Pinneberg. Propst Thomas Drope geht in seinem Vortrag zu Heiligen Schriften in Pinneberg auf Terrorismus ein. Auftakt zur Veranstaltungsreihe.

Durch das Lautwerden radikaler Gruppen des Islam zunächst im Iran, dann in Afghanistan, in großen Bereichen Asiens und Afrikas und schließlich in Europa und Nordamerika, aber auch durch radikale Strömungen des Christentums in den USA und des Judentums in Israel, seien grundlegende Glaubensinhalte dieser drei Weltreligionen stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, so Thomas Drope. Alle beriefen sich auf die Autorität der schriftlichen Zeugnisse ihres Glaubens.

Mit diesem Bezug auf das aktuelle Weltgeschehen leitete der Propst des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein am Freitag im Katharina-von-Bora-Haus in Pinneberg seinen Vortrag „Bibel und Leben, Leben und Bibel“ ein und eröffnete damit die Vortragsreihe „Heilige Schriften“, für die auch Vertreter des Judentums und des Islam als Redner gewonnen werden konnten. Etwa 80 Zuhörer kamen zum Auftakt des theologischen Diskurses, den Wera Lange und ihr Team der Akademie Theologie organisiert haben.

„Was steht eigentlich im Koran, wenn einzelne Suren zur Begründung von schrecklichen Taten wie zur Regelung des täglichen Lebens in islamischen Kulturen herangezogen werden? Worauf berufen sich jüdische Siedler, wenn sie ihre Landbesetzung in Palästina mit Texten aus Tora, von Propheten und aus weiteren Schriften begründen? Woher nehmen Christen ihre Weisheit, die sie wahlweise vehement gegen Verhütung und Abtreibung oder für den Schutz der Umwelt als Bewahrung der Schöpfung auftreten lässt?“, fragte Thomas Drope.

Der Verweis auf die eigene heilige Schrift solle Begründung genug sein, der durch diese Schrift begründete Glaube an die Inhalte der eigenen Religion werde im Extremfall mit einem höheren Wert versehen als ein menschliches Leben. „Damit können wir uns nicht zufriedengeben“, sagte er. „Nichts von Menschen und Göttern Gemachtes kann einen höheren Wert haben als ein menschliches Leben.“

Diskussion im Anschluss an den Vortrag

Aus diesem Grund müsse sich der Mensch fragen, was dran sei an den heiligen Schriften, was sie so besonders mache und wie sie gemeint seien. „Damit wollen wir uns in der diesjährigen Akademie mit unseren Vorträgen befassen.“ Bibel, Koran, Tora und die UN-Charta der allgemeinen Menschenrechte werden in den kommenden Wochen immer freitags vorgestellt und beleuchtet.

So lebe das evangelische Christentum von der steten Auseinandersetzung mit biblischen Texten und menschlicher Erfahrung. Die Heiligkeit der Schrift ergebe sich erst in der spannungsvollen, lebendigen Begegnung zwischen geschriebenem, gelesenem, gehörtem biblischen Wort und menschlicher Erfahrung. „Kritik ist gewünscht und gefordert“, sagt Drope. Denn selber denken mache schlau.

Für Drope ist die Antwort auf den Terrorismus, sich auf das Positive zu besinnen und sich als Gemeinschaft nicht unterkriegen zu lassen. „Wir machen weiter, fahren weiterhin nach Paris und Istanbul“, sagte er. Es gebe keinen Grund zu resignieren.

Im Anschluss an den Vortrag lud der Propst ein, gemeinsam zu diskutieren und Fragen zu stellen. Es entstand eine rege Diskussion.