Kreis Pinneberg. Die Religionen in Pinneberg arbeiten zusammen: Sie wollen gemeinsam mit den Bürgern über die Landesverfassung diskutieren.

„Für Gott in Schleswig-Holstein“ heißt eine Kampagne von Evangelischer und Katholischer Kirche im Norden. Ziel ist eine Aufnahme des Gottesbezuges in die Landesverfassung Schleswig-Holstein. Auch im Kreis Pinneberg ist das Thema inzwischen angekommen. In einigen Rathäusern wie etwa in Rellingen liegen entsprechende Unterschriftenlisten aus – und in Pinneberg gibt es in Kürze eine Info-Veranstaltung über alle Konfessionen hinweg.

Diskussionsabend am 9. Juni

Für Dienstag, 9. Juni, laden die Jüdische Gemeinde, die Türkisch-Muslimische Gemeinde sowie Evangelische und Katholische Kirche zu einem Diskussionsabend ein. Gastgeber ist von 19 Uhr an Wolfgang Seibert von der Jüdischen Gemeinde, Clara-Bartram-Weg 14. Dabei geht es den Initiatoren gar nicht darum, Überzeugungsarbeit im Sinne der Volksinitiative zu leisten. „Ich selbst habe noch gar keine eigene Haltung zu der Sache“, bekennt Seibert. Er halte es aber für wichtig, die Menschen zu informieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

„Wem nützt ein Gottesbezug in der Landesverfassung. Wem könnte er schaden und was würde das in der Praxis bedeuten?“ fragt sich nicht nur der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Pinneberg. Um diese und weitere Fragen zu klären, beginnt der Abend mit mehreren Statements zum Thema.

Unter anderem wird Pfarrer Georg Bergner sprechen, einer der Hauptinitiatoren der Volksinitiative. Sie wurde vom Ex-Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen, CDU, dem Kieler Künstler Bernhard Schwichtenberg sowie dem Vorsitzenden der Islamischen Regionsgemeinschaft Schleswig-Holstein, Fatih Mutlu, ins Leben gerufen.

Keine Mehrheit im Kieler Parlament

Hintergrund ist, dass der schleswig-holsteinische Landtag im Herbst 2014 darüber diskutiert hat, ob Gott in die Landesverfassung aufgenommen werden soll – beispielsweise mit einer Formulierung, wie sie seit 1949 im Grundgesetz verankert ist . Dort ist von der „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ die Rede. Im Parlament in Kiel gab es dafür keine Mehrheit.

Die Formulierung scheiterte mit 28 Stimmen ebenso wie ein Kompromissvorschlag des Grünen-Politikers und Kirchenfunktionärs Andreas Tietze. Er hatte den Wortlaut „auch in Verantwortung vor Gott, den Menschen und im Bewusstsein des religiösen, philosophischen und humanistischen Erbes“ vorgeschlagen. Dafür votierten 33 Landtagsmitglieder. Allerdings ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich, die derzeit bei 46 Stimmen liegt.

Die Befürworter sollen inzwischen mehr als 20.000 Unterschriften zusammenbekommen haben. In diesem Fall müsste sich der Landtag nochmals mit dem Thema befassen. Den Initiatoren geht es nach eigenen Angaben nicht allein um den Gottesbezug in der Landesverfassung. Sie wollen eine Debatte anstoßen, was Gott in unserer Gesellschaft bedeutet.

Damit rennen sie bei den Pinneberger Religionsgemeinschaften offene Türen ein. „Es geht uns darum, Gott und den Bezug des Menschen zu Gott neu zu denken“, sagt Sedat Simsek von der Türkisch-Muslimischen Gemeinde Pinneberg. Er selbst sei für den Gottesbezug in der Verfassung. „Mir geht es nicht um den praktischen Nutzen, sondern um die symbolische Bedeutung eines solchen Schritts.“

Die Moderation übernimmt Pastorin Iris Finnern aus Rellingen

Als „eher dafür“ outet sich Dorothea Pape, Pastorin der Heilig-Geist-Gemeinde Pinneberg. Sie freut sich auf den religionsübergreifenden Diskussionsabend. „Ich hoffe, dass daraus gute Beziehungen entstehen, die tragen. Ich freue mich auf viele gute Gespräche und auf die vielen Leute, die hoffentlich vorbeischauen werden.“

Die Moderation des Abends übernimmt Iris Finnern, Pastorin an der Rellinger Kirche. Sie hatte den Anstoß zu der Veranstaltung gegeben – und ist selbst, was das Thema Gottesbezug angeht, unentschlossen: „Ich kann mit beidem sehr gut leben und arbeiten.“