Quickborn. Bürgermeisterwahl in der Stadt Quickborn: Kandidatenrunde mit Amtsinhaber Thomas Köppl und Herausforderin Annabell Krämer.

Egal, wie die Bürgermeisterwahl am 24. April in Quickborn ausgeht – die etwa 17.000 wahlberechtigten Bürger werden einen Ratshauschef oder -chefin bekommen, der oder die mit Leidenschaft Quickborner ist. So zog Amtsinhaber Thomas Köppl den Vergleich mit dem bekannten Kinderbuch „Oh wie schön ist Panama“ von Janosch, wo die Freunde Tiger und Bär mit ihrer Tigerente Panama als Land ihrer Träume suchen und es am Ende zu Hause finden. „Quickborn könnte auch Panama heißen“, befand Köppl. „Erst aus der Distanz entdeckt man, wie lebenswert es hier ist.“

Auch seine Herausforderin Annabell Krämer wartete mit einer Liebeserklärung für Quickborn auf. „Ich liebe diese Stadt. Quickborn ist meine Heimat in dritter Generation, hier bin ich zur Schule gegangen, mein Großvater war Schuldirektor und hatte eine Pferdekoppel. Quickborn liegt mir am Herzen.“ Wer allerdings nach längerer Abwesenheit wieder mal zurückkehre, stelle auch kleine Makel fest, relativierte sie Köppls Kinderbuch-Vision ein wenig. Ihre Freundin Monika, die seit 15 Jahren in Wuppertal wohnt, habe sich doch sehr gewundert, dass es so viele Leerstände in der Stadt gebe und der Wochenmarkt so trostlos aussehe.

Der SPD-Ortsverein hatte die 44 Jahre alte, amtierende FDP-Fraktionsvorsitzende der Ratsversammlung und den sechs Jahre älteren Verwaltungschef zu einer ersten öffentlichen Kandidatenrunde in die Räume der Awo eingeladen. Auch wenn seine Partei keinen eigenen Kandidaten aufstellen werde, sollten sich doch die Mitglieder zumindest selbst ein Bild machen, wen sie denn für geeignet halten, die nächsten sechs Jahre die gut 200 städtischen Mitarbeiter zu leiten, begründete SPD-Chef Jens-Olaf Nuckel die Veranstaltung. Etwa 70 Zuhörer ließen sich diese Gelegenheit im bis zum letzten Platz gefüllten Saal nicht entgehen und stellten den Kandidaten auch eifrig Fragen.

Doch zuvor waren die Bewerber selber dran. Köppl, der seit zwölf Jahren im Amt ist, warb für sich mit den Worten: „Der derzeitige Motor ist gut eingefahren. Nutzen Sie ihn ruhig weiter.“ Er habe viel Freude an diesem Job. „Der Bürgermeister ist der Dirigent einer Stadt. Er muss aus dem Vielklang der Bürgerschaft für einen einheitlichen Wohlklang sorgen.“ Sollte er abgewählt werden, wäre er „traurig und enttäuscht. Und Bürgervorsteher Henning Meyn muss sich dann Sorgen um seinen Job machen“, verriet Köppl, der den Vorsitz der Ratsversammlung bereits vor seiner Wahl zum Bürgermeister 2004 innehatte.

Annabell Krämer versprach, durch eine offene Kommunikation mit Bürgern und Geschäftsleuten deren „Vertrauen zurückgewinnen“ zu wollen. Sie werde Stadteilversammlungen abhalten und Bürgern, die sich öffentlich zu Wort melden, nicht das Mikro abschalten, wie bei der Diskussion um die Umsiedlung der privaten Gemeinschaftsschule und der Sanierung geschehen. „Ich werde aktiv zuhören.“ Bürger, die sich beteiligten, sollten sich „ernst genommen fühlen“. Quickborn sollte seine Nischen nutzen wie das Beluga-Kino. „Das ist klein und hip und hat Angebote für jedermann.“ Falls sie es nicht schaffen sollte, bleibe sie in der Politik.

Wie lange soll das Rathaus geöffnet sein?

Wie sie denn Personalkosten einsparen wollten, fragte ein Zuhörer. Sie würde die Öffnungszeiten im Rathaus einschränken und Mitarbeiter weniger Aufgaben erfüllen lassen, um die „Verwaltung schlanker zu machen“, kündigte Krämer an. Politik und gesetzliche Vorgaben würden die Leistungen bestimmen, „die mit Personal hinterlegt werden müssten“, entgegnete Köppl. Seine Verwaltung sei günstig und arbeite „extrem effizient“, wie Gutachten belegten. Die Öffnungszeiten spielten dabei keine Rolle.

Auch bei der Frage, wie sie mit der AfD umgehen würden, unterschieden sich die Kandidaten. „Wir dürfen sie nicht verteufeln, sondern müssen uns mit ihr auseinandersetzen, um die Argumente der AfD als hohle Luft zu entlarven“, zeigte sich Krämer konziliant. Köppl lehnte es kategorisch ab, sich „mit diesen nichtdemokratischen Figuren an einen Tisch zu setzen“. Ein Lokal in Quickborn, das die AfD bei sich tagen lasse, „werde ich nicht mehr aufsuchen“, betonte er.

Beide Kandidaten sprachen sich für ein Radwegekonzept, den S-Bahn-Anschluss und ein gutes Verhältnis mit den Nachbarorten aus. Die Sanierung des Schulzentrums-Süd rief Differenzen hervor. Die Verschiebung koste die Stadt jetzt 400.000 Euro mehr, kritisierte Krämer. Er habe einen Ingenieur von der Planung abziehen müssen, weil sonst die Unterbringung der 270 neuen Flüchtlinge nicht so reibungslos geklappt hätte, begründete Köppl diese Verzögerung beim Schulbau.

Die Initiative aus der Bürgerschaft, überall in der Stadt kleine Blumenwiesen anzupflanzen, stieß ebenfalls auf ein unterschiedliches Echo. Während Krämer versprach, solche Vorschläge zur Mitgestaltung anzunehmen „und nicht kleinzureden“, zeigte Köppl die Grenzen seines Verständnisses auf. Das sei „pflegeintensiv“ für den Bauhof. An Schulen, wo die Blüten gleich wieder niedergetrampelt würden, halte er es schlicht „für eine Verschwendung von Haushaltsmitteln“. Krämer sagte dagegen: „Wir sollten ruhig Blumenwiesen vor den Schulen ausprobieren.“

Im März kommt es noch ein zweites Mal zu diesem Kandidatenduell, bevor die Wähler entscheiden müssen.