Wedel. Architekt schlägt vor, das geplante Neubaugebiet wesentlich dichter zu besiedeln als geplant. Politiker äußern Bedenken.

Bislang existiert Wedels neuer Stadtteil mit dem Namen Wedel Nord nur auf dem Papier und in den Köpfen der Planer. Doch dort verdichtet sich das Vorhaben zusehends, und das im Wortsinn. War bislang auf der Basis eines Wettbewerbsentwurfs von knapp 900 Wohneinheiten die Rede, wird in der Stadt nun offen über knapp 1300 gesprochen. Und der einstmals mit 34 Prozent bemessene Anteil an Wohnungen in Mehrfamilienhäusern könnte auf 50 bis 60 Prozent steigen. Es ist jedenfalls die Variante, die Hans-Joachim Agather vom Hamburger Architektencontor Agather Bielenberg nun im städtischen Planungsausschuss empfohlen hat.

Die überbaute Fläche bliebe unverändert

Agather fasst zusammen: Dank der abgewandelten Planung bestünde die Möglichkeit, mehr günstigen Wohnraum zu schaffen. Gleichzeitig sänke der Flächenverbrauch pro Wohnung. Auf der anderen Seite müssten mehr Parkplätze gebaut werden, und der Verkehr in dem Viertel nähme zu.

Mit je 27,4 Hektar überbauter Fläche auf dem rund 41 Hektar großen Gebiet zwischen der Straße Steinberg, der Voßhörn- und der Aschhoopstwiete sind beide Varianten dagegen nahezu identisch, und auch der Anteil von Grün- (23,6 beziehungsweise 23,1 Prozent) sowie Verkehrsflächen (10,5 beziehungsweise 11,0 Prozent) differiert nur marginal.

Das Hauptargument für eine dichtere Bebauung ist die Nachfrage nach günstigem Wohnraum. Hans-Jürgen Agather: „Vor fünf Jahren dominierten noch Reihenhäuser und Eigentumswohnungen den Neubau. Heute gibt es einen großen Bedarf an erschwinglichen Mietwohnungen“ – verbunden mit einer Wiederbelebung des öffentlich geförderten Wohnraums. Darauf ist das gesamte Projekt fokussiert. Investor Hartmut Thede, Projektentwickler in Diensten des Elmshorner Wohnungsbauunternehmens Semmelhaack, sagt: „30 Prozent geförderter Wohnraum sind im Wettbewerb gefordert worden. 40 Prozent erscheinen mir angemessen.“

Die Mehrfamilienhäuser sollen insbesondere in der verdichteten Version kleine Wohnhöfe mit Reihen- und Einfamilienhäusern umfassen. Die Wohnungen in den Mehrfamilienhäusern will Semmelhaack im Bestand halten, einen Teil der Reihenhäuser auch. Die übrigen Immobilien sollen – so der Plan – verkauft werden. Auffällig im Plan sind zwei breite Grünschneisen, die sich von Norden nach Süden beziehungsweise Westen nach Osten durch das Gebiet ziehen und es quasi vierteln.

Durchgangsverkehr im Quartier verhindern

Was am geplanten Verkehrskonzept noch auffällt: Es sieht keine sogenannte interne Durchbindung vor. Das heißt, niemand soll mit dem Auto von einem Ende des Gebiets ans andere fahren können. So lasse sich einerseits verhindern, dass Durchgangsverkehr durchs Quartier fließt, sagt Verkehrsplaner Sebastian Groß. Und: Die zusätzliche Verkehrsbelastung außerhalb von Wedel Nord werde gerecht verteilt, weil nicht alle Bewohner dieselbe Zufahrt – etwa zur ohnehin überlasteten Holmer Straße hin – nutzten.

Doch sollte es im Norden des Gebiets, ungefähr auf der Trasse der Voßhörntwiete, eine durchgängige Straße geben, oder sollte der Verkehrsfluss auch hier bewusst unterbrochen werden? Das haben die Politiker zu entscheiden, ebenso wie sie eine Antwort auf die Frage finden müssen, ob sie für lichtere oder dichtere Bebauung, für weniger oder mehr Wohnungen sind.

Die ersten Reaktionen zeigen: Sie sehen den Bedarf, wollen aber nicht übertreiben. Die FDP könnte sich mit einer größeren Lösung anfreunden, „aber nicht so viel wie maximal möglich und nicht zu hoch“, sagt Martin Schumacher. „Erst mal mit 900 anfangen und dann notfalls auf 1200, 1300 raufgehen“, meint Manfred Eichhorn (SPD). Kay Burmester (CDU): „Die Anzahl hat sich von Sitzung zu Sitzung erhöht. Wir sollten erst mal bei 900 bleiben.“ Aber das sei nicht in Stein gemeißelt. „Brauchen wir so viele Wohnungen? Ich sehe das kritisch“, sagt Joachim Funck (WSI). Das Neubaugebiet dürfe nicht zur Schlafstadt für Hamburger werden. Dieter Strüven (Linke) sagt hingegen: „Wir wissen alle, wie viel Wohnungen wir zusätzlich brauchen. Und die Zahl wird nicht kleiner. Es gibt viele Leute, die sich heute keine Wohnung in Wedel leisten können.“

Bei einer Einwohnerversammlung sollen demnächst die Wedeler die Gelegenheit bekommen, sich aus erster Hand über die aktuelle Planung zu informieren.