Kreis Pinneberg. Verschiedene Bildungseinrichtungen versuchen, sich mit mehr Überwachung besser vor Diebstahl und Vandalismus zu schützen.
Einbrüche, Vandalismus, Fahrraddiebstähle: Immer mehr Schulen im Kreis Pinneberg werden zum Tatort. Und immer mehr Einrichtungen rüsten auf, um sich zu schützen. Die Bandbreite der Maßnahme ist groß – sie reicht von der Beauftragung eines Sicherheitsdienstes über die Installation von Einbruchmeldeanlagen bis hin zu einer Videoüberwachung bestimmter Bereiche.
Ein Beispiel: die Berufliche Schule Pinneberg. Ihr Schulhof wird außerhalb der Unterrichtszeit für Heranwachsende zum Treffpunkt. Die Folgen: Im Oktober 2016 wurden Jalousien und Außenfenster beschädigt (5000 Euro Schaden), im Januar 2017 wurde eine Laterne in Mitleidenschaft gezogen (3500 Euro Schaden) und im Mai 2017 wurden Feuerwerkskörper in der Nähe der Metallwerkstatt gezündet (5000 Euro Schaden). „Wir haben das jetzt sehr viel schärfer im Blick“, sagt Schulleiter Ulrich Krause, der von „ersten Erfolgen“ spricht.
Schulleiter spricht von einem gesellschaftlichen Problem
So entdeckte ein Hausmeister vier Jugendliche auf dem Dach der Metallwerkstatt. Sie wurden von der Polizei herungergeholt, die Schule stellte Strafanzeige. „Es ist ein gesellschaftliches Problem. Jugendliche haben weniger Treffpunkte als früher, auch spielen Alkohol und Drogen eine größere Rolle“, so Krause weiter.
Seine Schule sei bereits gut aufgestellt. Dennoch seien weitere Ergänzungen notwendig. Als eine erste Maßnahme wird das Schulgelände seit diesem Frühjahr von einem Sicherheitsdienst überwacht, der nach Unterrichtsschluss sowie am Wochenende auf Streife geht. Diese zunächst bis Ende des Jahres befristete Maßnahme soll laut dem neu entwickelten Sicherheitskonzept der Schule auf Dauer erhalten bleiben. Zusätzlich ist geplant, die Einbruchmeldeanlage zu erweitern und die Beleuchtung im Außenbereich zu verdoppeln. „Wo Licht ist, passiert weniger“, sagt der Schulleiter. Auch eine Videoüberwachung, die außerhalb der Unterrichtszeit scharfgeschaltet werden soll, sei im Gespräch. „Wir sehen das alles als präventive Maßnahmen an“, sagt Krause.
Die Beauftragung des Sicherheitsdienstes soll 6000 bis 7000 Euro pro Jahr kosten. Die Erweiterung der Einbruchmeldeanlage auf weitere Gebäudeteile schlägt mit 65.000 Euro zu Buche, hinzu kommen 2000 Euro jährlich für die Überwachung. Eine Videoüberwachung wird mit jährlichen Kosten von 20.000 bis 25.000 Euro kalkuliert. Entscheiden müssen darüber letztlich die Kreispolitiker. Im Ausschuss für Schule, Sport und Kultur ist das Sicherheitskonzept bereits vorgestellt werden. „Ich habe keine ablehnende Haltung seitens der Politik gesehen“, sagt Schulleiter Krause.
Bereits genehmigt ist in Halstenbek die Aufrüstung des Wolfgang-Borchert-Gymnasiums mit einer Einbruchmeldeanlage. Die Kosten liegen bei 54.000 Euro. „Die Installation erfolgt in den Sommerferien“, sagt Schulleiter Veit Poeschel. Die Aufrüstung ist eine Reaktion auf zwei Einbrüche im Juli 2016 und im Februar 2017, bei denen ein Gesamtschaden von fast 90.000 Euro entstand. Die Täter erbeuteten 80 Laptops, hinterließen beide Male eine Spur der Verwüstung. „Die hatten alle Zeit der Welt, haben sogar den Tresor aufgeflext“, so Poeschel weiter. Künftig seien alle Türen und Fenster gesichert, bei Alarm werde sofort die Polizei anrücken.
Ein weiteres Problem: die zunehmende Zahl von Fahrraddiebstählen. Betroffen ist einer der drei Abstellplätze – und zwar der auf dem hinteren Schulhof, der vom Gebäude nur schlecht einsehbar ist. „Die Täter kommen offenbar von hinten aus einem Wäldchen und verschwinden auch dort wieder“, sagt der Schulleiter.
Als Gegenmaßnahme solle jetzt eine Art Käfig errichtet werden, um die Abstellanlage zum Wäldchen hin abzuschirmen. „Einige Eltern haben eine Videoüberwachung vorgeschlagen. Das ist jedoch umstritten“, berichtet Poeschel.
An der Elmshorner Anne-Frank-Gemeinschaftsschule nicht. Dort sollen ab Herbst die Fahrradständer mit zwei Videokameras überwacht werden, um Diebe abzuschrecken. „Seit wir vor zweieinhalb Jahren den Fahrradstellplatz hinter die Turnhalle verlegen mussten, ist die Zahl der Diebstähle und Beschädigungen stark gestiegen“, sagt Schulleiterin Maren Schramm. Die Fahrradständer seien vom Schulgebäude aus nicht mehr einsehbar – und die Stadt könne nicht mehr wie früher eine Fahrradwache stellen.
„Es sind professionelle Täter am Werk, die gezielt neue und teure Räder aussuchen“, so die Schulleiterin. Einem Schüler seien drei Räder in einem Schuljahr entwendet worden. Sie kämpfe bereits seit zwei Jahren für eine Videoüberwachung. Inzwischen habe die Datenschutzbehörde des Landes das technische Konzept genehmigt. „Wir halten uns akribisch an die Vorgaben“, so Schramm weiter. Die beiden Kameras würden auf Bewegungen reagieren und dann aufzeichnen. Die Bilder blieben nur eine kurze Zeit gespeichert. „Wenn eine Schadensmeldung eingeht, habe ich das Recht, im Büro an den Rechner zu gehen und mir die Bilder anzusehen“, so Schramm. Die Schulleiterin legt auf eines besonderen Wert: „Wir sind keine Schule, wo besonders viel passiert. Durch die Videoüberwachung erhalten wir ein Instrument, das abschrecken wird.“