Klein Nordende. In unserer Serie Steinalt stellen wir die ältesten Gebäude der Kommunen vor. Heute kommen zwei Häuser in Betracht – Hinweise erwünscht.
Karl-Max Kapplusch klappt das große grün gebundene Buch auf seinem Wohnzimmertisch auf. Auf dem Cover steht in heller grüner Schrift: Ortsgeschichte Klein Nordende. Karl-Max Kapplusch schlägt gleich das letzte Kapitel des Buches auf: „Hufner und Kätner in Lieth und Klein Nordende“. Die Seiten heben sich von den weißen ab, die Blätter sind grau, das Papier fester. Kapplusch blättert zur Seite 290.
„Das hier ist eine interessante Zeichnung“, sagt der 65-Jährige und zeigt auf eine große Abbildung. Zu sehen ist ein Lageplan der verzeichneten Katenstellen ab dem 18. Jahrhundert. Doch auf die Frage, welches das älteste Gebäude von Klein Nordende ist, kann Kapplusch nur den Kopf schütteln. „Es gibt keine Auskunft darüber, welches das älteste Haus von Klein Nordende ist, oder welche von den ganz alten Katen heute noch stehen.“
Kapplusch muss es wissen. Der ehemalige Gemeindevertreter und Vorsitzende im Ausschuss Kultur und Sport war für die Herausgabe der Ortsgeschichte verantwortlich. 1997 ist die Chronik erschienen. Dort steht geschrieben, dass die Ortschaften Lieth, Holstendorf und Klein Nordende früher einen Distrikt bildeten, der zur Herrschaft Pinneberg gehörte.
Erst um 1700 mussten die Einwohner ihren Grundbesitz durch Urkunden nachweisen und wurden in Schuld- und Pfandprotokollen aufgelistet. Einige Jahre später wurden die Grundstücke und Ländereien der drei Dorfschaften zum ersten Mal vermessen. Seitdem sind in einem sogenannten Erdbuch die Grundstücke der Ortschaften mit Namen der Eigentümer verzeichnet. „Die Erdbücher sind die ersten Unterlagen dieser Art in Schleswig-Holstein, die sämtliche Eigentümer zentral erfasst haben“, sagt Kapplusch.
Die Auflistung der Hufen- und Katenstellen in der Ortschronik zeigt, dass die ältesten Gebäude der Gemeinde alle zum ersten Mal 1701 erwähnt worden sind. Weiter zurück reicht die Dokumentation nicht. „Die Häuser könnten älter sein“, sagt der ehemalige Gemeindevertreter. „Es ist einfach zäh. Aber ich bin mir sicher, dass in vielen Haushalten der Gemeinde noch einiges an interessanten Unterlagen liegt.“
So zum Beispiel im Haus von Eckart Kreitz. Sein Gebäude steht in der Straße Holstendorf, und bereits 1701 befanden sich auf dem Grundstück ein Wohnhaus und eine kleine Scheune. Es ist dokumentiert, dass 1867 das strohgedeckte massive Wohnhaus mit zwei beheizbaren Stuben, zwei Küchen, fünf Kammern, Keller und Stallraum ausgestattet war. „Der Eigentümer hat eine Menge zur Geschichte seines Hauses recherchiert, und ich vermute, dass es wesentlich älter als 1701 ist“, sagt Kapplusch.
Er soll Recht behalten. Das Haus von Kreitz ist von 1658. „Es war ein Neubau vom ehemaligen Uetersener Bürgermeister“, sagt Eigentümer Eckart Kreitz. 1971 hat der ehemalige Flugkapitän das Grundstück inklusive Haus von der Vorbesitzerin Käthe Bielenberg, geborene von Leesen,
abgekauft. „Eigentlich wollte ich nur die schöne Lindenallee haben und wusste zunächst gar nicht, was dahinter noch alles stand“, so Kreitz. Der Hof sei zuvor total eingegangen, weil der Bruder von Käthe Bielenberg in den letzten Tagen des Krieges gefallen sei, erzählt er. In den 70er-Jahren hat der ehemalige Pilot angefangen, das historische Gebäude zu restaurieren. „Und das mache ich heute noch.“ Auf dem Hof wurden früher Pferde gezüchtet. „Ich habe hier unglaublich große Hufeisen gefunden, das müssen Elefanten gewesen sein“, sagt er mit einem Schmunzeln. Heute betreibt er mit seiner Ehefrau auf dem Gelände einen Therapiestall für operierte Pferde.
Ein weiteres steinaltes Gebäude von Klein Nordende ist das Gebäude an der Dorfstraße 80. Bekannt auch unter dem Namen Töverhuus. Auch diese Kate wurde zum ersten Mal 1701 erwähnt, das genaue Baujahr ist nicht bekannt. Viele Jahrzehnte wurde auf dem Hof Landwirtschaft betrieben, heute ist das Töverhuus ein Hauptkulturpunkt in Klein Nordende.
Die Serie
Zahlreiche überregional bekannten Aufzeichnungen für Funk und Fernsehen wurden in dem Haus schon getätigt. 1993 übernahm Helmut Hamke sein Elternhaus und gestaltete es mit seiner Frau Gisela um. „Ich konnte es nicht über das Herz bringen es zu verkaufen oder abzureißen“, sagt der Eigentümer. „Wir wollten etwas für Kinder oder Kultur tun“, sagt der Sozialpädagoge. „So entstand das Töverhuus.“