Quickborn. Die St. Petrus-Gemeinde in Quickborn besteht seit 30 Jahren. Bürgermeister Köppl unterstützt die Christen bei der Standortsuche.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich in Quickborn in den vergangenen drei Jahrzehnten eine römisch-orthodoxe Kirchengemeinde etabliert, der inzwischen 200 meist arabische Christen angehören. Seit zwei Jahrzehnten hält die St. Petrus-Gemeinde ihre deutsch-arabischen Gottesdienste alle zwei Wochen in der katholischen Kirche am Kurzen Kamp ab, zu der auch Gläubige aus Hamburg, Neumünster und dem Kreis Segeberg kommen

Doch diese Gastrolle reicht der wachsenden Gemeinde nicht mehr. „Wir wollen endlich unseren eigenen Kirchenstandort in Quickborn haben“, sagt der Kirchenvorsteher dieser ursprünglich aus dem türkischen Antiochia stammenden Glaubensgemeinschaft, Jozef Kasapoglu. „Dies wäre die erste römisch-orthodoxe Kirche in ganz Norddeutschland.“

Die Zuwanderung der vielen Flüchtlinge aus dem arabischen Raum mache diesen Wunsch drängender denn je. „Wir könnten der Stadt und den Flüchtlingen doch viel besser helfen, wenn wir eine eigene Adresse hätten, an die sich die christlichen Flüchtlinge um Unterstützung und seelischen Beistand wenden könnten und wo sie Hilfe und Rat für das für sie völlig fremde Leben 4000 Kilometer von ihren Heimatländern entfernt erfahren würden.“

Verständnis für dieses Vorhaben hat die orthodoxe Gemeinde bereits im Rathaus gefunden. Bürgermeister Thomas Köppl sprach das Thema jetzt vor der Ratsversammlung im Zusammenhang mit jenen 250 Flüchtlingen an, die die Stadt inzwischen aufgenommen hat. Einen großen Teil stellten Anhänger des syrisch-orthodoxen Glaubens dar, sagte der Verwaltungschef mit dem Hinweis, dass fast die Hälfte der Asylbewerber aus diesem Bürgerkriegsland komme, von denen die Mehrzahl zwar muslimisch ist, aber ein Teil eben auch christlich geprägt ist, der nun vor dem Terror des Islamischen Staates flüchte.

„Wir müssen diese Gemeinde jetzt von Seiten der Stadt mit Kraft und Energie unterstützen“, fordert Köppl. Es werde bereits intensiv nach einem Standort für diese Kirche in Quickborn Ausschau gehalten. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, ein städtisches Grundstück dafür in Erbpacht zur Verfügung zu stellen“, sagt Köppl. Geeignete Standorte würden zurzeit geprüft.

Pfarrer Wolfgang Guttmann von der katholischen St. Marien-Gemeinde in Quickborn lobt seine Glaubensbrüder von der orthodoxen Gemeinde: „Das sind alles ganz liebe und umsichtige Mitchristen. Es ist sehr überzeugend, wie sie ihren christlichen Glauben leben. Das klappt alles reibungslos mit ihnen.“

Ein großer Teil dieser orthodoxen Gemeinde mit etwa 70 Familien lebt wie Kasapoglu seit Jahrzehnten in Quickborn. Die meisten sind wie das bei vielen Patienten beliebte Ärzte-Ehepaar Aida und Zouher Hannah fest integriert und assimiliert in die deutsche Gesellschaft. „Wir selbst und unsere drei Kinder, die auch Medizin studiert haben, haben die deutsche Staatsbürgerschaft“, sagt Aida Hannah. „Unsere Kinder sind zu 100 Prozent integriert.“ Sie selbst habe sich während des Studiums in Düsseldorf, wie sie sagt, „in Deutschland verliebt“ und wollte nicht wieder in ihr Heimatland zurück. Ihr Mann betont: „Unser Blut bleibt syrisch. Seine Wurzeln vergisst man nicht.“

Dabei hofft Dr. Hannah, der aus Aleppo stammt und in Damaskus gelebt hat, dass die meisten Flüchtlinge aus seinem Heimatland wieder dorthin zurückkehren werden, wenn dort endlich der Krieg beendet ist. „Die sollten beim Wiederaufbau helfen. Sonst saugt es Syrien das Blut aus.“

Freiwillig habe kein Flüchtling diese Strapazen auf sich genommen, seine Familie, seine Heimat, sein Land und seine Arbeit von heute auf morgen zu verlassen, um hier in Deutschland um Schutz zu suchen. „Ich frage immer: ‘Wollten die hier sein?’“, sagt Kirchenvorsteher Kasapoglu und antwortet sich selbst: „Nein, sie fliehen vor Krieg, Zerstörung, Verschleppung, Hunger und Not. Die Flüchtlinge sind die Opfer.“

Dabei sei Syrien, wo seit Jahrtausenden alle möglichen Religionen friedlich nebeneinander lebten, schon immer „das offenste und freieste Land der arabischen Welt“ gewesen, sagt Aida Hannah. Seit 50 Jahren gebe es dort Schulpflicht, Frauen könnten studieren, was sie wollten. „Es gab dort eine friedliche Multi-Kulti-Religions-Gesellschaft.“

Das deckt sich auch mit ihrem christlichen Glauben, betont Jozef Kasapoglu. So tragisch es für die Flüchtlinge sei - „unser Gott ist der Gott des Friedens. Wir wollen Frieden mit unseren Nächsten, das predigen und das glauben wir.“