Elmshorn. Die Liste der Delikte auf dem Park-and-ride-Parkplatz Steindammwiesen in Elmshorn ist lang. Vor allem Frauen meiden den Bereich.
In der Nacht vom 10. auf den 11. März wurden elf Autos mit Graffiti beschmiert, einige mit sogenannten Tags, andere mit Hakenkreuzen. Ein paar Tage später, am 19., 20. und 23. März, wurden an vier Wagen die Reifen zerstochen. Am 27. März versuchte ein unbekannter Täter, ein Auto aufzubrechen – vergeblich. Zwei Tage später wurde ein Nummernschild entwendet. Die Liste der Sachbeschädigungen auf dem Park-and-ride-Parkplatz Steindammwiesen in Elmshorn ist lang.
Aus diesem Grund fordert die CDU Elmshorn eine Videoüberwachung für die Parkpalette, die an den Steindammpark angrenzt. „Die Zustände in der und um die Parkpalette sind weiterhin unbefriedigend“, sagt der Fraktionsvorsitzende Immo Neufeldt. „Die Meldungen über Beschädigungen an geparkten Autos, illegalen Partys und ähnliche Fälle sind leider immer noch an der Tagesordnung.“ Dabei hat die Polizei ihre Präsenz rund um den Bahnhof und den Steindammpark bereits verstärkt.
Frauen haben abends Angst, das Parkhaus zu betreten
Der Umstieg vom Auto in die Bahn müsse attraktiv bleiben. „Dazu gehört auch, dass es sichere Abstellmöglichkeiten gibt“, sagt Immo Neufeldt. „Wir werden die Stadtverwaltung bitten, eine Kostenschätzung für die Überwachungsanlage aufzustellen.“ Die Forderung nach Kameras sei ein Ergebnis der letzten mitgliederoffenen Fraktionssitzung der CDU. Ein entsprechender Antrag an das Stadtverordnetenkollegium soll folgen.
Neben dem gefühlten Unsicherheitsempfinden insbesondere in den Abendstunden gebe es leider auch ganz reale Bedrohungen, berichtet die CDU-Landtagskandidatin Birte Glißmann. Sie hatte während ihrer Praktikumsreihe auch eine Polizeistreife der Nachtschicht unter anderem am Steindammpark begleitet. Es könne nicht sein, dass in unserem freien Land Frauen, aber auch Männer den Weg durch die Steindammwiesen zum Parkhaus mieden oder sich begleiten lassen müssten. „Ich kenne viele Frauen, die sagen, sie setzten nach Einbruch der Dunkelheit keinen Schritt mehr in den Steindammpark und mieden auch die Parkpalette“, sagt Birte Glißmann. „Sogenannte No-go-Areas darf es aber nicht geben.“
Die Polizei ist skeptisch, ob Videoüberwachung sinnvoll ist
Die Polizei in Elmshorn hat den in unmittelbarer Nähe liegenden Bahnhof und Steindammpark schon vor geraumer Zeit als Kriminalitätsschwerpunkt ausgemacht und dort ihre Präsenz verstärkt. Zudem wurde am Bahnhof die Videoüberwachung ausgeweitet. Seit Dezember 2016 sind zwei weitere Kameras Richtung Mühlenstraße in Betrieb. Stadt und Polizei erhoffen sich dadurch, Sach- und Personenschäden im Bahnhofsumfeld deutlich zu reduzieren. Der Installation für 13.600 Euro hatten zuvor alle politischen Fraktionen zugestimmt. Sechs Kameras waren bereits auf dem Holstenplatz und direkt im Fußgängertunnel installiert. „Die Straftaten gingen hier deutlich zurück“, sagt Revierleiter Thorsten Buchwitz.
Er sieht eine Ausweitung der Videoüberwachung auf die Parkpalette Steindammwiesen dennoch skeptisch. Zum einen beschränkten sich die Straftaten dort auf Sachbeschädigungen. Im Steindammpark und am Bahnhof selbst gehe es hingegen um Drogen- und Gewaltdelikte. Zum anderen wäre der erste mögliche Schritt die Erhöhung der polizeilichen Präsenz.
Ähnlich wie in Elmshorn ist auch die Situation in Uetersen. In der dortigen Parkpalette waren laut Polizei in den vergangenen zwei Jahren lediglich Serien von Sachbeschädigungen an Autos zu beklagen, davon allerdings viele: etwa 60 in zwei Jahren. Straftaten aus dem Bereich der Rohheitsdelikte wie Raub und Körperverletzung waren dort kein größeres Thema. „Das Problem in Uetersen dürfte sich aber ja bald erledigt haben, da die Parkpalette an einen Investor verkauft wurde, der dort Wohnungen errichten möchte“, sagt Hans-Otto Crantz, Leiter der Polizeistation Uetersen.
Ausgewiesene Frauenparkplätze
In Pinneberg hat die Polizei hingegen keine Probleme, auch, weil die privat betriebenen Parkhäuser überwacht werden. „Wir haben keine Schwierigkeiten“, sagt auch Nicole Bastein vom Centermanagement Pinneberg. „Teile sind mit Kameras überwacht. Im vorderen Bereich haben wir Frauenparkplätze ausgewiesen, und das Parkhaus ist gut ausgeleuchtet.“ Zudem würden die Geschäfte um 19 Uhr schließen und anschließend auch das Parkhaus, sodass dort auch niemand über Nacht hineinkomme.
Das erst kürzlich eingeweihte Parkhaus der Volksbank Pinneberg-Elmshorn mit 199 Parkplätzen hat hingegen sieben Tage in der Woche und 24 Stunden am Tag geöffnet. „Hin und wieder hängen Jugendliche hier ab. Schlimmere Vorfälle gab es bislang keine“, sagt Andreas Vogel, Organisationsleiter der Volksbank. Dass dies so bleibe, dafür sorge unter anderem ein Wachdienst, der regelmäßig das Parkhaus durchstreife. Zudem gebe es Notrufknöpfe, Videoüberwachung und ausgewiesene Frauenparkplätze.
Das empfiehlt die PolizeiTiefgaragen und Parkhäuser sind für viele Menschen das Paradebeispiel für einen Angstraum. Das Landeskriminalamt Hamburg gibt deswegen Empfehlungen für deren Gestaltung. Parkflächen sollten aus kriminalpräventiver Sicht zu jedem Zeitpunkt optimal ausgeleuchtet sein. Von möglichst jedem Parkplatz sollte der nächstgelegene Ausgang und Kassenbereich deutlich erkennbar sein. Die Verwendung heller Farben ist gesetzlich vorgeschrieben und hat einen positiven psychologischen Effekt. Einzelne Bereiche sollten farbig oder mit unebenen Oberflächen gestaltet werden, um die Wahrscheinlichkeit von Graffiti zu reduzieren. Der Raum sollte möglichst offen und transparent gestaltet werden. |