Halstenbek. Polizisten klären in Halstenbek und Ellerbek Bewohner vor Ort auf, wie sie durch ihr leichtsinniges Verhalten Täter begünstigen.

„Ist irgend etwas passiert? Mir wird immer ganz bange, wenn ich Sie sehe“, ruft die ältere Frau, als sie Seike Brodersen und Jürgen Schlichting begegnet. Es ist Mittwochvormittag, und die beiden Polizeibeamten sind zu Fuß in einem Wohngebiet in Halstenbek-Krupunder unterwegs. „Keine Sorge, wir sehen nur nach dem Rechten. Wir sind doch die Guten“, gibt Schlichting zurück.

Die Guten machen an diesem Tag das, was sonst die Bösen tun: Sie suchen nach Orten, wo sich ein Einbruch lohnt. Nach Haustüren, in denen der Schlüssel von außen steckt. Nach offenstehenden Terrassentüren. Nach Fenstern, die auf Kipp stehen, während die Bewohner außer Haus sind. Nach nicht abgeschlossenen Garagen oder Carports, in denen Einbrecher alles finden, was sie für ihre Taten brauchen.

Seike Brodersen klärt Evelyn Engelbrecht auf, welche Folgen offenstehende Schuppentüren haben können
Seike Brodersen klärt Evelyn Engelbrecht auf, welche Folgen offenstehende Schuppentüren haben können © HA | Arne Kolarczyk

Präventionsstreife nennt sich in der Polizeisprache das, was Brodersen und Schlichting tun. Und sie sind nicht allein. Acht Beamte sind in vier Teams den ganzen Tag unterwegs, um die Bürger aufzuklären. Aufklären darüber, wie leicht sie es manchmal Tätern machen. „Es ist schon erschreckend normal, was wir vor Ort so vorfinden“, sagt Bernd Kanert, Leiter des Sachgebiets Prävention der Polizeidirektion Bad Segeberg. Er ist an diesem Tag selbst mit auf Tour. Die Beamten haben sich Halstenbek und Ellerbek ausgesucht. „Wir suchen Orte auf, in denen es zuletzt häufiger zu Einbrüchen gekommen ist“, erläutert Kanert das Konzept, das regelmäßig zur Anwendung kommt.

Die Bilanz

Das alles fanden die Beamten bei der Streife vor:

23 gekippte Fenster in Häusern, in denen niemand Zuhause war. Zwei offen stehende Terrassentüren. 84 ungesicherte Fahrräder. Sechs Haustüren in Mehrfamilienhäusern, die nicht versperrt waren. 24 nicht abgeschlossene Garagen und 15 offene Schuppen mit wertvollen Gütern. 34 vorgefundene Leitern, die Tätern als Aufstiegshilfe dienen könnten.

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In Halstenbek parken Brodersen und Schlichting ihren Streifenwagen an der Seestraße. Weiter geht es zu Fuß. In den Eidelstedter Weg, den Krupunder Grund, den Krupunder Stieg. Dort stehen meist Reihenhäuser mit kleinen Gärten. Die beiden Beamten probieren, ob die Gartentore verschlossen sind. Wenn nicht, betreten sie die Grundstücke, gucken sich im Garten und auf den Terrassen um. Gibt es Wertgegenstände wie etwa Fahrräder, die ungesichert sind? Sind Gartenschuppen offen, in denen hochwertiges Gut lagert? Wenn ja, klingeln die Polizisten an den Türen, um die Bewohner auf ihr Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Ist niemand zu Hause, schreiben Brodersen und Schlichting ihre Beobachtungen auf einen Zettel und werfen ihn in den Briefkasten.

In einer offenstehenden Garage bringt Schlichting einen Zettel an einer Leiter an, um die Besitzer zu sensibilisieren
In einer offenstehenden Garage bringt Schlichting einen Zettel an einer Leiter an, um die Besitzer zu sensibilisieren © HA | Arne Kolarczyk

„Es ist ganz häufig so, dass die Einbrecher gar kein Werkzeug mehr dabei haben, sondern sich vor Ort geeignete Hilfsmittel suchen“, erzählt Schlichting. Er drückt die Türklinke eines Holzschuppens herunter, der vor einem Reihenhaus steht. Er ist nicht abgeschlossen. Schlichting zeigt auf eine Leiter, die an der Wand hängt – und auf das Nachbarhaus, bei dem im ersten Stock ein Fenster auf Kipp steht. „Damit wären wir da schnell drin.“

Währenddessen klingelt Kollegin Brodersen an dem Haus mit dem auf Kipp stehenden Fenster. Dort öffnet ein älterer Herr. Der freut sich sichtlich über den unerwarteten Besuch – und bittet die Beamten, sich bei der Gelegenheit gleich einmal seine Fenster und Terrassentüren anzusehen. „Da braucht ein Täter gerade einmal fünf Sekunden, um reinzukommen“, urteilt Schlichting. Er empfiehlt dem Rentner eine Nachrüstung seiner alten Fenster und Terrassentüren mit einer Pilzkopfverriegelung. „Toll, dass sie da waren“, sagt der Hausbewohner.

Jürgen Schlichting
Jürgen Schlichting © HA | Arne Kolarczyk

Auch Evelyn Engelbrecht freut sich, als sie von den Beamten angesprochen wird. „Es ist beruhigend, dass sie hier durchgehen und nach dem Rechten sehen“. sagt sie. Und sie gelobt Besserung. Ihr Gartenschuppen war offen – und enthielt Leitern und Werkzeuge, die für die Täter von Nutzen wären. „Normalerweise achtet mein Mann immer darauf, dass der Schuppen verschlossen ist“, sagt Evelyn Engelbrecht. Weiter geht es für die Beamten bei mehreren Mehrfamilienhäusern in diesem Gebiet. Sie probieren, ob die Haupteingangstüren verschlossen sind. In zwei Fällen ist das nicht der Fall. Brodersen und Schlichting stehen im Treppenhaus. „Die Wohnungstüren sind in der Regel kaum noch gesichert, das dauert nur Sekunden, da reinzukommen“, sagt Schlichting. Er und seine Kollegin klingeln an mehreren Türen, um mit den Bewohnern über die offen stehende Tür des Mehrfamilienhauses und die möglichen Folgen zu sprechen. Doch obwohl in mehreren Wohnungen Geräusche von Radios und Bohrmaschinen zu hören sind, öffnet niemand. „Hier hätten Einbrecher leichtes Spiel“, urteilt Schlichting.

Alles in allem fällt das Urteil der beiden Beamten, die zwei Stunden lang in dem Halstenbeker Wohngebiet unterwegs waren, jedoch positiv aus. „In den meisten Fällen war in dieser Gegend alles vorbildlich gesichert.“