie von ihrer Familie nach der Rückkehr in den Norden sofort wieder herzlich aufgenommen worden. Einsame Menschen würden zu Weihnachten ganz hektisch, weil ihnen bewusst werde, dass sie keine Familie hätten. „Für viele ist es schwer, aus Freunden eine Familie zu machen. Dabei ist es ganz einfach: Man muss ihnen nur eine Einladung aussprechen.“