Langeln. In unserer Serie stellen wir die ältesten Gebäude in den Kommunen vor. Heute: Der Hof Fuhlendorf in der Gemeinde Langeln.
Vor 21 Jahren musste Hans-Detlef Fuhlendorf schweren Herzens Abschied nehmen. Obwohl seitdem schon einige Zeit vergangen ist, kann sich Langelns Bürgermeister noch genau an diesen einen Tag erinnern. 33 Jahre lang hatte Fuhlendorf zuvor auf seinem Hof Auf dem Bek 5 Landwirtschaft in eigener Regie betrieben. Mehr als 200 Tiere lebten auf dem Hof, davon 80 Kühe. Und dann musste er sein Vieh ab- und die Arbeit als Landwirt aufgeben: Seine Knochen hätten die schwere Arbeit nicht mehr länger mitgemacht.
„Das mag man nicht glauben, aber da standen mir sogar die Tränen in den Augen“, sagt Hans-Detlef Fuhlendorf. „Man hängt ja an den Tieren.“ Der Hofeigentümer und seine Frau konnten es nervlich nur schwer verkraften, plötzlich ohne ihre Tiere dazustehen, gesteht Fuhlendorf. „Man hatte das Gefühl, man hätte nichts mehr.“ Anfangs fuhr der heute 79-Jährige abends, wenn die Bauern ihre Kühe melkten, nicht mehr durchs Dorf. „Das wollte ich mir ersparen. Ich kam mir komisch vor.“
Eigentlich sollte aus dem Bauernhaus ein Café werden
Doch still zu sitzen und nichts zu tun liegt nicht in Hans-Detlef Fuhlendorfs Natur. Als es ihm gesundheitlich wieder besser ging, suchte er sich ein neues Projekt: den Umbau seines Hauses, des wohl ältesten Gebäudes in Langeln. „Man muss ja gucken, womit man sein Geld verdienen kann“, sagt der Bürgermeister.
Ursprünglich wollte der ehemalige Landwirt aus dem Gebäude ein Bauernhauscafé machen. Doch die Familie entschied sich gegen seinen Plan. Die Befürchtung: Das Café könnte zu viel Zeit in Anspruch nehmen. „Dann kam die Idee mit der Fahrradpension“, sagt Fuhlendorf. 1998 startet der große Umbau. Aus dem ehemaligen Schweinestall wurde die Pension. Fuhlendorfs Tochter leitet heute die Unterkunft. „Sie wird sehr gut genutzt.“ In dem früheren Kuhstall des Gebäudes wurde eine Werkstatt errichtet. Und den Heuboden baute die Familie zu Mietwohnungen aus.
Die meisten Umbauarbeiten hat Fuhlendorf selbst erledigt
Hans-Detlef Fuhlendorf hat das meiste am Umbau selbst erledigt. Handwerker hat er nur selten zur Hilfe geholt, sagt er stolz. „Das war wieder Knochenarbeit. Aber anders hätten wir es nicht geschafft.“ Er hat es verstanden, altes, gut erhaltenes Material zu recyceln. So verwendete er zum Beispiel alte Steine für eine neue Außenmauer. Erst riss er die alte Mauer ab, dann reinigte er jeden Stein und setzte ihn wieder neu ein.
Seine geliebte Ehefrau Karin sei während der Bauphase eine große Stütze für ihn gewesen. „Bei unserer Goldenen Hochzeit habe ich gesagt, unser Leben bestand aus Sand und Zement“, sagt Fuhlendorf. „Ohne sie hätte ich alt ausgesehen.“
Die Serie
In Langeln gebe es nicht mehr viele alte Gebäude, sagt der Bürgermeister. Die meisten wurden abgerissen oder nach 1945 neu gebaut. Fuhlendorfs Haus steht seit 117 Jahren. 1895 ist das Vorgängergebäude abgebrannt.
Die erste Erwähnung des Hofs stammt aus dem Jahr 1691
1949 und 1966 kamen jeweils zwei Anbauten zum Haus dazu. Der Hof Fuhlendorf ist wesentlich älter. Erster Hofbesitzer war 1691 ein Herr Thiel Freerk. Um vor allem die jüngere Generation daran zu erinnern, dass es sich um eine historische Hofstelle handelt, ließ Fuhlendorf einen Stein mit der Inschrift „Hof Fuhlendorf 1691“ anfertigen. Der schmückt die Einfahrt. „Ich habe meinen Enkelkindern mit auf den Weg gegeben, dass sie den Hof erhalten sollen“, sagt Fuhlendorf. „Deshalb auch der Stein. Der soll sie später daran erinnern, was der Opa einst gesagt hat.“
Hans-Detlef Fuhlendorf lebt schon sein Leben lang in dem alten Gebäude. Er ist dort mit seinen zwei Schwestern aufgewachsen. Als Kind schlief er noch in einem Heubett. Er kann sich noch gut an die kalten Tage im Winter erinnern. „Damals wurde nur ein Zimmer beheizt“, sagt er. „Das war bei uns die mittlere Stube, die hatte einen kleinen Kachelofen.“ Abends habe man sich dort getroffen, um zu schnacken oder um Wäscheklammern herzustellen. „Ich bin in einer Zeit groß geworden, als Pferde noch das normale Fortbewegungsmittel waren“, sagt er.
Blöd nur, dass der Langelner Pferde so überhaupt nicht leiden konnte. „Ich war immer eher der Maschinen-Mensch.“ Deshalb wollte Fuhlendorf auch erst Elektriker werden und nicht Landwirt. „Dann musste ich den Hof aber übernehmen, nachdem mein Vater gestorben war“, sagt er. „Meinen Schwestern ist das damals ja noch nicht so zugetraut geworden.“ Mit seinem Werdegang ist der Langelner rückblickend alles andere als unzufrieden. „Ich merke heutzutage noch mehr als früher, dass mir die Landwirtschaft immer gelegen hat.“