Schenefeld. Stadtplaner Ulf Dallmann stellte seine Idee von privilegierten Zweiradrouten erstmals öffentlich vor und stieß auf wenig Zuspruch.

Die Stadt will mehr Bürger zum Umsteigen aufs Fahrrad bewegen und den Radfahrern in Dorf und Siedlung deshalb mehr Platz und Rechte einräumen. Im Rahmen des Radwegekonzepts Schenefeld 2025 sollen einzelne Straßenzüge wie beispielsweise die Lindenallee, die Bogenstraße, Parkgrund, Moorweg, Gorch-Fock-Straße, Kreuzweg und Kastanienallee sowie Holtkamp, Uetersener und Sülldorfer Weg bis jeweils an die Hamburger Stadtgrenzen in Fahrradstraßen umgewandelt werden.

Auf solchen Abschnitten haben die Radler Vorfahrt vor dem motorisierten Verkehr, es gilt Tempo 30. Das sieht das Konzept vor, das Stadtplaner Ulf Dallmann am Donnerstagabend öffentlich vorstellte. Wer diese privilegierten Zweirad-Routen bewusst nutze, fahre sicherer und komme zügiger und auf angenehmeren Wegen als entlang der Hauptstraßen durch die Stadt, warb Dallmann für sein Konzept. Gleichzeitig lasse sich auf diese Weise der Anteil der Radfahrer am Gesamtverkehr erhöhen. Genau das, nämlich weniger Autos und mehr Fahrräder auf den innerörtlichen Straßen, nannte er als wesentliches Ziel des Konzepts.

Die mehr als 60 Zuhörer im Ratssaal reagierten überwiegend skeptisch. Anwohner des Kreuzwegs fürchteten, dass ihre Straße zum Autoschleichweg gerät, wenn der Wendehammer Richtung Jahnstraße für die Fahrradstraße geöffnet wird. Feuerwehrchef Michael Schulz gab zu bedenken, dass durch die geplante Verkehrsberuhigung die 80 Brandschützer es bei Alarm von ihren Wohnungen bis zum Einsatzort möglicherweise nur schwer innerhalb der gesetzlichen Frist von zwölf Minuten schaffen könnten. Und Landwirt Jörn Rüpke plädierte dafür, „renitenten Radfahrern“ auf landwirtschaftlich stark genutzten Strecken wie Sülldorfer Weg und Holtkamp nicht durch die Ausweisung als Fahrradstraße auch noch Rückenwind zu geben.

Deutlich wurde, dass viele Bürger mit der Idee fremdeln, als gleichberechtigter oder rechtlich privilegierter Verkehrsteilnehmer die Fahrbahn zu nutzen. Die Mehrheit wurde mit dem 70er-Jahre-Dogma der autogerechten Stadt groß, in der die Radler sich mit den Fußgängern einen Raum abseits der Straße teilen. Entsprechend schwer fiel es vielen Zuhörern, der 180-Grad-Wendung zu folgen, dass Radler jetzt den für viele gefühlt sicheren Radweg oberhalb der Bordsteinkante gegen den Asphalt tauschen sollen.

„Mir ist bewusst, dass dieser Prozess ein Umdenken erfordert, das muss sich erst in den Köpfen festsetzen“, sagte Dallmann. Jetzt gehe es aber zunächst darum zu klären, ob Schenefelds Bürger ein solches Netz von Fahrradrouten überhaupt wollen.

Deutlich wurde aber auch, dass vor allem die vom Kreis angeordnete Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht entlang stark befahrener Hauptverkehrsstraßen wie Blankeneser Chaussee, Haupt- und Lornsenstraße die Bürger beschäftigt. Immer wieder rutschte die Debatte, die eigentlich um die Fahrradstraßen in verkehrsberuhigten Gebieten kreisen sollte, hin zu der Frage: Was passiert an den Hauptstraßen? Viele Zuhörer plädierten dafür, die bestehenden Radwege zu sanieren und auszubauen. Stadtplaner Dallmann winkte ab. Die fraglichen Straßen seien einfach zu schmal, um die Rad- und Fußwege gemäß der aktuellen Rechtslage zu erstellen. „Der Drops ist gelutscht“, sagte er. Wie der Radverkehr entlang der Hauptstraßen geführt wird, das werde am Donnerstag, 28. April, von 19 Uhr an öffentlich diskutiert. Dann tagt im Rathaus der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt.