Wedel . Semmelhaack präsentiert Pläne für neues Stadtviertel mit 2500 Bewohnern. Unternehmen hat bereits 85 Prozent der Bauflächen gekauft.

Nun ist die Katze aus dem Sack. Seit Dienstagabend ist klar, wer in den kommenden Jahren an Wedels Zukunft baut. Es ist das Elmshorner Unternehmen Semmelhaack. Der Baugigant, der derzeit unter anderem in Tornesch und Elmshorn große Wohnquartiere entwickelt, hat nach eigenen Angaben 85 Prozent der 51 Hektar umfassenden Baufläche im Gebiet Wedel Nord aufgekauft beziehungsweise sich das Kaufrecht gesichert. Weitere sollen folgen, wie Hartmut Thede als Projektleiter auf Nachfrage erläutert.

Thede stand am Dienstag Kommunalpolitikern Rede und Antwort, stellte im Planungsausschuss das Unternehmen vor, das in den kommenden Jahren Wedel zu einem weiteren Stadtteil verhelfen will. Und das wird mit bis zu 1100 statt bislang etwa 800 Wohneinheiten deutlich größer als geplant – und auch sehr viel schneller realisiert. War zuletzt noch von einem Entwicklungszeitraum von bis zu 15 Jahren die Rede, erklärte Thede nun, dass bis 2020 weite Teile der geplanten Wohnquartiere im Baugebiet fertiggestellt sein sollen.

Hartmut Thede ist bei Semmelhaack Leiter der Projektentwicklung.
Hartmut Thede ist bei Semmelhaack Leiter der Projektentwicklung. © Arne Kolarczyk

Dabei gibt es bislang nicht einmal den nötigen Bebauungsplan. Zudem braucht es einen Rahmenplan, einen unterzeichneten städtebaulichen Vertrag und eine Erschließung. „Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe“, gesteht Thede. Aber die Zeit drängt. Grund sind die bis 2018 befristeten attraktiven Finanzhilfen des Landes Schleswig-Holstein zur sozialen Wohnraumförderung. „Das ist ein Anreiz für alle in der Bauwirtschaft, ein höheres Tempo bei der Realisierung zu fahren“, so Thede.

Mit dem Bauen und Schaffen von Wohnraum kennt sich der neue Investor in Wedel aus. Der 1938 in Elmshorn von Inhaber Theodor Semmelhaack gegründete Betrieb hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern entwickelt. 20.000 Wohneinheiten zählen zum Portfolio. Denn das Unternehmen behält zahlreiche der selbst erstellten Geschosswohnungen und vermietet sie. Genau das plant das Bauunternehmen auch in Wedel.

Bis zu 800 Wohneinheiten könnten im Norden der Stadt auf diese Weise entstehen, ein großer Teil davon ist als sozial geförderter Wohnraum geplant, wie Thede betont. „Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist ein ganz aktuelles Thema, besonders in Wedel“, erklärt er. Wie sich in Gesprächen mit der Stadtverwaltung und den politischen Vertretern gezeigt habe, bestehe der Wunsch, den Anteil der Geschosswohnungen in dem geplanten Baugebiet zu erhöhen, um so den Druck von Wedels Wohnungsmarkt zu nehmen.

Der ist bereits jetzt hoch, und es wird erwartet, dass er aufgrund des Wohnraumbedarfs durch die Flüchtlinge weiter deutlich steigt. Thede stellte bis zu 40 Prozent sozialgeförderte Wohnungen in Aussicht. Davon könnte wiederum ein Kontingent speziell für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt werden. Das soll mittels eines städtebaulichen Vertrages geregelt werden, genauso wie die Zielgruppen, an die zudem zahlreiche geplante Einfamilien- und Reihenhäuser verkauft werden sollen. „Wir denken an die Wedeler“, sagt Thede. Sprich: Wedeler Familien würden beim Kauf bevorzugt.

Bis Sommer 2016 soll Rahmenplan erstellt werden

Der Zeitplan sieht nun folgendermaßen aus: Bis Sommer 2016 soll zusammen mit dem Investor und den siegreich aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervorgegangenen Architekten einen Rahmenplan erstellt werden. Der dient als Basis für einen Bauplan samt Bürgerbeteiligung. Gleichzeitig wird an einer fiskalischen Wirkungsanalyse gearbeitet. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich ein von der Politik gefordertes 20.000 Euro teures Gutachten zu den Folgen des neuen Stadtteils Wedel Nord. Dabei geht es um die finanziellen Auswirkungen auf den städtischen Haushalt. Mit welchen Kosten muss Wedel zum Beispiel im Bereich Schule, Öffentlicher Nahverkehr und Kita bei den geschätzten 2500 Bewohnern im neuen Stadtteil rechnen?

Klar ist, dass im Haushalt 2016 500.000 Euro für Gutachten, Entwürfe und Architektenhonorare eingeplant sind. Damit geht die Stadt in Vorleistung. Die Kosten sollen dann von Bauherr Semmelhaack übernommen werden. Wie hoch die gesamte Investition für das riesige Bauprojekt ist, kann Thede noch nicht beziffern. Es handelt sich auf jeden Fall um eine Summe im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.