Wedel. Die Gewinner des Ideenwettbewerbs stellten ihre Pläne vor. 53 Hektar, 800 Wohneinheiten für 2000 Bewohner: Wedel hat Großes vor.

Ein Blick auf Wedels zukünftigen Stadtteil werfen? Klar, da ist das Interesse groß. Dass es jedoch so groß sein würde, überraschte dann doch. Mitarbeiter der Stadtverwaltung schleppten am Dienstagabend zahlreiche zusätzliche Stühle in den Ratssaal, während Bürgermeister Niels Schmidt angesichts des Gedränges in seiner Begrüßungsrede bereits über ein größeres Rathaus nachdachte. Wedel hat eben Großes vor: Im Norden der Stadt soll ein ganz neues Viertel entstehen. Auf 53 Hektar Baumschulland könnten bis zu 800 Wohneinheiten für etwa 2000 neue Bewohner Platz finden. Geplant sind zudem eine Kita, ein kleiner Nahversorger und eine neue Schule.

"Fief Stücken Wedel" taufen die Zweitplatzierten ihr Konzept für Wedels neuen Stadtteil © Katy Krause

Wie das Ganze einmal aussehen könnte, war erstmals am Dienstag zu sehen. Dort wurden die Ergebnisse eines städtebaulichen Wettbewerbs zum neuen Wohnquartier präsentiert. Mehr als 200 Interessierte lockte dieser Blick in die Zukunft ins Rathaus. Ähnlich groß war das Interesse bereits an dem Wettbewerb gewesen. 28 Teams, beispielsweise aus Berlin, Stuttgart, Köln und München, reichten Ideen für das nicht gerade alltägliche Wedeler Wachstumsprojekt ein. Eine neunköpfige Fachjury wählte zehn von ihnen aus, die daraufhin ihre Konzepte entwickelten. Unter ihnen wurden die besten drei Teams vor kurzem ermittelt. Sie durften am Dienstag ihre jeweiligen Pläne vorstellen, die die Grundlage für nötigen Bebauungspläne bilden werden.

Zu hören und zu sehen gab’s eine Grüne Welle für Wedel, eine Dorflandschaft am Rande der Stadt und ausführliche Details zum Siegerentwurf. Deren Macher punkteten mit klaren Strukturen und einer hierarchischen Landschaftplanung, aber vor allem setzen sie auf eine gute Nachbarschaft.

Wie die gelingen soll? Zum einen durch einen breiten Grünstreifen, der einen Puffer zwischen dem alten und dem neuen Stadtteil bilden soll. Das nimmt auch viel Konfliktpotenzial aus den Planungen. Zum anderen wird auch innerhalb der jeweiligen Quartiere, die in fünf Bauabschnitten entwickelt würden, ein „Wir-Gefühl“ gefördert. Dafür sortieren die Stadtplaner jeweils 30 Wohneinheiten um einen Innenhof. „Mit diesen Wohnhöfen wird eine räumliche Verbundenheit geschaffen. Die Nachbarn können sich sehen und bilden so eine soziale Einheit“, erklärt Hans-Joachim Agather vom Architektencontor Agather-Bielenberg mit Sitz in Hamburg.

Die Stadtplaner aus dem Raum Düsseldorf hatten für Wedel die Idee der Grünen Welle
Die Stadtplaner aus dem Raum Düsseldorf hatten für Wedel die Idee der Grünen Welle © Katy Krause

Wenn es nach ihm und seinem Planungsteam geht, dann liegt das Zentrum des neuen Stadtteils genau an der Grenze zum bisherigen Wedeler Wohnraumende. Auf Höhe der Aastwiete entstünde ein zentraler Platz, der sich terrassenförmig in Richtung eines schön gestalteten Regenrückhaltebeckens erstreckt. An den Platz grenzen die neue Schule samt Kita sowie auf der gegenüberliegenden Seite eine Seniorenwohnanlage und ein kleiner Nahversorger in Form eines Bäckers an. Die Planer verzichten bewusst auf Querstraßen, um Durchgangsverkehr zu vermeiden. Die neuen Bewohner sollen sich möglichst gleichmäßig über die mit dem Wohngebiet neu entstehende Nordumfahrung auf die bestehenden Straßen verteilen und nicht allein die Altstadt mit zusätzlichem Verkehr weiter belasten. Zudem sieht das Konzept eine Busanbindung vor. „Der Plan ist flexibel, es lassen sich Doppel- durch Reihenhäuser ersetzen“, so Agather. Jeder Bauabschnitt sei in sich unabhängig. So könnte schrittweise das Gebiet erschlossen werden.

Wann das der Fall sein wird, darauf wollte sich am Dienstag keiner festlegen. Es dürfte noch Jahre dauern, bevor die Bagger wirklich rollen. Denn zuvor müssen sich die beteiligten Grundstückseigentümer, die zum Verkauf bereit sind und sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen haben, über die Details einig sein. Zudem braucht es einen Bebauungsplan für das riesige Areal. Das ist jetzt Aufgabe der Kommunalpolitiker.

Die Jury des Ideenwettbewerbs empfahl, mit dem Siegerteam aus Stadtplanern, Architekten, Verkehrsplanern und Landschaftsarchitekten und deren Entwurf weiter zu arbeiten. In der kommenden Sitzung des Planungsausschusses am Dienstag, 5. Mai, von 18 Uhr an steht dafür die Gründung einer politischen Arbeitsgruppe auf der Agenda. Sie soll die Entwicklung von Wedel-Nord vorantreiben und weitere Schritte debattieren.

Wer die Präsentation verpasst hat oder sich über die Planungsvorschläge aller Bewerber informieren möchte, kann dies bis zum 12. Mai im Wedeler Rathaus tun. Im Foyer werden die Entwürfe sowie kurze Erläuterungen der drei Wettbewerbssieger sowie der anderen 25 Bewerber gezeigt.