Appen. In Appen präsentierten Thomas Haloschan und Band ganz eigene Interpretationen von der Songs des berühmten Leonard Cohen.

Einmal die Augen zu und gelauscht: Da ist er, der Leonard-Cohen-Effekt. Die Stimme klingt tief, warm und gleichzeitig spröde, eine unverkennbare Mischung. Fast erwartet man, den Musiker gentlemanlike im Anzug auf der Bühne zu erblicken. Doch es ist nicht Cohen, der am Freitagabend in der bis auf den letzten Platz besetzten Appener St.-Johannes-Kirche auftritt, sondern Thomas Haloschan. Er hat die Sängerin Ashley Adair und Gitarrist Marco Horn mitgebracht.

Gemeinsam spielen sie aus dem Programm „I’m Your Man“, einem Querschnitt durch das Werk des inzwischen 81-jährigen Singer-Songwriters und Schriftstellers Cohen. Zwischen den Stücken liest Haloschan Ausschnitte aus dessen Werk und erzählt über die verschiedenen Schaffensperioden. Sängerin Ashley Adair wirkt zwar klein zwischen ihren Kollegen, aber das täuscht, was ihre Stimme angeht, gewaltig. Das ist sie nämlich – und dabei von bestechender Klarheit. Das Gefühl von Sehnsucht kann sie ebenso transportieren wie Hingabe. Haloschans prägende Stimme findet darin ihr Pendant. Kein Wettbewerb gegeneinander, sondern ein gegenseitiges Ergänzen und Abstimmen, oft mit Augenkontakt. Haloschan spielt Mundharmonika und auch Gitarre wie Marco Horn. Der bleibt zwar dezent im Hintergrund, trägt aber versunken ins eigene Spiel wesentlich zum Hörgenuss in diesem kleinen Rahmen bei.

Der Pastor der Gemeinde, Frank Schüler, findet Leonard Cohens Musik „schon immer gut“. „Die klingt sehr authentisch, sozusagen ,straight from the heartʼ, und mir gefällt, dass da eine Botschaft ist, die er rüberbringen will“, sagt er. Botschaften gibt es viele bei Cohen. Seine Texte berichten von Liebe, Leidenschaft, Zerrissenheit, Drogenerfahrungen, politischen und ethischen Themen bis hin zu religiösen. Galt er anfangs als melancholischer Bote des Düsteren, habe sich die Rezeption der Stücke stark verändert, so Haloschan. Das Poetische und künstlerisch Hochwertige stehe nun mehr im Vordergrund. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, die vielen Facetten Cohens in einem Konzert aufzuzeigen. So sieht jedes ein bisschen anders aus, auch wenn das Konzept der chronologischen Reihenfolge aufgeht.

Der Kanadier und jüdische Schriftgelehrte Cohen ist anderen Religionen gegenüber sehr aufgeschlossen. In den 90er-Jahren verbrachte er sogar einige Jahre in einem buddhistischen Kloster als Mönch, erzählt Haloschan zwischen zwei Songs. Sein weltweit meistgespieltes und gecovertes Stück sei „Hallelujah“, was dann auch live folgt. Das Trampeln des Publikums in den Bänken und die Bravo-Rufe klingen ein wenig ungewohnt in der Kirche, aber durchaus angemessen. „Ich bin sehr glücklich“, sagt Haloschan nach dem Applaus und vor der letzten Zugabe, der Dialog mit den Besuchern ist hörbar gelungen. Die Band spielt noch „Alexandra Leaving“, einen Song über Abschied, und entlässt ihr Publikum damit nach diesem schönen Konzert in die Winternacht.