Bönningstedt/Hasloh. Heidefriedhof in Bönningstedt schafft erstmals im Kreis Pinneberg eine fix und fertige Ruhegemeinschafts-Grabanlage für 66 Urnengräber.

Der Heidefriedhof in Bönningstedt, den die Gemeinde zusammen mit Hasloh betreibt, soll attraktiver werden. Darum haben die Kommunen jetzt ein in dieser Form im Kreis Pinneberg neues Angebot für Bestattungen geschaffen. Sie haben vom Friedhofsgärtner und einem Steinmetz eine parkähnliche Grabanlage mit 66 Urnengrabstellen fix und fertig anlegen lassen, die jetzt für die gesamte Ruhefrist von 25 Jahren die Angehörigen von einer Grabpflege befreit.

„Dieser Bestattungsgarten, den wir Ruhegemeinschaft nennen, ist 2007 erstmals in Berlin angelegt worden“, sagt Nadia Reumann von der Treuhandstelle für Dauergrabpflege, die allein 5000 Gräber auf 300 Friedhöfen im Land von 130 Friedhofsgärtnern betreuen lässt.

Einen solchen „Staudengarten der Erinnerung“, wie er jetzt auf dem zwei Hektar großen Heidefriedhof als ein großes Gräberfeld mit fließenden Grenzen einschließlich der Findlinge angelegt ist, gebe es seit 2012 hierzulande in Lübeck, Bad Segeberg und Süsel, berichtet die Friedhofsexpertin. In dem kleinen ostholsteinischen Dorf sei bereits die zweite Ruhegemeinschaftsanlage geschaffen worden, dieses Mal für Sargbestattungen. „Der Angehörige kann sich ganz auf seine Trauer konzentrieren. Wir kümmern uns um alles Bürokratische. Das kommt den Bedürfnissen der Menschen entgegen.“

So schließe der Hinterbliebene einen Dauergrabpflegevertrag mit der Treuhandstelle ab, der Grabstelle, Stein und Pflege einschließlich neuer Bepflanzung zu jeder Jahreszeit für 25 Jahre sicherstellt. „Und wir kontrollieren auch die Gärtner, ob sie es gut und richtig machen“, verspricht Reumann. Für ein Einzelgrab koste dieses „Rundum-Sorglos-Paket“ 2140 Euro zuzüglich der Friedhofsgebühren von rund 1000 Euro. Ein Partnergrab im Staudengarten sei etwa doppelt so teuer.

Mit diesem Angebot sollen vor allem Angehörige von ihrer Pflicht entlastet werden, sich um die Erstanlage und die Pflege des Grabes selber kümmern zu müssen. „Oft leben sie ganz woanders als ihre Eltern und können dies allein schon deshalb nicht leisten“, weiß Reumann. „Sie wünschen sich aber ein schönes Grab für ihre Lieben.“

Und das würden sie hier bekommen, dank der gärtnerischen und gestalterischen Vorleistung, die der Friedhofsgärtner Maik Horn und der Steinmetz Tim Pahl hier gewährleistet hätten. So hat Horn 5000 Frühlingsblüher und Schnabel-Stauden rund um die Grabanlage gepflanzt, die demnächst in allen Farben sprießen werden. Sogar der einzige Rotahorn weit und breit gehöre dazu, erklärt der Gärtner, der zum Sommer die nächsten Anpflanzungen auf den Beeten plant.

Bessere Auslastung der Friedhöfe schaffen

Eines davon werde in den Landesfarben blau-weiß-rot erblühen. Steinmetz Pahl hat die Findlinge behauen, auf denen der Name der Verstorbenen in Bronzeguss verewigt werden kann. „Das ist witterungsbeständig, pflegeleicht und kundenfreundlich.“ Jeder Findling stehe für eine Grabstelle.

Auch die Gemeinden versprechen sich von der Ruhegemeinschaft der Toten eine bessere Auslastung ihres Friedhofs. Mit noch etwa 70 Bestattungen im Jahr habe sich ein fünfstelliges Defizit für den fast 50 Jahre alten Heidefriedhof angesammelt, erklären die Bürgermeister Peter Liske (Bönningstedt) und Bernhard Brummund (Hasloh). 80 Prozent davon sind Urnengräber. Die Friedhofsgebühren seien gerade erst neu angepasst worden. Die Konkurrenz zum benachbarten Ruhehain, der 100 Bestattungen im Jahr hat, wie Waldbesitzer Jan-Willem Jurgens sagt, sei spürbar.

Und so hatte Manfred Heitmann, der in Hasloh den Friedhofsausschuss leitet und viele Jahre Friedhofsverwalter in Rellingen war, die Idee mit der Ruhegemeinschaft ins Gespräch gebracht und den Kontakt zur Treuhandstelle geknüpft, erzählt Brummund. „Die Menschen leben immer mehr als Single und sie sterben dann auch als Single“, bringt Heitmann die wachsende Zahl an Einzelhaushalten ins Spiel. Diesem Trend werde Rechnung getragen, indem die Gräber allein Verstorbener auf Dauer gepflegt werden, sofern sie denn diese Vorsorge träfen. „Alle Friedhöfe müssen heute mit der Zeit gehen“, weiß Heitmann.

Trotz aller gärtnerischen Rundumpflege können die Angehörigen Grabschmuck und Kerzen aufstellen und ihrer Lieben gedenken, sagt Nadia Reumann. Eigene Anpflanzungen seien allerdings nicht erlaubt.