Pinneberg. Umbau der Ernst-Paasch-Sporthalle nicht in Förderprogramm des Bundes aufgenommen. Politiker wollen sich für kleine Lösung einsetzen.

Das war’s dann wohl mit dem Traum von einem Pinneberger Kulturzentrum. Pläne, den Umbau einer früheren Sporthalle an der Lindenstraße weitgehend vom Bund bezahlen zu lassen, müssen begraben werden. Politiker hatten darauf gedrängt, das Projekt für ein Förderprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur anzumelden. Sie hatte die Hoffnung umgetrieben, 90 Prozent der mit 1,3 Millionen Euro veranschlagten Umbaukosten aus Berlin erstattet zu bekommen. Die Stadt hätte somit für einen vergleichsweise geringen Eigenanteil von 130.000 Euro eine seit langem herbeigesehnte Heimat für ihre Kulturschaffenden bekommen – geradezu ein Schnäppchen. Eines, das Pinneberg nunmehr entgehen wird. Denn das zuständige Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung verweigert den Zuschuss.

Pinnebergs Rathaussprecher bestätigt den Tiefschlag für all jene, die sich ein Kulturzentrum in den Räumen der historischen Ernst-Paasch-Halle wünschen: „Leider wird das Projekt nicht gefördert“, so Marc Trampe. Eine entsprechende Mitteilung des zuständigen Berliner Ministeriums liege der Stadtverwaltung vor. Für das Bundesprogramm, das in einer Höhe von 140 Millionen Euro aufgelegt worden sei, habe es Anfragen im Gegenwert von zwei Milliarden Euro gegeben. „Mehr als 1000 Vorhaben wurden angemeldet“, so Trampe. Daher sei nur ein Bruchteil der Investitionen als förderfähig erachtet worden. 95 Prozent der Anfragen seien ins Leere gelaufen.

Für Pinnebergs Theatermacher bedeutet die Entscheidung des Bundes, dass über ihren Köpfen weiterhin ein Damoklesschwert schwebt. Es droht der Verlust der Ernst-Paasch-Halle als Spielstätte. Die einst im Jahre 1891 vom Kaufmann Herman Wupperman errichtete Sporthalle ist fraglos baufällig. Es gibt Zweifel an auseichendem Brandschutz. Vor einigen Monaten war sogar von einer möglichen Sperrung des Gebäudes die Rede gewesen. Die ist zwar vom Tisch. „Es muss aber dringend etwas passieren“, sagt SPD-Ratsherr Herbert Hoffmann, der seit Jahren für die heimatlosen Kulturschaffenden in der Kreisstadt in die Bütt steigt. Seine Fraktion werde nach der „bitteren Enttäuschung“ jetzt dafür sorgen, dass zumindest 15.000 Euro in den städtischen Etat eingestellt würden, um handlungsfähig zu bleiben.

Die Diskussion um die Ernst-Paasch-Halle zieht sich seit Jahren hin. Eigentlich hätte längst eine Nutzungsänderung für den Bau erfolgen sollen. Im Frühjahr 2015 hatte die Politik den entsprechenden Antrag auf den Weg gebracht. Der nötige Bauantrag war seitens des Kommunalen Servicebetriebs der Stadt, der sich um städtische Gebäude kümmert, auch gestellt worden. Genehmigt wurde er jedoch nie. Weil versäumt wurde, nachgeforderte Unterlagen fristgerecht zu liefern, wie die Stadt im Oktober einräumen musste. „Die Sache ist gegen die Wand gefahren worden“, so Hoffmann, der in den vergangenen Monaten immer wieder Kritik an der Arbeit des Pinneberger Kulturamts geäußert hatte. „Wir stehen jetzt vor dem Nichts.“

Erst die Umwidmung der früheren Schulsporthalle würde rechtlich die Voraussetzung für eine regelmäßige Nutzung als Theater schaffen. Bislang ist die nur in Ausnahmefällen möglich. Andreas Hettwer ist Vorsitzender des Forum Theaters. Die Truppe hat eine solche Genehmigung in der Tasche. Die gilt bis zum 31. Dezember 2016. Was danach kommt, ist unklar. „Wir bauen komplett auf die Ernst-Paasch-Halle“, sagt Hettwer, dessen Ensemble auch seinen Fundus an der Lindenstraße lagert. „Es ist gut, dass zumindest versucht wurde, von dem Förderprogramm zu profitieren“, so Hettwer. Er bleibe Optimist – und hoffe, dass sich nun andere Optionen böten. „Im Leben ergeben sich immer wieder neue Chancen.“

Ob die Enttäuschung über den negativen Bescheid aus Berlin im Rathaus allzu groß ist, darf zumindest angezweifelt werden. Bürgermeisterin Urte Steinberg hatte längst klar gemacht, dass ihr angesichts der aktuellen Finanzkrise auch eine Investition von 130.000 Euro schon sauer aufstoße. Die Stadt müsse angesichts des Schuldenbergs von mehr als 100 Millionen Euro und einem drohenden Jahresdefizit von mehr als zehn Millionen Euro künftig von freiwilligen Ausgaben Abstand nehmen. Gegen den Rat der Verwaltungschefin hatte die Politik durchgedrückt, dass der Förderantrag trotz des zu leistenden Eigenanteils nach Berlin gesandt wird.

Dass der Umbau der Ernst-Paasch-Halle zu einem Kulturzentrum in Eigenregie der Stadt Pinneberg erfolgt, ist angesichts der Finanznot annähernd ausgeschlossen. Die Anfang 2015 aufs Tapet gebrachte Suche nach einem Investor ist gescheitert. Vor diesem Hintergrund könnten Diskussionen, die Aula der Kreisberufsschule in Pinneberg als Theatersaal zu nutzen, wieder aufflammen. Andreas Hettwer hat sich die Räume bereits angesehen – und fällt ein eindeutiges Urteil: „Dort kann man nicht Theater spielen.“ Auch den Umzug ins Jugendzentrum an der Bahnhofstraße, wo die Pinneberger Bühnen ihre Stücke aufführen, hält er für Unsinn. „Das ist ein Haus für die Jugend, und Jugendarbeit ist wichtig“, sagt Hettwer, der für 110 Mitglieder seines Vereins spricht. CDU-Kulturexperte Diedrich Drechsler macht den Theatermachern Mut auf eine „kleine Lösung“. Seine Fraktion sei bereit, das Geld für notwendige Lärm- und Lüftungsgutachten in den Haushalt einzustellen und so zumindest den Erhalt der Paasch-Halle als Spielstätte zu prüfen. Ja, das Kulturzentrum sei vom Tisch. Ziel müsse es jetzt sein, „einen Plan B“ zu verfolgen.